Beratung

„Kurswechsel“ hilft Neonazis beim Ausstieg

"Kurswechsel" hilft Rechtsextremen beim Ausstieg
"Kurswechsel" hilft Rechtsextremen beim Ausstieg© Erwin Wodicka / Fotolia

26. August 2015 von Timo Teggatz

Hamburg. „Kurswechsel“ heißt ein neue kirchliche Beratung, die Rechtsextremen beim Ausstieg helfen soll. Ein Gespräch über das Projekt mit einer Mitarbeiterin, die lieber anonym bleiben möchte.

Eltern schämen sich oft dafür, wenn ihre Kinder rechtsextrem sind. Ein solches Eingeständnis sei kein leichter Schritt, sagte die Mitarbeiterin des neuen Beratungsangebots "Kurswechsel" in Hamburg. Träger ist der Verein Christliches Jugenddorfwerk Deutschland. Der erste Schritt einer Beratung sei, mit den Eltern die eigene Position zu rechtsextremem Gedankengut zu klären und dem Kind Grenzen zu setzen. "Wir raten dazu, Kleidung mit neonazistischen Parolen und Motiven zu Hause zu verbieten – auch entsprechende Musik."

Neonazi-Kleidung, Tattoos und Musik könnten eine Form des Protests gegen ein liberales Elternhaus sein, sagt die Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht veröffentlichen möchte. Die Botschaft der Eltern sollte sein: "Ich liebe Dich, aber es gibt auch meine persönliche Grenze." Die Eltern müssten ihr Kind weiterhin über Gespräche und eine emotionale Ebene erreichen können.

Rechtsextreme "rhetorisch gut geschult"

Lehrern und Sozialpädagogen rät sie, sich ersteinmal gut zu informieren, was Rechtsextremisten propagieren. Dem betroffenen Jugendlichen sollte klargemacht werden: "Du bist hier jederzeit willkommen, aber nicht in diesem Pulli, denn die Botschaft darauf ist für andere verletzend." Zweifel wecken könne man bei Jugendlichen nur selten über Argumente, denn die Mitglieder der rechtsextremen Szene seien rhetorisch sehr gut geschult. Besser sei es, irritierende Fragen zu stellen: "Was ist Dir wichtig?" oder "Warum hast Du solche Freunde?". Eine wichtige Frage sei auch: "Wie möchtest Du selbst behandelt werden?"

Druck vom Arbeitgeber oder von der Familie könne manchmal zum Ausstieg führen, weiß die Mitarbeiterin. Manch einer komme auch, weil er Flüchtlinge persönlich kennengelernt hat. Entscheidend sei, dass sich die Betroffenen freiwillig melden. In stark durchorganisierten Gruppen könne eine solche Distanzierung mehrere Jahre dauern. "Sich absolut zu lösen ist schwer, wenn Menschen ihr ganzes Leben auf der Szene aufgebaut haben." Ihr Gedankengut sei dadurch geprägt, Freundschaften und die Freizeit fanden in der Szene statt. "Wenn das alles wegbricht, muss man sich ein komplett neues Leben aufbauen."

340 Personen in Hamburg rechtsextrem

Wichtig sei eine Begleitung vor Ort. "Wir unterstützen bei der Jobsuche, gehen mit zum Arbeitsamt, zur Sucht- oder Schuldnerberatung." Manchmal werden Angehörige, Freunde oder Partner mit in die Beratung einbezogen. Problematisch sei, wenn die Gesellschaft dem Aussteiger kein Vertrauen entgegenbringt, räumt die Expertin ein. Sie kenne den Fall eines Sozialpädagogen, der lange in rechter Szene aktiv und auch auf Wahlplakaten der NPD zu sehen war. Nach seiner Distanzierung von der Szene habe er sich vergeblich auf Stellen beworben.

Der Verfassungsschutz rechnet 340 Personen in Hamburg der rechtsextremen Szene zu. Das neue Projekt "Kurswechsel" unterstützt Menschen beim Ausstieg, berät Angehörige und wendet sich an Fachkräfte in Jugendeinrichtungen. Gefördert wird "Kurswechsel" vom Programm "Demokratie leben" des Bundesjugendministerium und dem Landesprogramm "Hamburg - Stadt mit Courage". Die Beratung ist kostenlos und absolut vertraulich. Kontakt unter 0800/565 780 056 oder <link link-email>info@kurswechsel-hamburg.de. Weitere Infos unter <link http: www.kurswechsel-hamburg.de _blank link-extern>www.kurswechsel-hamburg.de.

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