"Gott wird uns vor den Fluten retten"

Wetterextreme und steigender Meeresspiegel bedrohen Inselparadies

Naa, die Nordspitze der Kiribati-Insel Tarawa, sieht aus wie ein Südseeparadies. Doch an einigen Palmen wird die Erosion der Küste bereits sichtbar. Der Klimawandel hat das Grundwasser versalzen lassen. Die Menschen sind weggezogen.
Naa, die Nordspitze der Kiribati-Insel Tarawa, sieht aus wie ein Südseeparadies. Doch an einigen Palmen wird die Erosion der Küste bereits sichtbar. Der Klimawandel hat das Grundwasser versalzen lassen. Die Menschen sind weggezogen.© epd/Stello

28. Juni 2012 von Simone Viere

Der Meeresspiegel steigt, die Dürreperioden werden länger. Die flache Inselrepublik Kiribati im Südpazifik ist besonders hart vom Klimawandel betroffen. Doch viele Bewohner glauben nicht an eine Katastrophe, sondern vertrauen allein auf Gottes Hilfe.

Von Melanie Stello

Kiribati/Hamburg. Die Nordspitze Naa der Südpazifik-Insel Tarawa hat der Klimawandel bereits erreicht. Früher lebten hier Menschen - nun sieht man nur noch die Ruinen eines Schulgebäudes. Ringsherum ein vertrockneter Dschungel. Das ansteigende Meerwasser hat die Regenwasserschicht im Boden zu salzig gemacht. Pflanzen können hier nicht gedeihen, Menschen haben nicht mehr genug Süßwasser in ihren Brunnen. Die ehemaligen Dorfbewohner von Naa waren gezwungen umzusiedeln. Dieses Schicksal erwarte die gesamte Südseerepublik Kiribati, prophezeien Klimaforscher seit langem.

Viele Einwohner glauben nicht an den Klimawandel

Auf dem steinigen Boden nahe der Pazifikküste haben sich die sieben protestantischen Pastoren Nord-Tarawas mit ihren Familien versammelt. Alle sitzen im Schneidersitz auf selbstgeknüpften Pandanusmatten. Man isst gemeinsam, hält ein paar Reden. Anschließend spielen die Frauen Bingo, und die Männer schlafen am Strand. Sie wissen um den kritischen Zustand des Ortes Naa, den sie als Treffpunkt auserkoren haben. Doch der Klimawandel spielt in ihrem Alltag keine Rolle. Pastorin Borenga (38): "All die Geschichten über den Anstieg des Meeresspiegels kümmern mich nicht. Mein Herz ist bei Gott. Ich glaube daran, dass er mich retten kann."

Südseeparadies droht zu versinken

Kiribati ist ein aus 32 Atollen bestehender pazifischer Inselstaat zwischen Australien und Hawaii. Ein Südseeparadies. Doch selbst die höchsten Atolle liegen nur zwei Meter über dem Meeresspiegel, was sie besonders anfällig für den Wasseranstieg macht. Ganz Kiribati könnte schon in wenigen Jahrzehnten unbewohnbar sein. Seine gut 100.000 Bewohner könnten die erste komplette Nation von Klimaflüchtlingen werden.

Trinkwasser wird zur Mangelware

Die Küstenerosion frisst schon jetzt Land, Bäume und Gebäude. Kiribati ist eine der am geringsten entwickelten Pazifik-Nationen und hat nur sehr wenige natürliche Ressourcen. Besonders während andauernder Dürreperioden ist es schwer für die Menschen, an ausreichend Trinkwasser und Nahrung zu kommen.

Opfer des Lebensstils in den Industriestaaten

"Die Einwohner Kiribatis sind Opfer eines Lebensstils von Menschen in den Industriestaaten, die sich an Gottes Schöpfung bereichern", sagt Pastor Martin Krieg, Pazifik-Referent beim Evangelischen Missionswerk in Hamburg. "Eine schreiende Ungerechtigkeit." Auch die UN-Umweltkonferenz "Rio+20" in der vergangenen Woche vermochte daran nichts zu ändern. Eigentlich sollte sie Weichen für eine umweltgerechtere Welt stellen, doch die Abschlusserklärung der beteiligten Staaten bleibt vage. Lösungen für betroffene Nationen wie Kiribati sind nicht in Sicht.

Appell an die Weltbevölkerung

Der Präsident des Inselstaats, Anote Tong, appelliert seit Jahren in verschiedenen globalen und regionalen Foren an die Weltbevölkerung, Verantwortung für die Inselnation zu übernehmen. Die Bewohner der kiribatischen Atolle müssen fürchten, dass ihre Heimat bald von der Landkarte verschwindet. Doch während Tong sich weltweit um Aufmerksamkeit bemüht, will ein Großteil seiner Landsleute nichts von der realen Gefahr wissen. Meist wird der Klimawandel verharmlost oder theologisch wegargumentiert.

"Es wird keine Sintflut mehr kommen"

"Nein, ich glaube nicht an den Anstieg des Meeresspiegels", sagt auch Pastor Matanteiti (56), "wegen des Versprechens, dass Gott uns in Genesis 9,11 gegeben hat." Er ist nicht der einzige, der auf die Stelle im 1. Buch Mose verweist, wo es heißt: "Ich richte meinen Bund so mit Euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll."

In der Bevölkerung fehlt das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels. Pazifik-Referent Martin Krieg: "Die Kirchen auf Kiribati stehen derzeit vor dem Problem, dass die Mehrzahl der Gemeinden nicht an eine neue Katastrophe glaubt." Notwendig sei ein neuer Ansatz in der Bibelauslegung.

Landkauf für die Inselbewohner

Derweil steht die Regierung Kiribatis in Verhandlung mit den Fidschi-Inseln, rund 2.200 km weiter südlich. Auf dem Vulkan-Eiland Vanua Levu, der zweitgrößten Insel Fidschis, sollen rund 20 Quadratkilometer Land gekauft werden, um die Insulaner gegebenenfalls aufnehmen zu können. "Wir wissen, was auf uns zukommt und müssen dementsprechend handeln", sagt Präsident Anote Tong. "Wenn unsere Leute gezwungen sind, die Insel zu verlassen, sollen sie es mit Würde tun."

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