Bauboom-Kirchengemeinden in Neumünster feiern Jubiläum
31. August 2016
In Neumünster feiern zwei Bauboom-Kirchengemeinden ihr 50-jähriges Bestehen: die Johanneskirchengemeinde in Neumünster-Wittorf und die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde im Stadtteil Brachenfeld/Ruthenberg.
Die Gemeinden wurden 1966 gegründet. Die Kirchen und Gemeindezentren wurden gebaut, weil die Bevölkerungszahl ständig stieg und neue Stadtteile entstanden. In der Johanneskirche in Wittorf wird am Sonntag (4. September) um 10 Uhr Jubiläumsgottesdienst gefeiert.
Brigitte Profé erinnert sich noch gut, wie sie damals mit ihrem Mann in Wittorf spazieren ging: "Als wir wussten, wo die Kirche hinkommt, war das regelmäßig unser Rundgang. Wir haben immer geguckt, wie weit der Bau schon fortgeschritten ist." Bevor es die Johanneskirche gab, feierten die Wittorfer Gottesdienste im Jugendheim an der Schule.
Brigitte Profé erinnert sich daran, wie voll die immer waren. So wie viele andere neue Mitbürger zu jener Zeit, stammt sie aus Ostpreußen, kam als Flüchtling nach Neumünster: "Und wir Flüchtlinge waren alle sehr gläubig. Da war auch ein tiefes Bedürfnis da, in die Kirche zu gehen. Nach all dem, was wir überstanden hatten."
Brigitte Profé : "Tiefes Bedürfnis in die Kirche zu gehen"
Die vielen Flüchtlinge waren ein Grund für die damalige Schleswig-Holsteinische Landeskirche, neue Kirchen zu bauen. Allein in Neumünster wuchs die Bevölkerung von 57.000 Einwohnern am Ende des Zweiten Weltkriegs auf mehr als 75.000 Menschen Anfang der 60er Jahre.
Ein Dokument aus dem Jahr 1951 bescheinigte dem Bundesland eine "unzureichende kirchliche Versorgung". Allein in den Städten würden 160 Kirchen fehlen, hieß es. Im Sommer 1957 wurde in Neumünster ein Kirchbauverein für Schleswig-Holstein gegründet. Wenige Jahre später startete die Landeskirche ein Kapellenbauprogramm, mit dem Neubauten bezuschusst wurden.
"Da herrschte eine regelrechte Euphorie" weiß der Kieler Historiker Stephan Linck, der intensiv zur Nachkriegsgeschichte der evangelisch-lutherischen Kirche geforscht hat. "Man war der Meinung: Die Kirche gehört ins Dorf und wo neue Stadtteile entstehen, da musste die Kirche präsent sein."