Zehntgemeinschaft Jerichow

Wie pensionierte Pastoren ihren Kollegen aushelfen

Der pensionierte Pastor Werner Prieß vertritt Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern, findet aber auch Zeit für eine Ruder-Tour
Der pensionierte Pastor Werner Prieß vertritt Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern, findet aber auch Zeit für eine Ruder-Tour© privat

25. Juli 2014 von Petra Döllefeld

Stavenhagen/Jabel. Von wegen Ruhestand! Pensionierte Pastoren vertreten in Mecklenburg-Vorpommern Kollegen, die Urlaub haben oder erkrankt sind. Drei bis fünf Wochen sind sie in den Gemeinden aktiv - ohne dafür einen Cent zu bekommen.

Nicht den Zehnten vom Einkommen, sondern den zehnten Teil eines Jahres spenden die Pastoren im Ruhestand bei der Evangelischen Zehntgemeinschaft Jerichow (EZG), seit 15 Jahren. Für drei bis fünf Wochen vertreten sie unentgeltlich Kollegen im Osten Deutschlands, wenn diese krank oder im Urlaub sind.

Pastor René Leudesdorff – im Norden als „Helgoland-Besetzer“ bekannt  geworden – hatte die Idee, als er von Westen nach Jerichow in Sachsen-Anhalt zog. Zwölf oder mehr Gemeinden hatten die Kollegen dort oft zu betreuen, schwierig war die Vertretung im Krankheits- oder Urlaubsfall. Auch in Mecklenburg-Vorpommern sind in diesem Sommer wieder Gastpastoren im Einsatz. „Juli und August sind Hauptsaison für die EZG“, berichtet  EZG-Leiter Peter Diederichs.

Zum fünften Mal wird der Bielefelder Heinrich Juergenbehring in diesem Jahr in der Kirchengemeinde Stavenhagen Pastorin Melanie Dango vertreten. Wenn die Pastorin einmal länger im Urlaub ist, gebe es sonst vielleicht wochenlang keinen Sonntagsgottesdienst, erzählt der 74-Jährige, der zwölf Jahre lang Gemeindepfarrer war. „Bei den weiten Flächen ist gegenseitige Vertretung oft nicht möglich.“

Die Unterkunft gibt's gratis

Vier Wochen in den Sommerferien verbringen er und seine Frau in der Kleinstadt an der Mecklenburgischen Seenplatte. „Andere Gemeinden kennenzulernen, finde ich interessant“, erklärt er seine Motivation. Besonders, wenn die Verhältnisse so unterschiedlich seien, Menschen eine ganz andere religiöser Sozialisation erlebt haben. In Bielefeld gebe es nahezu keine Einzelpfarrstellen, erzählt Juergenbehring. Wie Dorfgemeinschaften durch schwere Zeiten kommen, habe er bei seinem Dienst als „Aushilfs-Pastor“ erfahren. „Das sind kleine Gruppen, die zusammenhalten.“

Die Kirchengemeinden stellen ihren Gastdienstleistenden eine gute Unterkunft zur Verfügung. Im Gegenzug übernimmt der „geschenkte Pastor“ Amtshandlungen: neben Gottesdiensten und Kasualien – im Wesentlichen Beerdigungen, sagt Juergenbehring – auch Hausbesuche. „Das sind dann Situationen, in denen man spannende Geschichten erfährt“, sagt Juergenbehring. „Bis mittags hat man gut zu tun, nachmittags hat man auch mal ein bisschen Zeit, Urlaub zu machen“, berichtet er. In Stavenhagen kennt er viele Menschen inzwischen mit Namen.

Auch Werner Prieß aus Göttingen ist in diesem Jahr wieder ehrenamtlich in der Mecklenburgischen Seenplatte im Einsatz. Zum dritten Mal. „Eigentlich fühlst du dich nicht danach, gar nichts zu tun“, habe er nach seinem Ruhestand 2007 gedacht und war dann auf die EZG aufmerksam geworden. Als dort gefragt wurde, wer sich vorstellen könnte, in Jabel Dienst zu tun, meldete sich der 70-jährige begeistert. „Ich bin von Hause aus Bremerhavenener und fand die Stelle sehr attraktiv“, erzählt er. „Meine zweite Fremdsprache ist Platt.“

Die Pastor-Tour: 500 Kilometer in vier Wochen

An seinem Arbeitsort am Jabelschen See steht ihm sogar ein Ruderboot zur Verfügung. „Man will ja neben der Arbeit noch ein bisschen Urlaub haben“, sagt er lachend. Und freut sich über die gute Aufnahme in der Gemeinde. „Die haben sich riesig gefreut, dass ich gekommen bin.“ Für die Zeit der Vertretung lässt der eigentliche Pastor seinem Vertreter Prieß ein Auto da. Das braucht Prieß auch. „In vier Wochen kommen etwa 500 Kilometer zusammen, in irgendwelchen Dörfern ist immer irgendwas.“ Schon im letzten Sommer hat Prieß mit dem Pastor in Jabel abgemacht, dass er 2014 wieder Dienst übernimmt, während dieser Sommerurlaub macht. Währenddessen versorgt Prieß auch die Katzen des Pastors.
43 Kirchengemeinden profitieren in diesem Jahr in den östlichen Bundesländern von der EZG. Weitere Ruhestandspastoren als Zeitspender – auch aus der Nordkirche – sind, so Diederichs, gern gesehen.

 

Weitere Infos: <link http: www.ezg-jerichow.de link-extern>www.ezg-jerichow.de oder 02855/ 961206

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