7. Dezember 2016 | Hauptkirche St. Katharinen Hamburg

„Wo unsere Wurzeln liegen“

07. Dezember 2016 von Kirsten Fehrs

Adventsempfang der Nordkirche

„Es ist ein Ros‘ entsprungen aus einer Wurzel zart“ – mancher von Ihnen, sehr verehrte Gäste, mag sich wundern, dass wir jetzt im Advent schon ein Weihnachtslied singen. Wo wir Kirchenleute es doch sonst immer so genau nehmen mit den Kirchenjahreszeiten. Und Ordnung ist bekanntlich das halbe Leben.

Ja eben, nur das halbe Leben.

Und die andere Hälfte – all das Spontane, Ungeahnte, das, was uns lieben und leiden – auf keinen Fall aber kalt lässt – das macht sich gern daran, die Ordnung umzukehren. So wie ja auch ein Kind zuerst mit dem Kopf auf die Welt kommt und dann erst auf die Füße.

Am Ort der Umkehrung schlechthin, in Bethlehem, dort wo einst eine Krippe zum Mittelpunkt der Welt wurde, stand ich im Oktober bei 30 Grad im Schatten neben katholischen und evangelischen Bischofskollegen und, ich gestehe es, sang schon einmal verfrüht ein Weihnachtslied. Wir alle sangen. „Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein“. Einander nah wie selten. Es war so schön „un-ordentlich“. Um uns herum Touristenströme, laute Rufe, Stadtführer mit hochgehobenem Stab (in Hamburg wär´s der Regenschirm), der sagt hier geht´s lang. Hier ist vorn.

Ach nein, dachten wir und sangen. Hier, am Ursprungsort, wohin wir zurückgekehrt sind, hier ist vorn. Hier, wo die Welt einst von einem kleinen Kind aus den Angeln gehoben wurde. Ganz klein wurden auf einmal die Unterschiede zwischen „evangelisch“ und „katholisch“. Ein Moment tiefer Wahrheit, der uns die ganze Pilgerreise über nicht losgelassen hat. Ja, der uns getragen hat in seiner versöhnenden Kraft. Inmitten dieses zerstrittenen Heiligen Landes, im Angesicht dieser hoffnungsverstörenden 8 Meter hohen Mauer mitten durch Bethlehem, hat uns dieser Moment klar gemacht, wie heilsam dennoch Religion sein kann. Weil unser Glaube die Verschiedenheit würdigt und das Erbarmen will, Frieden zum Größten erklärt und Wahrhaftigkeit über alles stellt.

Mich hat diese Reise gestärkt. Von diesem Ursprung komme ich, da kommen wir her, habe ich gedacht, auch wir hier in diesem Land. Gleich, ob wir heute religiös leben oder nicht. Es liegt enorme Kraft darin, sich auf die ureigensten Wurzeln zu besinnen.

Das ist mein Thema heut: Die Wurzel zart mit ihrer Kraft für das Kommende. Seien Sie dazu herzlich willkommen hier in der Hauptkirche St. Katharinen, die uns wie immer so gastfreundlich aufnimmt – vielen Dank dafür, liebe Hauptpastorin Dr. Ulrike Murmann.

Seien Sie alle herzlich begrüßt – ich freue mich sehr, dass Sie da sind liebe Gäste,
lieber Erster Bürgermeister Olaf Scholz und
liebe Staatsministerin Aydan Özoguz,
willkommen alle, die Sie aus Bürgerschaft, lieber Vizepräsident Wersich,
aus dem Senat, liebe Senatorinnen Leonhard und Prüfer-Storcks
aus der Politik, liebe Bezirksamtsleiter, und Verbänden
die Sie aus Religionsgemeinschaften, Gemeinden und Kirche, lieber Erzbischof Dr. Heße und Weihbischof Dr. Heinrich aus Berlin,
aus Diakonie, lieber Landespastor,
und alle, die Sie aus Wirtschaft, Kultur, Medien und Gesellschaft, aus Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr den Weg hierher gefunden haben. Und dies ist sicher der best bewachte Adventsempfang aller Zeiten. Vorbei an Absperrungen, die uns ab morgen zeigen, dass Hamburg Gastgeberin ist für 57 Delegationen aus Europa „und umzu“. Zwar konnten die Außenminister heute leider nicht vorbeikommen… - aber dafür ein ganz herzliches Willkommen den Vertretern/innen des konsularischen Korps, die Sie uns - ähnlich wie die Seemannsmissionen, Brot für die Welt und die weltwärts kirchlichen Friedensdienste deutlich machen, wie zahlreich unsere Verbindungen in alle Welt sind!

