In der St. Gertrud-Kirche werden wieder Gottesdienste gefeiert
28. August 2015
Hamburg. Am Sonntag ist es soweit: Die St. Gertrud-Kirche wird nach neun Monaten wieder eröffnet. Während der Sanierung erlebten Arbeiter eine Überraschung.
Die neugotische St. Gertrud-Kirche in Hamburg-Uhlenhorst wird nach knapp neun Monaten Bauzeit an diesem Sonntag wieder geöffnet. Der Festgottesdienst beginnt um 10 Uhr. Die Kirche musste Anfang des Jahres geschlossen werden, weil der Putz aus den 60er Jahren Risse bekommen hatte. Trotz zusätzlicher Arbeiten sei der Umbau im Kostenrahmen von 870.000 Euro geblieben, sagte Pastor Frie Bräsen. Auch der Zeitplan wurde eingehalten. Die Kirche steht ungefähr auf dem geografischen Mittelpunkt von Hamburg.
Nach Abnahme der Putzschicht seien "erhebliche Bausünden" durch Arbeiten in den 60er Jahren entdeckt worden, sagte Bräsen. So seien zahlreiche rote Deckensteine weiß übermalt worden. Auch sei eine Bitumenschicht im Gewölbe entdeckt worden. Das alte Baumaterial sei zum Teil stark mit Schadstoffen belastet gewesen. Dank umsichtiger und verantwortlicher Handwerker sei der Zeitplan aber eingehalten worden.
Originale Deckenmalung erhalten
Während der Bauarbeiten gab es eine Überraschung: Arbeiter entdeckten, dass an einigen Stellen in den Seitenschiffen noch die originale Deckenbemalung von 1886 erhalten ist. Aus finanziellen und gestalterischen Gründen sei es aber nicht möglich gewesen, alle Flächen freizulegen. Nur an einer Stelle sei die alte Malerei freigelegt worden, so dass die Kirche jetzt ein "Fenster in die Zeit" habe. Neu ist das Lichtkonzept mit energiesparenden LED-Leuchten. Auch die Akustik wurde durch den neuen Putz verbessert.
Im Festgottesdienst sind die Kantorei St. Gertrud, das Vokalensemble Hamburg und Lux Aeterna mit Motetten von Hamburger Komponisten aus dem 16. Jahrhundert zu hören. Nach dem Gottesdienst feiert die Gemeinde ein Fest mit Musik, Kultur, Führungen und Kinderprogramm. Eine neue Ausstellung zeigt die Baugeschichte der St. Gertrud-Kirche. Während der Bauzeit hatte die Gemeinde ihre Sonntagsgottesdienste in der benachbarten Seniorenresidenz gefeiert.
Wo Altkanzler Schmidt konfirmiert wurde
Die Wurzeln der Gemeinde liegen am heutigen Gertrudenkirchhof in der City zwischen Mönckebergstraße und Binnenalster. Nach Zerstörung der mittelalterlichen Kapelle durch den Großen Brand 1842 wurde beschlossen, die Kirche in dem neuen Wohngebiet Uhlenhorst wieder aufzubauen. Unter der Leitung des Architekten Johannes Otzen wurde der Backsteinbau 1886 eingeweiht. Der markante Kirchturm ist 88 Meter hoch. Bemerkenswert ist, dass Otzen 460 verschiedene Backsteinsorten verwendete. In St. Gertrud wurde unter anderem Altkanzler Helmut Schmidt 1918 getauft und 1934 konfirmiert.
Info
WAS: Gottesdienst zur Wiedereröffnung
WANN: an diesem Sonntag, 30. August, um 10 Uhr
WO: St. Gertrud-Kirche in Hamburg-Uhlenhorst (Kuhmühlenteich)