Zentrale Gedenkfeier zum Hamburger Feuersturm
05. August 2013
Hamburg. Zum 70. Jahrestag der Feuersturm-Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 haben führende Repräsentanten der Stadt eine lebendige Erinnerungskultur und weltweite Versöhnungsarbeit angemahnt.
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"Eine gemeinsame Würdigung der Opfer unterstützt auch die Versöhnung ehemals verfeindeter Nationen", sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Sonntag bei der zentralen Gedenkfeier in der Hauptkirche St. Katharinen.
Unter den Teilnehmern waren auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, die Oberbürgermeisterin von Hamburgs Partnerstadt Dresden Helma Orosz, Bischöfin Kirsten Fehrs und Reverend Matthew Jones von der Anglikanischen Kirche. Im Anschluss fand eine Kranzniederlegung am Friedensmahnmal St. Nikolai statt.
Bei der Serie schwerster Luftangriffe der "Operation Gomorrha" Ende Juli 1943 wurden mehr als 35.000 Hamburger getötet, fast eine Million Menschen wurden obdachlos. Ganze Stadtteile wurden buchstäblich in Schutt und Asche gelegt. Der durch das Sommerwetter begünstigte "Feuersturm" in den Straßen hatte Temperaturen von bis zu eintausend Grad. In den Nächten war das brennende Hamburg über Dutzende von Kilometern im Umland zu sehen, tagsüber verdunkelten Aschewolken den eigentlich blauen Sommerhimmel.
Olaf Scholz: "Zum Frieden gehörten immer mindestens zwei - den Frieden brechen kann einer"
Scholz erinnerte daran, dass die Nazis die Bombenangriffe auf Hamburger Stadtteile als "Terror", die eigenen Luftangriffe auf fremde Städte aber als unvermeidliche militärische Operationen hingestellt hätten. "Wie es so ist, mit Sicherheit auch heute in vielen Kampfzonen der Welt: In Krieg führenden Diktaturen und Gewaltherrschaften stirbt die Wahrheit zuerst", sagte er. Er nannte die vernichtenden Luftangriffe auf Warschau, Belgrad, Rotterdam, London, Coventry und viele andere Städte. Auch in Stalingrad seien elf Monate vor Hamburg zigtausend Bewohner getötet worden.
Zum Frieden, sagte Scholz, gehörten immer mindestens zwei - den Frieden brechen könne einer. Frieden sei daher kein garantierter "Normalzustand", auch nicht in Europa. Doch noch niemals hätten Demokratien gegeneinander Krieg geführt - das sei wegweisend. Es gelte, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die zivile und friedliche Konfliktlösung weiter gestärkt wird - "damit sich ein solches Gräuel nicht in dieser und in keiner anderen Form wiederholen kann".
Bischöfin Fehrs: Nach 1945 konnte der Geist der Versöhnung wachsen
Bischöfin Fehrs wies zum Gomorrha-Gedenktag auf den "Geist der Versöhnung" hin, der nach 1945 "auf dem Boden der Zerstörung gewachsen" sei. Nach der Bombardierung der Kathedrale im englischen Coventry Mitte November 1940 habe der damalige Dompropst Richard Howard die Worte "Vater vergib" in die Chorwand der Ruine meißeln lassen. Aus Zimmermannsnägeln wurde ein Nagelkreuz zusammengefügt, das heute an vielen Orten der Welt als Versöhnungszeichen bekannt sei. Dieser "Nagelkreuzgemeinschaft" gehören auch St. Katharinen und das Mahnmal St. Nikolai an.