Diese Verbindungen sind verletzlich geworden. Und das Friedenprojekt Europa störanfällig. Das haben wir beim Brexit erlebt, und wir spüren die Entfremdung auch zwischen West- und Osteuropa, die erkalteten Beziehungen zu Russland, die verstörenden Entwicklungen in der Türkei. Dann die Situation in Syrien – einfach nur furchtbar. Schließlich die Erkenntnis: Selbst die USA sind uns viel fremder, als wir geahnt haben. All das ist unterlegt von einer wachsenden politischen Grundströmung, die auf Abschottung setzt statt auf Zusammenarbeit, die Zäune hochzieht statt Brücken zu bauen.

Eine diffuse Angst – das ist offenkundig der Grund. Und sie ist verbreitet, auch in unserem Land. Warum bloß, denke ich. So vielen geht es gut wie noch nie. Wir leben in einer vielfältigen, weltoffenen Gesellschaft (auch mit dem unschätzbaren Wert der Religionsfreiheit). Aber offenkundig bin ich mit dieser Meinung nicht repräsentativ. Folgt man nämlich Umfragen wie jener der Bertelsmann-Stiftung von vergangener Woche, haben die Menschen große Furcht, und zwar Furcht vor der „Globalisierung“. Grenzenlos bedeute für viele eben auch ungeschützt, überkomplex, nicht mehr beheimatet, auch religiös entwurzelt ohne Haus und Dach – all dies treibt die Menschen in die Arme von Vereinfachern, Populisten oder extremistischen  Parteien. Weit verbreitet sei das Gefühl, dass man selbst, aber auch die Regierungen die Kontrolle verloren hätten. Ein Kontrollverlust über Finanzen, Wirtschaft, die Grenzen, politische Entscheidungen, die die einzelnen betreffen. Diese Angst richtet sich dann insbesondere auf Flüchtlinge, die der sichtbare Ausdruck einer globalisierten Welt sind. So jedenfalls erfahre ich es in Gesprächen oder aus Briefen. Vor kurzem etwa schrieb mir eine offenbar ältere Frau, im Gegensatz zu anderen Zuschriften gar nicht pöbelnd oder unverschämt - sondern auf eine fast schon anrührende Weise ratlos. Sie fühle sich so fremd in ihrer Stadt. Es gebe immer mehr Ausländer, so viele Flüchtlinge. Sie hätte schon überlegt, auszuwandern. Zitat: "Aber wohin? Mich nimmt ja keiner." Ins Ausland ziehen, um den Ausländern zu entgehen. Das zeigt unfreiwillig bizarr und doch bitter ernst, wie irrational diese Ängste sich Bahn brechen.

Wie reden wir aber dennoch mit solchen Menschen? Wie begegnen wir ihren Ängsten? Insbesondere dann, wenn wir selbst verunsichert sind? Weil wir merken – die letzten Monate haben es noch einmal überdeutlich gezeigt -, dass es nicht einfach immer weiter geht in eine lichte Zukunft, in der  Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit, Sexismus, Aufrüstung und Klimawandel sukzessive verschwinden. Und weil zugleich überdeutlich ist - da vor uns, in der Zukunft, ist derzeit wenig zu erkennen. Die Optimisten sehen bestenfalls Nebel, die Pessimisten Dunkelheit. Und die Verführer und falschen Propheten haben Hochkonjunktur.

Vielleicht hilft ein radikaler Blickwechsel. Die Umkehrung. Weg von den ja erstrebenswerten Höhen hin zu dem Ort, wo unsere Wurzeln liegen. Ich habe vor kurzem einen faszinierenden Text gelesen über die Zeitvorstellung der Aymara, einem indigenen Volk im Hochland Boliviens.

Die Aymara haben ein Zeitkonzept, das weltweit nahezu einmalig ist. Die Vergangenheit liegt vor ihnen, die Zukunft hinter ihnen. Wenn etwa ein Aymara erzählt, was er gestern erlebt hat, dann zeigt er nach vorne. Will heißen: Die Vergangenheit ist das, an dem wir uns orientieren, weil wir es gesehen haben. Spricht er von dem, was in zwei Jahren sein wird, weist er Achsel zuckend hinter sich. Die Zukunft liegt unsichtbar „hinter“ uns. Daher weigern sich die meisten Aymara, über die Zukunft zu reden, weil nichts oder nur wenig Sinnvolles darüber gesagt werden kann.

