Bundespräsident Joachim Gauck im Interview

Die Nordkirche lässt Ost und West zusammenwachsen

Bundespräsident Joachim Gauck und Festgäste beim Ratzeburger Mahl auf dem Palmberg vor dem Dom
Bundespräsident Joachim Gauck und Festgäste beim Ratzeburger Mahl auf dem Palmberg vor dem Dom© Pittkowski

24. Mai 2012 von Doreen Gliemann

Hamburg. "Meine geistliche Heimat und sichtbares Zeichen für das Zusammenwachsen von Ost und West" - mit diesen Worten bezeichnete Bundespräsident Joachim Gauck die neue Nordkirche. Carsten Splitt befragte den Bundespräsidenten, mit welchen Gefühlen er als als ehemaliger Pastor der Mecklenburgischen Kirche zum Gründungsfest der Nordkirche nach Ratzeburg fährt.

Evangelische Zeitung: Bei einem spontanen Besuch der Mecklenburgischen Synode vor wenigen Wochen haben Sie den Kirchenparlamentariern Mut gemacht, sich auf die neue Landeskirche einzulassen. Mit welchen Gefühlen fahren Sie als ehemaliger Pastor der Mecklenburgischen Kirche zum Gründungsfest der Nordkirche nach Ratzeburg?

Bundespräsident Joachim Gauck: Ich komme in Dankbarkeit und Verbundenheit. Die mecklenburgische Landeskirche war mir nie nur Organisationseinheit oder Dienstherr. Menschen wie „mein“ Landesbischof Heinrich Rathke gaben mir Wegweisung und Mut. Sie lehrten mich, dass die Wahrheit – ethisch wie politisch – nicht immer bei der Mehrheit sein muss. Die mecklenburgische Landeskirche war und ist daher meine geistige, meine geistliche Heimat. Das wird sie auch als Nordkirche bleiben und ich bin mit meinen Gedanken und Gefühlen nah bei allen, die in der neuen Kirche wirken.              

Die Nordkirche wagt den Zusammenschluss unterschiedlicher Traditionen aus Ost und West. Inwiefern kann sie damit auch einen Impuls geben für den gesellschaftspolitischen Bereich?

Gauck: 20 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands wird das Zusammenwachsen zwischen Ost und West auch in der Organisationsstruktur der neuen Nordkirche sichtbar. Vieles, was bereits bisher an Kooperation und gemeinsamen Projekten entstanden ist und gelebt wurde, erhält nun „Brief und Siegel“. Ich wünsche mir, dass dieser Geist sich auch im gesellschaftspolitischen Alltag entfaltet. Diesem Zusammenwachsen im kirchlichen und gesellschaftlichen Bereich wünsche ich gutes Gelingen.

Welche Bedeutung kommt den Kirchengemeinden speziell in den zunehmenden säkularisierten Bereichen von Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern zu?

Gauck: Die Kirchengemeinden sind die Lebenszentren der Landeskirchen. In ihnen leben die Menschen zusammen und engagieren sich. Die Mitglieder der Kirchengemeinden bereichern mit einer Vielzahl an Aktivitäten das gesellschaftliche Leben vor Ort, stehen einander bei und helfen sich. In der Jugendarbeit lernen junge Menschen früh, sich in die Gesellschaft einzubringen. Das ist gut und wichtig für unser Land.

Was können die Gemeindeglieder in Ost und West von den jeweils anderen lernen?

Gauck: Wie so oft können Menschen viel voneinander lernen, wenn unterschiedliche Traditionen aufeinandertreffen. Die Gemeindeglieder im Westen können sicher von der Erfahrung lernen, wie Glaube auch unter schwierigen Bedingungen bewahrt und gelebt werden kann. Das schärft den Blick, worauf es wirklich ankommt. Umgekehrt können die Kirchenglieder im Osten von den Erfahrungen profitieren, die die Gemeindeglieder im Westen bereits seit Jahrzehnten mit der Erosion des Glaubenslebens machen und von Lösungswegen, dem zu begegnen.

Das Interview führte Carsten Splitt, Chefredakteur, Evangelische Zeitung

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