Gedenken an Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Der lange Weg zum Mahnmal St. Nikolai

Der Turm der 1943 zerstörten evangelischen Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg mit der Bronzeplastik "Erden Engel" von Edith Breckwoldt, 2003, am 7.3.2008. Die vierthöchste Kirche der Welt brannte im Hamburger Feuersturm aus und ist heute Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewalt. Ein Dokumentationszentrum in der Krypta zeigt internationale Ausstellungen zur europäischen Geschichte. Bei den alliierten Bombenangriffen im Sommer 1943 wurden circa 35.000 Hamburger getötet. St. Nikolai als höchster Turm der Stadt diente den Bomberpiloten damals als Zielpunkt.
Der Turm der 1943 zerstörten evangelischen Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg mit der Bronzeplastik "Erden Engel" von Edith Breckwoldt, 2003, am 7.3.2008. Die vierthöchste Kirche der Welt brannte im Hamburger Feuersturm aus und ist heute Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewalt. Ein Dokumentationszentrum in der Krypta zeigt internationale Ausstellungen zur europäischen Geschichte. Bei den alliierten Bombenangriffen im Sommer 1943 wurden circa 35.000 Hamburger getötet. St. Nikolai als höchster Turm der Stadt diente den Bomberpiloten damals als Zielpunkt.© Norbert Neetz / epd

20. Juli 2017 von Thomas Morell

Mehr als drei Jahrzehnte dauerten die Verhandlungen zwischen Kirche und Stadt, ehe die St. Nikolai-Ruine in der Hamburger Altstadt als offizielles Mahnmal eingeweiht wurde, um an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945 zu erinnern. Vor 40 Jahren, am 21. Juli 1977, übergaben Bischof Otto Wölber und Bürgermeister Ulrich Klose (SPD) die Gedenkstätte an die Hamburger Bevölkerung.

Von dem einst so prachtvollen Kirchenschiff stehen heute nur noch die Chormauern. Doch der neugotische Nikolai-Turm ist gut erhalten. Auch wenn der Blick auf den Turm derzeit durch ein Baugerüst versperrt ist, zählt er zu den Touristenattraktionen Hamburgs. Mit 147 Metern ist St. Nikolai nach dem Ulmer Münster (161 Meter) und dem Kölner Dom (157 Meter) der dritthöchste Kirchturm Deutschlands.

Eine Kirche der Schiffer in Hafennähe

Die erste Nikolaikirche wurde 1195 zu Ehren des Schutzheiligen der Schiffer in Hafennähe errichtet. Vollständig zerstört wurde die mehrfach umgebaute Kirche dann beim Großen Brand am 5. Mai 1842. Vier Jahre später erhielt der Engländer George Scott den Auftrag, eine neue prachtvolle Hauptkirche im gotischen Stil zu bauen. Der Turm wurde 1874 fertiggestellt und war drei Jahre lang das höchste Bauwerk der Welt, bis 1877 die Kathedrale von Rouen den Superlativ übernahm.

Die neue Hauptkirche St. Nikolai wurde am Klosterstern eingerichtet

Während der Bombenangriffe 1943 wurde St. Nikolai stark beschädigt. Die Hauptkirche hätte - wie die anderen vier Hauptkirchen auch - wieder aufgebaut werden können. Doch weil St. Nikolai ihre Innenstadtgemeinde durch Bürobauten weitgehend verloren hatte, wurden die Kirchenmauern 1951 bis auf den Chor abgebrochen. Ohnehin fremdelten die Hamburger mit der üppigen Neugotik und dem Bau aus Sandstein und Marmor. Mit dem Hamburgischen Sinn fürs Praktische wurde ein Teil der Steine zur Befestigung des Elbufers genutzt. Die neue Hauptkirche St. Nikolai wurde 1962 am Klosterstern im Stadtteil Harvestehude eingeweiht.

34 Jahre bis zur Fertigstellung des Mahnmals

1952 trat zum ersten Mal ein gemeinsamer Ausschuss von Senat und Kirche zusammen, um Vorschläge für die Kirchenruine zu diskutieren. 1960 wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Vorgeschlagen wurde ein Turm mit Dornenkrone. Doch dafür fehlte offenbar das Geld. Nach mehrjähriger Pause wurden die Bauarbeiten 1974 wieder aufgenommen. Wenn es 34 Jahre bis zur Fertigstellung des Mahnmals gedauert habe, so Bürgermeister Klose bei der Eröffnung, dann liege es sicher daran, "dass es uns Deutschen erst heute möglich ist, diesen schrecklichen Abschnitt der Vergangenheit als Teil unserer Geschichte zu akzeptieren".

Ende des Jahres sind die aktuellen Bauarbeiten beendet

Vor sechs Jahren, im Januar 2011, löste sich ein Stein aus dem Turm und fiel auf die benachbarte Willy-Brandt-Straße. Seitdem wird der Turm saniert und ist eingerüstet. Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Doch trotz des Baugerüstes lohnt ein Blick von der Aussichtsplattform in 76 Meter Höhe, zu der ein gläserner Panoramalift hinauffährt.

Jeweils donnerstags und sonnabends findet ein Carillon-Konzert statt

Unter dem Kirchenschiff befindet sich ein Museum, dessen Ausstellung "Gomorrha 1943" an Ursachen und Folgen des Luftkriegs in Europa erinnert. 1995 wurde das zwei Tonnen schwere Turmkreuz neu vergoldet. Mittlerweile klingt es auch im Mahnmal: 1993 wurde ein Carillon aus 51 Kirchenglocken im Turm eingeweiht. Vier Mal täglich ist eine Glockenmelodie zu hören. Jeweils donnerstags um 12 und sonnabends um 17 Uhr finden halbstündige Konzerte statt. Der Glockenspieler sitzt in seiner gläsernen Kabine ungefähr dort, wo vor 100 Jahren der Organist von St. Nikolai saß. 

Datum
20.07.2017
Quelle
epd
Von
Thomas Morell
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