Anders wir in der westlichen Welt. Wir reden und wir halten viel von der Zukunft. Analysieren Trends und zeichnen Wachstumskurven. Das Leben will nach vorn gelebt sein, sagen wir. Zielorientiert. Der Lebens-weg ist  ausgerichtet auf Pläne für die Zukunft, die wir "erreichen" wollen. Obwohl wir diese Zukunft gar nicht kennen. Interessant dabei: Das Vergangene, tatsächlich Geschehene verliert dabei schnell an Wert. Heute schneller denn je!

Ihr Extrem findet diese Haltung im modernen Populismus: Das wirklich Geschehene, Fakten zählen hier überhaupt nicht mehr. Allenfalls werden einzelne Klischees einer angeblich großen Vergangenheit aufgerufen. Worauf es den Populisten aller Couleur ankommt, sind die Versprechungen, ist die Zeichnung einer glanzvollen Zukunft. Und die, mit Verlaub, ist zum Fürchten.

Die Aymaras nun laufen nicht durchs, sondern stehen im Leben - und schauen dabei nach vorne, auf das, was sie kennen. Dahin, wo sie herkommen. Übersetzt ins Jetzt heißt das für mich: Mit beiden Beinen im Leben stehen, nicht angstvoll auf die Zukunft starren, das ist die Haltung! Schauen wir auf das, was uns Halt gibt. Auf unsere Wurzeln. Nicht um die Vergangenheit zu konservieren. Und schon gar nicht, um der Zukunft auszuweichen. Sondern um Vergangenes und Zukünftiges neu in Beziehung zu setzen, ihnen eine neue Wertigkeit zu geben. Die Rückbesinnung gibt uns die Kraft, in einer unübersichtlichen Welt zu bestehen und die Angst vor der Zukunft zu verlieren.

Allemal als Protestanten können wir wissen, dass nur aus lebendigen Wurzeln Neues entsteht – et voilà bin ich schon beim Reformationsjubiläum, darauf steuern wir ja unaufhaltsam zu. Es zeigt sich, dass es klug war, eine Dekade auszurufen, in der wir uns mit allen Inhalten der Reformation auseinandersetzen konnten. Damit es eben nicht nur Historienspiele mit Hammerschlag und Lutherbier werden, sondern wir auch reflektiert entdecken, was die Ereignisse von 1517 ff. mit unserem heutigen Leben zu tun haben. Aufregende und bestürzende Erkenntnisse haben wir gewonnen im Themenjahr Bild und Bibel  hier in der Medienstadt Hamburg. So haben Gewerkschaften und Wirtschaft, Jugendliche und Journalisten diskutiert, wie die aktuelle große Gesellschaftstransformation „Digitalisierung“ den Menschen droht aus dem Blick zu verlieren.  Oder die Martinstage, unser Luther-Lesefestival, das die unterschiedlichsten Orte zu Denkkammern und Erlebnisräumen macht, in denen Schauspieler, Jazz-Musikerinnen, Theologieprofessoren, Agnostiker über Kreuz und querdenken. Jetzt schon bin ich viel unterwegs in Sachen Luther und Co, und in all diesen Begegnungen von Hamburg bis Lübeck ist faszinierend, wie aktuell Reformation wird, wenn man sie  mit Schulklassen, philosophierenden Theaterleuten, mit der Hip-Hop Akademie in die Gegenwart holt. Danke all denen, die sich in Politik, in der Kulturszene und in den Kirchengemeinden so großartig engagieren!

Und hier in Hamburg gehört natürlich auch das ökumenische Gespräch der großen Christenfamilie dazu – ich danke für die Ehre, bei der kommenden Ansgarvesper predigen zu dürfen. Und dann, wie schon erwähnt, die Pilgerreise  ins Heilige Land; Weihbischof (jetzt ja angeblich in Ruhe) Jaschke mit dabei. Neun katholische Bischöfe und eine ebenso große, aber deutlich gemischtere evangelische Delegation folgten eine Woche lang den alten Pilgerwegen, hin zu den Quellen unseres Glaubens. Auf den Spuren Jesu. Gemeinsam beteten wir in Jerusalem in jener Kirche, die vor mehr als 1500 Jahren über dem Ort der Kreuzigung errichtet wurde. Brüder und Schwestern waren wir in dem einem Glauben, so wie es an der Basis ja schon längst gelebt wird. Aber – das ging ja auch in unserer offiziellen „Rolle“ nicht anders -  beim Abendmahl feierten hier die einen, dort die anderen. Und alle fühlten wir den Schmerz. Deshalb konnten wir neu und gut darüber reden. Jenseits dogmatischer Feinheiten. Wir werden die Trennungen nicht von heute auf morgen aufheben können. Aber wir können versöhnter würdigen, was schon erreicht wurde. Auch hier also: Im Wissen um das, was uns von Grund auf eint, Spielräume langsam erweitern statt auf das Fernziel zu blicken. Und so feiern wir in der Nordkirche die Reformation ausdrücklich auch ökumenisch, an fünf herausragenden Stationen im Kirchenjahr, den Kreuzweg in Lübeck allem voran.

Reformation, das kommt von reformatio, "Rückbau" sozusagen. Nicht im Sinne von Abriss, sondern von Umgestaltung und Zurückführung auf das, was wesentlich ist. Auch darum geht´s beim viel diskutierten, so genannten „Gebäudeprozess“ der Hamburger Kirchenkreise. Und hier gehört es auch hin: in die theologische Fragestellung, wie wir in Zukunft Kirche sein können und wollen. Auch hier mit Blick auf die Wurzel als das kraftspendende Element. Auf das, was uns gründet. Und am Anfang war: das Wort Gottes. Und die Gemeinschaft, die sich um das Wort sammelt. Die in ihren Häusern und Familien die gute Nachricht weitergibt. Eine Gemeinschaft also, die das Wesentliche miteinander teilt, Essen und Gebete, die Liebe und die Tat. Die Kranke besucht, Flüchtlinge aufnimmt und Obdachlose mit dem Mitternachtsbus versorgt. Das ist Kirche. Eine Graswurzelbewegung. Eine Gemeinschaft, die eben deshalb auch in einem besonderen Adventskalender 2016 - Gott sei Dank! - jeden Tag einen Geflüchteten aus dem eben nicht sicheren Herkunftsland Afghanistan zu Wort kommen lässt. Wo all das ist, dort wohnt Gott. Am Anfang war keine Kirche, sondern ein wanderndes Gottesvolk. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist die Sehnsucht danach, dass der Glaube einen Heimatort findet. Geistliche Räume, an denen man zur Besinnung kommt, weil die Sinne gehalten sind: durch Farbenpracht und Orgelspiel, Altarkreuz und höchst persönliche Erinnerungen und tiefes Gefühl just in diesem Gotteshaus. Auch nichtreligiösen Menschen bedeuten diese Orte viel. So viele Gefühle werden wachgerufen, wenn Gemeindehäuser oder gar Kirchen zur Debatte stehen. Und ich verstehe das sehr gut.

Doch wie so oft müssen wir auch hier Herz und Verstand in eine gute Balance bringen. Niemand ja will aus einer Laune heraus Kirchen schließen. Schon gar nicht, wenn es Lösungen dafür gibt, sie zu erhalten, in anderer Form oder mit anderer Nutzung. Faktisch ist es eben schon lange so, dass manche Gebäude mehr kosten, als wir uns leisten können. Aus dieser Notwendigkeit heraus überlegt man in den Kirchenkreisen Hamburg Ost und West/Südholstein - aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen auf verschiedene Weise -, wie peu a peu wieder ein Gleichgewicht entstehen kann zwischen Gebäudekosten, Personalressourcen und kirchlichem Auftrag. Klingt technisch, ist aber zutiefst emotional. Ein Patentrezept gibt es hier nicht. Wir alle sind ehrlich auf der Suche. Ich danke allen – Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich in Kirchengemeinderäten und Kirchenkreissynoden dieser schwierigen Aufgabe widmen und Verantwortung übernehmen. Damit es auch in der nächsten Generation lebendige Gemeinden und kirchliche Orte mit Strahlkraft in ganz Hamburg gibt.

In diesem Sinne also Reformatio, Rück-Gestaltung. Heißt natürlich: Gestaltung. Mit beiden Beinen im Leben – und mit dem Blick, wo wir herkommen.  Aber ja auch mit dem Himmel über uns. Der uns Verheißungen gibt, keine Versprechungen. Und der dich fragt: Wohin gehst du? Von wo aus bist du einst losgezogen? Und wie hältst du Kurs in dunkler Nacht? Drei kurze reformatorische Impulse dazu, an die wir uns halten können, jetzt und morgen auch. 

1. Freiheit – sie ist ein so bedeutender Wert in unserem Land! Wie wertvoll, ist mir noch einmal durch die Flüchtlinge bewusst geworden. Sie sind – was wir ja oft übersehen – vielfach auch religiös entwurzelt, weil sie etwa in Afghanistan oder im Iran Religion stets mit Rigorismus, Unfreiheit, ja Gewalt verbunden erlebt haben. Nicht wenige entdecken hier das Christentum, gehen zum Taufunterricht, wollen sich taufen lassen. Wohlgemerkt: kein Schritt, den jemand leicht geht! Viele von ihnen sind hier, willkommen Euch! Mich hat interessiert und ich habe euch am Tag der Taufe gefragt: Was bedeutet sie für euch? Die Antwort: In dem Moment der Taufe fühlte ich mich frei. Hatte keine Angst mehr.

Das Gegenteil der Angst ist eben nicht zuerst der Mut. Sondern die Freiheit. Christus hat uns zur Freiheit berufen – und ihr zugleich in der Liebe eine Grenze gesetzt. Liebe, die den Nächsten meint und die deshalb einsteht für

2. Klare Rede gegen Lüge und Hass. Aktiv und gemeinsam: Alle hier, die auf die Werte der Demokratie halten. Es ist keine Zeit für vornehme Zurückhaltung und den Rückzug ins Private. „Nur die Wahrheit wird uns frei machen“ – dieser Satz Jesu sagt: Unser Glaube wurzelt in der Wahrhaftigkeit. Die ist umso wichtiger, als über die sozialen Medien Falschmeldungen und Hasspostings eine immer größere Reichweite gewinnen. Mit Folgen, die wir nicht dulden dürfen: Flüchtlingsunterkünfte werden angegriffen, Politiker auf das Übelste beschimpft. Muslimischen Frauen wird das Kopftuch heruntergerissen. Wir können uns hier nicht heraushalten, müssen aktiv das Gespräch suchen. In Politik, Gewerkschaften, als DRK und Diakonie, in Betrieben, Tennisvereinen, Kirchengemeinden. Von Angesicht zu Angesicht. Rangehen, selbst wenn es zwecklos scheint. Herausfinden, wo die Angst auch „wahr“, real ist. Nicht alle, die sagen, „Das wird man doch mal sagen dürfen“ sind unerreichbare Ideologen. Reden wir mit ihnen, in der Hoffnung, dass das Argument wirkt, nicht zuerst das Urteil. Ich habe lange überlegt, wie ich der Frau antworte, von der ich anfangs erzählte: "Sie schreiben, dass Sie sich fremd fühlen in der eigenen Stadt. Könnten nicht auch Sie den ersten Schritt tun, um das zu ändern? Wir vermitteln gerne einen Kontakt zu Ihrer Kirchengemeinde. Es gibt so viele Flüchtlinge, die ebenfalls Angst haben und sich fremd fühlen - und die sich freuen würden, ihre deutschen Nachbarn kennen zu lernen.“

Also:

3. Seien wir klar, aber gnädig! In Zeiten der gnadenlosen Abwertung von Menschen, die anderer Herkunft sind oder die anders denken, die anders lieben oder anders glauben, halten wir fest: Sola Gratia. Die Gnade Gottes ist vor allem, was du tust, sie hält zu dir auch in böser Zeit und sie bleibt, auch wenn du sie gar nicht vermisst. Eben: Die Liebe Gottes ist gratis. 

Das ist die Wurzel zart, aus der die Rosen entspringen. "Wurzel" heißt auf Lateinisch "Radix". Unser Handeln darf in diesem Sinne „radikal“ von der Liebe getrieben sein, tief verwurzelt, nicht leicht herauszureißen von den Stürmen der Zeit.

Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit. Möge sie uns stärken und Mut geben für das kommende Jahr. Damit die Türen in der Welt hoch werden und die Tore weit geöffnet werden für die Liebe, das Erbarmen und die Wahrhaftigkeit.

Ich danke Ihnen.

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