Generationenwechsel

Frischer Wind: Die Neuen in der Kirchenmusik in Mecklenburg-Vorpommern

Group Of School Children Singing In School Choir
Group Of School Children Singing In School Choir© Highwaystarz-Photography, iStock

26. Januar 2017 von Sybille Marx

Viele ältere Kirchenmusiker in Mecklenburg-Vorpommern sind in den Ruhestand gegangen, viele junge danach ins Amt gekommen, sagt Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer. Das hat auch Folgen für die Musik in den Kirchen.

Neu als junger Kirchenmusiker in einer Gemeinde – und gleich mal alles anders machen? Auf keinen Fall, sagt Julius Mauersberger. Der 27-Jährige hat vor drei Jahren die Stelle des Kirchenmusikers in der vorpommerschen Stadt Pasewalk übernommen und ein breites Spektrum an Gruppen vorgefunden: eine Kantorei, die anspruchsvolle Chorwerke singt, einen Posaunen- und einen Gospelchor, außerdem verschiedene Bands, alles in allem mit fast 90 Beteiligten. "Ich fand es wichtig, erstmal daran anzuknüpfen", sagt Mauersberger, der in Weimar studiert hat. Seine Vorgänger hätten hier einen Grundstein ohnegleichen gelegt. Allerdings: Der Kinderchor war zuletzt sehr klein. "Den baue ich jetzt wieder auf."

Mehr Offenheit für neues Liedgut im Gottesdienst

Was sich in einer Gemeinde bewegt, wenn ein neuer Kirchenmusiker anfängt, zumal, wenn er frisch vom Studium kommt, sei immer spannend, sagt Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer in Greifswald. "Die musikalischen Gruppen sind ja die größten, lebendigsten Gruppen in den meisten Gemeinden." Und Mecklenburg-Vorpommern habe in den vergangenen Jahren einen Generationenwechsel erlebt: Viele ältere Kantoren gingen in Rente, viele junge kamen nach. "Das ist eine Chance", glaubt Dittmer. "Ich beobachte bisher jedenfalls nicht, dass die jungen mit allen Traditionen brechen wollen – aber dass sie offener sind für neues Liedgut als manche älteren."

Ungefähr das ist es auch, was die Kirchengemeinde Kühlungsborn gerade erlebt. Der junge David Suchanek, der vorher freiberuflich als Organist arbeitete und hier im Oktober seine erste hauptamtliche Stelle antrat, will erstmal alles am Leben erhalten, was sein Vorgänger aufgebaut hat. Aber ein paar Veränderungen schweben ihm auch vor. "Ich wünsche mir eine größere Aufgeschlossenheit gegenüber neuem Liedgut im Gottesdienst", sagt der 33-Jährige, der in Lübeck und Freiburg studiert hat. Lieder wie die von Paul Gerhard und Martin Luther seien zwar ein Schatz, "das Altbewährte ist unglaublich wertvoll. Aber es gibt eben auch wunderschöne neue Lobpreislieder, die man singen kann". Ganz vorsichtig wolle er die Gemeinde heranführen.

Neue Impulse für die Gemeinde

Gemeindepastor Matthias Borchert erlebt das als Bereicherung. "Wir hatten auch vorher einen guten Kirchenmusiker, aber jeder ist ein anderer Typ und bringt neue Impulse hinein", meint er. Suchanek habe zum Beispiel eine fabelhafte Art, aus der kleinen Orgel im Gottesdienst alles herauszuholen,  "oft klatschen die Leute danach". Bereichernd sei auch, wie stark er den Posaunenchor, den Gesangschor und einzelne Musiker in die Gottesdienstgestaltung einbeziehe. "Er baut hier was auf und da lasse ich ihm Freiraum."

Nachwuchs für den Chorgesang

Noch jünger als Suchanek, im Amt und an Alter, ist der Kirchenmusiker Christian Thadewald-Friedrich: Erst im Dezember hat der 26-Jährige eine Stelle in der St. Georgen/St. Mariengemeinde von Wismar übernommen – und gleich mal einen Kinderchor gegründet. "Ich finde Kinder- und Jugendarbeit total wichtig, weil der Chorgesang in unseren Kirchen Nachwuchs braucht", sagt Thadewald-Friedrich, der auch Musik auf Lehramt studiert hat. Viele Kirchenchöre seien wegen des demographischen Wandels überaltert, "wenn keiner etwas unternimmt, haben wir in zehn Jahren keine Leute mehr".

Nachwuchsarbeit in der Nordkirche

Trotzdem gibt es in MV nur 65 kirchliche Kinderchöre und 28 Jugendchöre, während 150 Chöre für Erwachsene existieren. Wismar habe auf einen Kinderchor regelrecht gewartet, "es war leicht, Interessenten zu finden", erzählt Thadewald-Friedrich. Dass die Kinder, die er ausbildet, später auch in seiner Kantorei singen, glaubt er nicht. "Die meisten gehen sicher weg, zur Ausbildung oder zum Studium." Aber wenn alle Kirchenmusiker in der Nordkirche eine gute Nachwuchsarbeit machten, "kommen irgendwann auch Chorsänger hier her, die woanders angefangen haben."

 

Info

67 hauptamtliche Kirchenmusiker arbeiten in MV, 22 von ihnen auf vollen Stellen. Neben diesen studierten A- und B-Musikern gibt es sieben C-Musiker: nebenamtliche Kirchenmusiker, die berufsbegleitend eine Ausbildung absolviert haben.

Datum
26.01.2017
Quelle
Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung
Von
Sybille Marx
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