Was sich junge Flüchtlinge von den Kinderbischöfen wünschen
08. Dezember 2014
Hamburg. Natürlich hatten sie auch Schokolade im Gepäck. Die Hamburger Kinderbischöfe haben eine Flüchtlingsunterkunft besucht und Kinder beschenkt. Der größte Wunsch der jungen Flüchtlinge erfüllt sich erst im nächsten Jahr: ein neuer Spielplatz.
Hohen Besuch hatten die Kinder der Hamburger Flüchtlingsunterkunft Billstedt am Nikolaustag. Die Kinderbischöfe Zoe (11) und Marie (10) kamen samt Gefolge und brachten nicht nur Schokolade mit. Die Flüchtlingskinder konnten sich auch Geräte für ihren neuen Spielplatz aussuchen. Kinderbischöfe sind eine mittelalterliche Tradition in Hamburg, die vor 20 Jahren wiederbelebt wurde.
In kleinen Gruppen besuchten die Kinder die Familien im Containerdorf - immer ein junger Würdenträger mit drei Kindern als Gefolge. Und weil die drei Bischöfe allein die Aufgabe nicht hätten bewältigen können, wurden sie von drei Mönchen, drei Priestern und drei Diakonen im Ornat unterstützt. Insgesamt 40 Kinder aus zwei Klassen der evangelischen Wichern-Schule zogen durch die Flüchtlingsunterkunft.
Adel, Fatima und Sawan flüchteten aus Syrien
Der neunjährige Adel und seine sechsjährige Schwester Fatima blickten lange auf die verschiedenen Bilder mit Spielgeräten. Die Schaukel, die Wippe und das Spielhäuschen gefielen ihnen besonders. Was ihnen denn in ihrem Containerdorf fehle, wurden sie gefragt. "Hättet Ihr gerne mehr Platz?" Die Fragen fanden sie offenbar merkwürdig. Es sei alles schön hier, und Platz hätten sie auch genug, gaben die beiden syrischen Geschwister zur Antwort, während ihr kleiner Bruder Sawan (2) dem Schoko-Nikolaus die Mütze abbiss.
Adel, Fatima und Sawan wohnen seit sechs Monaten in der Flüchtlingsunterkunft Billstedt am Öjendorfer Park. Sie sind mit ihren Eltern vor dem Krieg in Syrien aus Damaskus über die Türkei geflohen. Auf dem Weg nach Deutschland wurden sie jedoch in Bulgarien aufgegriffen. Ihr Vater Mahdi Mahmoud hat Sorge, dass die Familie nach Bulgarien zurück muss. Es sei schrecklich dort gewesen, sagt er. Niemand habe der Familie dort geholfen. Hier in Deutschland seien die Menschen hilfsbereit und freundlich.
420 Menschen aus 50 Nationen in einem Containerdorf
In der Flüchtlingsunterkunft Billstedt leben rund 420 Menschen aus 50 Nationen. Der alte Spielplatz hat schon etwas gelitten, so dass Stephan Zörnig, ehemaliger Lehrer der Wichern-Schule, einen neuen bauen lassen will. Ein schöner Ort für die Kinder könnte auch die Familien im Containerdorf zusammenbringen, ist seine Idee. 22.000 Euro sollen die neuen Spielgeräte und die Sitzbänke kosten. Dank einiger Großspender hat er schon mehr als die Hälfte zusammen. Voraussichtlich im Mai soll dann der neue Spielplatz eingeweiht werden.
Die drei Kinderbischöfe sind bis dahin wieder ganz normale Schüler. Sie waren am vorigen Donnerstag in der Hauptkirche St. Nikolai feierlich in ihr Amt eingeführt worden. Ihre Aufgabe ist es, den Sorgen und Nöten von Kindern in Hamburg Gehör zu verschaffen. Als Schwerpunkt ihrer Arbeit hatten die drei Kinderbischöfe angekündigt, sich vor allem um Flüchtlingskinder kümmern zu wollen. Am Dienstag (9. Dezember) haben sie ein Treffen mit ihrer Amtsschwester: der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs.