Lesung mit Heinz Schilling

"Luther war die konzentrierte Faust"

Prof. Dr. Peter Unruh (l.) diskutierte mit Prof. Dr. Heinz Schilling im Plenarsaal des schleswig-holsteinischen Landtags unter anderem über Luther.
Prof. Dr. Peter Unruh (l.) diskutierte mit Prof. Dr. Heinz Schilling im Plenarsaal des schleswig-holsteinischen Landtags unter anderem über Luther.© Silke Stöterau

22. Juli 2017 von

Der Plenarsaal im schleswig-holsteinischen Landtag war gut besucht: Rund 400 Gäste waren zur Lesung von Prof. Dr. Heinz Schilling, dem Autor der Luther-Biografie, gekommen. Er las anlässlich der Ankunft des Nordkirchenschiffs aus seinem neusten Buch "1517. Eine Weltgeschichte eines Jahres".

Eingeladen hatte amtsKULTUR – die Kulturreihe des Landeskirchenamtes der Nordkirche, der Schleswig-Holsteinische Landtag, der Kirchenkreis Altholstein und die Arbeitsstelle Reformationsjubiläum 2017.

Das Ringen um Macht

Der Direktor des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Prof. Dr. Utz Schliesky, begrüßte die Gäste - analog zu Schillings Werk  - mit einer geschichtlichen Exkursion zu Ereignissen im Jahr 1517 in Schleswig-Holstein. Von zentraler Bedeutung war unter anderem der Hansetag, der am 14. Juni bis 5. Juli 1517 in Lübeck stattfand. Diese Veranstaltung sei damals das zentrale Forum der Hanse gewesen, in dem internationale Politik gemacht wurde. „Dort wurden Beziehungen zu den Handelspartnern im Ausland geknüpft, diplomatische Aktivitäten, und sogar Entscheidungen über Krieg und Frieden beschlossen“, so Schliesky. „Im gerade ausgebrochenen Krieg zwischen Dänemark und Schweden suchten die Hansestädte, zu denen damals Kiel gehörte, nach einer diplomatisch haltbaren Position.“ Es ging um die Stellung der Hanse im politischen Ringen der Mächte. Das Ringen um die Macht war eine Metaphorik, die den Abend durchzog.    

Globale Zusammenhänge um 1500

Prof. Peter Unruh, Präsident des Landeskirchenamtes der Nordkirche, sprach einleitende Worte zum Autor und Werk: „Heinz Schilling schaut in ‚1517‘ nicht nur nach Wittenberg, sondern lenkt den Blick primär auf globale Zusammenhänge und Trends vor 500 Jahren.“ In einem Interview im MDR habe Schilling klar gestellt, das sich eine Universalgeschichte im heutigen Sinne für 1517 nicht schreiben ließe. Dafür seien die Weltregionen noch zu isoliert gewesen. „Das Werk ‚1517‘ ist in mehrere große Themenbereiche gegliedert: türkische und Habsburger Machtansprüche; Russland rücke in den Fokus; große Entdeckungen in Übersee und der Kontrast von realem Prunk der Kirche einerseits und der christlich-theologisch begründeten Konzentration auf das Wesentliche und zugleich Innerliche andererseits“, führte Unruh ein. „Die Renaissance, der Humanismus, das Eindringen eines neuen Weltwissens nach Europa und auch Martin Luthers Thesen wider den Ablass liefern für Heinz Schilling die Zutaten für das brodelnde, dynamische Gemisch, dass sich in die Neuzeit ergießt und sie formt.“

Religiöse Konsequenzen von politischen Machtkämpfen

Heinz Schilling stellte sodann auch die Reformen des Papstes Leo X., die Renaissance und das neue europäische Weltwissen  in den Fokus seiner Lesung. „In Europa herrschten Könige und Königsdynastien“, so Schilling. „So mancher Kampf ist auch ehepolitisch ausgetragen worden: Von Damaskus und Kairo aus regierten die Osmanen ihr Reich.“ Dies sei besonders für die Portugiesen eine Herausforderung gewesen. Die religiösen Konsequenzen dieser Machtkonstellation und -kämpfe seien hoch gewesen.

Luther hat den "einheitlichen religiösen Kern" gesprengt

In der darauf folgenden Podiumsdiskussion zwischen Prof. Unruh und Prof. Schilling wurde der Bogen zur Reformation noch konkreter gespannt: Durch den Aufbruch von antagonisierenden Prozessen habe Luther den Menschen die Bibel gebracht, sagte Schilling. „Luther war die konzentrierte Faust  - mit seiner Konzentriertheit auf die Religion und der Frage ‚Wie finde ich einen gerechten Gott?‘“ Er habe den einheitlichen religiösen Kern gesprengt. „Damit ergab sich eine Differenzierung, hinter die man nicht mehr zurückfallen konnte, weil die Reformation sich bewährt hatte“, sagte Schilling. „Man hat sich daran gewöhnen müssen, dass es verschiedene Wahrheiten gibt. Von daher ist der 31. Oktober 2017 wichtig.“ Das erneuerte Christentum aller Konfessionen wirkte säkularisierend in der Welt.

Weitere Veranstaltungen

In seinem Impuls-Statement wies Dr. Daniel Mourkojannis, Leiter der Arbeitsstelle Reformationsjubiläum, noch auf weitere Veranstaltungen hin. Zum einen<link http: luthers-norden.de link-extern> "Luthers Norden" der Landesmuseen der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, die zur Zeit im Pommerschen Landesmuseum Greifswald zu sehen ist. Darüber hinaus gibt es die grenzüberschreitende Ausstellung <link http: museumsberg-flensburg.de de ausstellungen details glaube-orte-kunst.html link-extern>Orte. Glaube.Kunst. des Museumsberg Flensburg. Ab September wird es zudem im Hansemuseum Lübeck eine Schau zur Wirtschaftsgeschichte der Reformation geben.

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