Winterlicher Kreuzweg durch Lübeck - Bischöfin Fehrs warnt von Rechtsextremismus
29. März 2013
Lübeck. Rund 600 Christen sind am Karfreitag auf Deutschlands ältestem Kreuzweg durch die verschneite Lübecker Altstadt gezogen. Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs erinnerte an die Ermordung der vier "Lübecker Märtyrer" durch die NS-Justiz. Christen müssten aufstehen gegen Rassenwahn und Fremdenhass. Es gebe nicht allein Kreuze, die man tragen, sondern auch Kreuze, die man brechen müsse. Fehrs: "Niemals wieder ein Kreuz mit Haken."
Es sei ein gemeinsamer Erfolg, dass Rechtsextreme in diesem Jahr ihre geplante Kundgebung in Lübeck abgesagt hätten, sagte der katholische Erzbischof Werner Thissen. Der Geist Jesu mache sensibel für Menschen, die in Not sind, und wach für das, was heute zu tun ist. Thissen: "Wer hinter dem Kreuz Christi geht, für den ist kein Mensch egal."
Der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) erinnerte an die 500 KZ-Häftlinge, die Ende des 2. Weltkriegs durch Lübeck getrieben worden seien. Viele hätten damals nur zugeschaut. Menschen in Bedrängnis auch dann zu helfen, wenn die Mehrheit dies ablehne, sei die Botschaft Jesu Christi. Engholm: "Ein besseres Vorbild in der Geschichte gibt es nicht."
Thissen: "Wer hinter dem Kreuz Christi geht, für den ist kein Mensch egal."
Er wolle sich am Bild des "ehrbaren Kaufmanns" orientieren, sagte Michael Hoffelder, Vorstand der Deutschen Bank. Es sei für ihn eine tägliche Herausforderung, Mitarbeitern auch in schwierigen Situationen zur Seite zu stehen. Als Christ müsse er diese Verantwortung nicht allein tragen.
Erstmals seit der Wiederentdeckung wurde der Lübecker Kreuzweg im Schnee gegangen. Neu war auch die Beteiligung der koreanischen Gemeinde. Der Kreuzweg ist der "Via Dolorosa" in Jerusalem nachgebildet. Diesen Weg soll Jesus nach seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Ort der Kreuzigung gegangen sein. An fünf Stationen werden jeweils kurze Andachten gehalten und an die Leiden Christi erinnert.
Begründet wurde der Lübecker Kreuzweg von dem Kaufmann und Ratsherrn Hinrich Konstin, der 1468 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen hatte. Er starb 1482 kinderlos und verfügte in seinem Testament, dass von seinem Vermögen ein Kreuzweg gebaut werden sollte. An der evangelischen Jakobi-Kirche, Beginn des Kreuzweges, steht auf einem Relief: "Hir beginet de crucedracht Xsti bute de borchdare to Jerusale" ("Hier beginnt die Kreuztragung Christi vor das Burgtor nach Jerusalem")