Seit 100 Tagen an EKD-Spitze

Wie der Facebook-Bischof Deutschlands Protestanten führt

Aufgemerkt! Heinrich Bedford-Strohm hat in 100 Tagen als EKD-Ratsvorsitzender schon einiges bewirkt
Aufgemerkt! Heinrich Bedford-Strohm hat in 100 Tagen als EKD-Ratsvorsitzender schon einiges bewirkt© epd-Bild

17. Februar 2015 von Timo Teggatz

Dass er ein Nachfahre von Lucas Cranach ist, war ein Schmankerl, das Heinrich Bedford-Strohm nach seiner Wahl an die Spitze der evangelischen Kirche preisgab. Seit November führt er die EKD professionell und setzt dabei fromme und politische Akzente.

Gerade zwei Wochen war Heinrich Bedford-Strohm Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), da stellte der Landesbischof vor dem bayerischen Kirchenparlament klar: In das Amt des Ratsvorsitzenden sei er für zwölf Monate gewählt. Und das Jahr wolle er nutzen, „um in Anknüpfung an die Arbeit von Nikolaus Schneider wichtige Dinge aufs Gleis zu setzen, die keinen Aufschub dulden”.

Der 54-jährige bayerische Landesbischof wurde im November zum obersten Repräsentanten der mehr als 23 Millionen Protestanten in Deutschland gewählt. Nachdem Schneider den Ratsvorsitz vorzeitig niedergelegt hatte, führt Bedford-Strohm die EKD bis zur nächsten regulären Wahl des Leitungsgremiums im November des laufenden Jahres - Wiederwahl nicht ausgeschlossen. 100 Tage ist er an diesem Donnerstag im Amt.

Eine Priorität hat für Bedford-Strohm die gesellschaftliche Debatte über Sterbehilfe. Die evangelische Kirche tritt für ein umfassendes Verbot der organisierten und kommerziellen Sterbehilfe ein. „Dass öffentlich Optionen angeboten werden, Leben beenden zu lassen, darf nicht sein”, argumentiert der Landesbischof, der kein Freund von Alarmismus-Thesen ist. Seine Argumente gegen Sterbehilfe und für palliative Sorge am Lebensende hält der Sozialethiker in dem Buch Leben dürfen - Leben müssen fest, das in wenigen Wochen erscheint.

Dauerbrenner Asylpolitik

Dauerthema kirchlicher Wortmeldungen dürfte in den nächsten Monaten die Diskussion über Asylpolitik bleiben. Neben dem Beistand für die Schwächsten sieht Bedford-Strohm, der sich in den vergangenen Monaten in mehreren Ländern im Nahen Osten einen Eindruck erschaffte, eine Aufgabe für die Kirche darin, Ressentiments gegen Flüchtlinge entgegenzuwirken. Fremdenfeindlichkeit sei mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.

In der aktuellen Debatte über das Kirchenasyl widerspricht der EKD-Ratsvorsitzende der Position von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU): Beim Kirchenasyl gehe es nicht darum, das Recht auszuhebeln, sondern um „einzelne sorgfältig ausgewählte Härtefälle”, für die rechtliche Lösungen angestrebt werden, argumentiert er. „In 95 Prozent der Fälle gelingt das auch”, sagte er nach seinem Antrittsbesuch bei de Maizière. Dieser hatte zuvor deutliche Kritik an der Haltung der Kirche geübt und erklärt, er sei „prinzipiell und fundamental” gegen das Kirchenasyl.

Ökumene der kurzen Wege

Chefsache ist für Bedford-Strohm das nahende 500. Reformationsjubiläum 2017. Dabei solle die evangelische Kirche der Versuchung widerstehen, dieses Datum zur Stärkung einer Identität zu benutzen, die aus der Abgrenzung lebt, rät der lutherische Theologe. Weder ein „Fest der protestantischen Selbstbeweihräucherung” noch ein „Heldengedenken von Martin Luther” seien beabsichtigt, sondern ein „Christusfest”, das die Konfessionen gemeinsam feiern könnten.

Im Miteinander von evangelischer und katholischer Kirche praktiziert Bedford-Strohm eine „Ökumene der kurzen Wege”, was rasche Reaktionen im Fall von Irritationen erleichtert. Wenige Tage nach seiner Wahl radelte der oberste bayerische Protestant in München zum Amtssitz von Erzbischof Reinhard Marx, seinem Pendant in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Beide kommen aus der Wissenschaft und sind als Kenner der Sozialethik trotz unterschiedlicher Statur politische Köpfe. Sie wissen darum, dass die Kirchen umso mehr öffentliches Gehör finden, wenn sie mit einer Stimme sprechen.

Kein „Papst der Protestanten”

Dass die Steuerung des Tankers evangelische Kirche keine Ein-Mann-Show ist, darüber ist sich der den Menschen stets zugewandte EKD-Ratsvorsitzende im Klaren, der soziale Medien wie <link http: www.facebook.com _blank link-extern>Facebook begeistert nutzt: "Weiter kommen wir nur als Kirche insgesamt, als Team im Rat, als Synode", relativiert er Einschätzungen, der Ratsvorsitzende sei einem "Papst der Protestanten" vergleichbar. Eine neue geistliche Erweckung könne nicht ein Einzelner und auch nicht ein Ratsvorsitzender schaffen. „Ich bemühe mich, Anstöße zu geben. Ich bin mir dabei meiner Grenzen sehr bewusst und tue, was in meiner Macht steht und lege den Rest getrost in Gottes Hand”, dämpft Bedford-Strohm im epd-Gespräch hohe Erwartungen.

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