Akademiewoche "Alles ist möglich"

Die noch junge Evangelische Akademie der Nordkirche feilt an ihrem Profil

Gemeinsam leiten sie die "Evangelische Akademie der Nordkirche": Jörg Herrmann (l.) und Klaus-Dieter Kaiser.
Gemeinsam leiten sie die "Evangelische Akademie der Nordkirche": Jörg Herrmann (l.) und Klaus-Dieter Kaiser. © Tilmann Baier

31. August 2012 von Simone Viere

Hamburg/Rostock. Evangelische Akademie-Arbeit, das ist schon an sich die Quadratur des Kreises. Stets vor der Herausforderung, gesellschaftliche Entwicklungen zu reflektieren, aber gleichzeitig auch protestantische Positionen einzubringen. Und bei alledem auch noch die Demokratisierung voranzubringen. So zumindest lautete der vielschichte Gründungsauftrag der Evangelischen Akademien.

Nahezu unmöglich scheint diese Quadratur dann, wenn dabei auch noch „Akademie-Arbeit Ost” auf „Akademie-Arbeit West” trifft. Dass das dennoch gelingen kann, das wollen in der noch jungen Nordkirche Jörg Herrmann und Klaus-Dieter Kaiser unter Beweis stellen. Gemeinsam leiten beide die "Evangelische Akademie der Nordkirche", die bei Gründung der Landeskirche aus dem Zusammenschluss der nordelbischen und der mecklenburg-vorpommerschen Akademie entstand. "Wir wollten auf Augenhöhe zusammenkommen", bekräftigen der gebürtige Schleswiger Jörg Herrmann und sein in Dresden geborener Kollege Klaus-Dieter Kaiser einstimmig. Der Gedanke der "Teamleitung" sei wichtig für den Prozess des Zusammenwachsens.

Auf Augenhöhe zusammenkommen

Denn die Erfahrungen, die beide in ihren zuvor getrennten Akademien gesammelt hatten, waren durchaus unterschiedlich. Während Hermann 2007 in Hamburg nach der vier Jahre zuvor erfolgten Schließung der ehemals großen nordelbischen Akademie nahezu bei null anfangen musste, konnte Kaiser beim "Startschuss Nordost" 1998 auf vorhandene Netzwerke der beiden zuvor eigenständigen pommerschen und mecklenburgischen Akademien zurückgreifen. "Im Rückblick war die umstrittene Schließung der nordelbischen Akademie 2003 die falsche Entscheidung", resümiert Herrmann. Nach dem Verkauf der Standorte in Bad Segeberg und an der Hamburger Esplanade musste er die Akademiearbeit in Nordelbien vollkommen neu profilieren. "Einerseits war uns die Last des Hauses genommen, andererseits hat uns das Fehlen eines festen Standorts die Präsenz in der Öffentlichkeit deutlich erschwert." Herrmann wurde Netzwerker, arbeitete unermüdlich daran, bestehende Angebote in nordelbischen Einrichtungen und Kirchenkreisen unter der Marke "Evangelische Akademie" zu vereinen. "Wir verstehen uns als Schnittstelle", sagt Herrmann auch über die neu gegründete Akademie.

Auch die Akademie in Mecklenburg-Vorpommern verfügt außer ihrer Geschäftsstelle am Rostocker Ziegenmarkt weder über ein eigenes Haus, noch über eine lange Tradition, dafür aber über eine gewachsene Klientel. "Unser Einzugsgebiet reicht bis weit nach Brandenburg und Berlin", berichtet Kaiser, der 2004 aus dem Kirchenamt der EKD nach Rostock wechselte. Die anstehenden Aufgaben in der frisch vereinten Nordkirchen-Akademie sieht er keineswegs durch die rosararote Brille: "Es gibt keine andere Region in Deutschland, in der Arm und Reich so eng beieinander wohnen wie in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das müssen wir im Blick haben."

Region Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern - "Arm und Reich eng beieinander"

Wie das gehen kann, darüber sind sich die beiden Akademie-Leiter trotz aller Unterschiede einig: "Forum und Faktor sein", lautet die Formel bei Herrmann. "Informations- und Wissenstransfer leisten", ergänzt Kaiser. Mit einer "Pluralität der Formate" Menschen einzuladen, "innezuhalten", ihre "innere Freiheit" zu bewahren – bei diesen Zielen sind sich die Theologen einig. Wie unterschiedlich dies jedoch im Konkreten aussehen kann, zeigt ein Blick ins Programmheft: Geht es in Stralsund und Rostock beispielsweise um die "Erdung des Unsichtbaren”,  Rechtsextremismus oder Landgrabbing, stehen in Hamburg, Stadtpolitik, Erinnerungskultur und Filmreihen auf dem Programm.  "Wir sind keine Bildungseinrichtung. Unsere eigentliche Aufgabe besteht darin Moderator zu sein, unterschiedliche Positionen ins Gespräch zu bringen", steckt Kaiser seine Marschroute ab. "Bildung und Gerechtigkeit, Kultur und Religion" , kategorisiert Herrmann die Hamburger Zugpferde. Nicht zu vergessen, die in der Hansestadt mittlerweile fest verankerten "Gespräche über Film und Religion" im Abaton-Kino, die dem promovierten Theologen und Literaturwissenschaftler ans Herz gewachsen sind.

"Ohne Angst verschieden" sein, zitiert die Internet-Seite der Nordkirchen-Akademie den deutschen Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno. Vielleicht ist es das, was die beiden Akademie-Leiter bei ihrer gemeinsamen Arbeit an der neuen Nordkirchen-Akademie antreibt, bei ihrer "Quadratur des Kreises". Ihre Formel dafür jedenfalls steht: "Mit den Standorten Hamburg und Rostock bilden wir eine Ellipse mit zwei Brennpunkten", skizziert Kaiser.

Interesse an einem festen Akademie-Haus besteht

Dass es mindestens an einem der beiden Brennpunkte auch wieder einmal ein festes Haus geben kann, wollen beide nicht ausschließen. Interesse besteht nach wie vor, bekräftigt Jörg Herrmann. Vielleicht sei ja die kürzlich die kürzlich von dem Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs angestoßene "erweiterte Nutzung" der Nikolai-Ruine eine "gute Idee". "Alles ist möglich", lautet der Titel der im November stattfindenden zweiten "Akademiewoche." Für die Akademiearbeit in der Nordkirche scheint das allemal zu gelten.

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