Fachtag "Digitaler Wandel"

Diesseits und Jenseits der Digitalisierung

Prof. Dr. Ingrid Schirmer, Universität Hamburg
Prof. Dr. Ingrid Schirmer, Universität Hamburg

18. Mai 2017 von Lena Modrow

... das war das Thema des Vortrags von Prof. Dr. Ingrid Schirmer von der Universität Hamburg. Auf dem Fachtag "Digitaler Wandel" der Nordkirche berichtete sie nicht nur temporeich, wie der Stand der aktuellen Entwicklung ist, sondern auch wie die Kirche ihm begegnen kann - diesseits und jenseits der Digitalisierung. Hier ein paar Schlaglichter.

Die Informatik, das machte Prof. Dr. Ingrid Schirmer deutlich, ist längst zu einer Querschnittsdiziplin geworden. Denn: Sie verbindet elektronische und mechanische Systeme zunehmend zu einem sich selbst organisierendem und selbstlernenden Netz, dem sogenannten "internet of things". Ein Beispiel etwa ist der Hamburger Hafen, der mit unterschiedlichen Sensoren arbeitet, so große Mengen an Informationen an den verschienden Schaltstellen aufnimmt und auswertet, sodass logistische Prozesse weitgehend automatisiert ablaufen können. „Die Metropolen werden in Zukunft nicht mehr ohne solche Systeme funktionieren“, so Schirmer.

Zunehmende Vernetzung von physischen und digitalen Entitäten

Und auch andere Disziplinen, wie Wirtschaft, Gesundheit und Wissenschaft, werden zunehmend von der Entwicklung verändert. Die Vernetzung von physischen und digitalen Entitäten nimmt stetig zu: Zuletzt war das auf negative Weise etwa bei der Cyber-Attacke durch die Schadsoftware "WannaCry" deutlich geworden, die unter anderem das britische Gesundheitssystem weitgehend lahm legte. Eine weitere Gefahr, die durch das Datensammeln und die "Trackbarkeit" lauert, ist: die Möglichkeit der totalen Überwachung.

Es zeigt sich: Es ist kaum möglich, sich der Entwicklung der stetigen Vernetzung zu entziehen. Die Frage ist hierbei, ob Rechtssysteme bzw. Staaten mit der rasanten technischen Entwicklung Schritt halten können. „Recht, Informatik und Ethik können an dieser Stelle nur gemeinsam Regularien aufbauen“, so Schirmers Fazit.

Mensch und Maschine: Wie stehen sie zueinander?

Aber nicht nur Fragen des Datenschutzes sind neu zu verhandeln. Gerade wenn Systeme zunehmend so strukturiert sind, dass sie menschliche Intelligenz nachzubilden, stellen sich laut Schirmer weitere essentielle Fragen: In welchem Verhältnis steht der Mensch zur Maschine?

Bei welchen Prozessen ist es von Vorteil, dass der Mensch sie delegiert, weil die Maschine hier überlegener und effizienter arbeitet, in welchen Bereichen sollte er sich beschränken? Und wie verändert das unsere Arbeit? Auf diese Fragen brauche eine Gesellschaft Antworten.

Diesseits der Digitalisierung

Wie Schirmer darstellt, gibt es bei der Digitalisierung von Unternehmen zwei Faktoren, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen: Zum einen sollte es nicht darum gehen, dem nachzulaufen, das es schon gibt, sondern möglichst das zu antizipieren, das in naher Zukunft gebraucht werden könnte. Steve Jobs drückte das mit einem Zitat von Eishockey-Spieler Wayne Gretzki aus: "'I skate to where the puck is going to be, not where it has been." Jobs hat beispielsweise schon geahnt, dass der iPod bald überflüssig werden könnte, wenn es Mobiltelefone gibt, die verschiedene Funktionen in sich vereinen.

Der zweite Faktor, den Schirmer nennt, besagt: Bei Transformationsprozessen muss man sich auf ein bimodales System stützen. Das bedeutet: Das alte System muss noch laufen können, während ein neues schrittweise aufgebaut wird. Das gilt auch für die Kirche.

Was muss sonst noch passieren?

Neben der verstärkten Nutzung der digitalen Kommunikationskanäle zeigt Schirmer als Strategie zudem auf, dass nicht nur alle Mitarbeiter in den digitalen Wandel eingebunden werden müssten, sondern es „Digital Business Units geben müsste“, die vor Ort um Transformationsprozesse kümmern.

Nach außen hin müssten Angebote im Netz stärker zielgruppenspezifisch sein. Gleichzeitig sollten ethische Fragen wie Datennutzung und Sicherheit geklärt werden.

Jenseits der Digitalisierung

Jenseits der Digitalisierung stellt sich aber eine grundlegende Frage: Wenn der Mensch durch die neuen Möglichkeiten selbstlernender Prozesse von Routineaufgaben entbunden wird, hat er mehr Zeit zur Muße? Derzeit ist der Mensch laut Schirmer viel stärker dem Druck durch die Digitalisierung ausgesetzt. Die Konsequenz: Er hat das Gefühl, noch weniger Zeit zu haben, von Informationen überflutet zu werden. Eine Fehlentwicklung? Schirmer sagt: „Der Wandel braucht auch eine Reflexion, sonst werden wir eine kopflose Menschheit, die nur rennt.“

Auch in Zeiten des digitalen Wandels brauche es daher Zeiten der inneren Einkehr, um Tiefe zu finden, Entscheidungen treffen und über Werte reflektieren zu können.

 Sie schließt mit Zitaten des französischen Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal:
„Das Jahr der Gnade 1654, Montag, 23. November …
Von etwa halb Elf am Abend bis halb Eins. FEUER. Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, …, Gewissheit, Gewissheit, Innigkeit, Freude, Frieden. Gott Jesu Christi. …
Die Welt vergessen, nichts außer Gott. …
Größe der menschlichen Seele. …
Freude, Freude, Freude, Tränen der Freude“  …


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