Ein 700-Kilometer-Lauf im Gedenken an Nazi-Opfer
29. April 2015
Putten/Ladelund. Es ist ein ganz besonderer Staffel-Lauf: 700 Kilometer wollen Hobby-Sportler aus dem niederländischen Putten zurücklegen. Ihr Ziel: die KZ-Gedenkstätte Ladelund.
70 Jahre nach Kriegsende wollen Männer und Frauen aus dem niederländischen Ort Putten etwa 700 Kilometer mit einem Staffellauf zur nordfriesischen KZ-Gedenkstätte Ladelund laufen. "Es wird ein Lauf zum Thema Vergebung, Versöhnung und auch Dankbarkeit", sagte Dörte Christiansen, Geschäftsführerin der KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund. Die insgesamt 24 Läufer im Alter zwischen 14 und 74 Jahren samt Unterstützungstross mit rund 75 Helfern sind am Dienstag, 28. April, gestartet und wollen am 2. Mai in Ladelund nahe der dänischen Grenze ankommen.
Am 2. Oktober 1944 verschleppte die Wehrmacht alle 660 Männer über 16 Jahren aus Putten. Anschließend wurde das Dorf niedergebrannt. Anlass war ein Attentat einer Widerstandsgruppe auf ein Auto mit deutschen Offizieren. Die Männer wurden von Putten zunächst in das Lager Amersfoort und anschließend in die Konzentrationslager Neuengamme, Bergen-Belsen und Auschwitz-Birkenau verschleppt. 105 Puttener wurden in das Neuengammer Außenlager Ladelund gebracht. Von den 660 Männern überlebten nur 48 den Krieg. Der letzte Überlebende starb vor zwei Jahren.
Läufer machen auch Station in Neuengamme
Die rund 30-köpfige Läufer- und Fahrradfahrer-Schar wird am 2. Mai gegen 11 Uhr am alten Bahnhof in Achtrup empfangen, sechs Kilometer südlich von Ladelund. Von dort aus mussten um den 2. Oktober 1944 rund 2.000 Häftlinge zur Strafarbeit zum KZ-Ladelund laufen, um dort einen Panzerabwehr-Graben auszuheben. Einige bereits tote Häftlinge wurden bei diesem Marsch auf den Armen anderer Häftlinge getragen. Eine der Stationen des Staffellaufs ist die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Direktor Detlef Garbe wird die Teilnehmer dort am 30. April begrüßen. Weitere Stationen im Norden sind Wedel und Husum.
Der frühere Pastor Harald Richter aus Ladelund suchte bereits kurz nach dem Krieg den Kontakt mit Putten. Die Wachmannschaften des KZ hatten genau aufgelistet, wer bei den schweren Arbeiten ums Leben kam. Die sogenannten Sterbezettel gelangten in das Kirchenbuch der Gemeinde. Auf Initiative Richters fuhren bereits 1950 die ersten Busse mit Witwen aus Putten nach Ladelund, damit die Frauen an den Gräbern des KZ trauern konnten.
Viel Aufmerksamkeit in den Niederlanden
In den niederländischen Medien habe der Plan für großes Aufsehen gesorgt, sagte der Initiator des Laufs, Michel Kooij. Ein Fernsehteam werde den Lauf begleiten. Geplant sei, dass immer zwei Läufer rund drei Kilometer laufen und dann abgelöst werden. Insgesamt seien drei Teams unterwegs, die sich nach jeweils acht Stunden abwechseln. In der Nähe der früheren Konzentrationslager werde der Tross ein Biwak aufschlagen, in denen sich die Läufer erholen können.