Prominente Politikerinnen besorgt über Lage von Asylbewerbern in Wolgast
01. Oktober 2012
Wolgast. In einem Offenen Brief haben sich namhafte Politikerinnen der Grünen besorgt zur Situation von Asylbewerbern im vorpommerschen Wolgast geäußert.
Es sei zu befürchten, dass die drohende Werftschließung die Stimmung in der Stadt „weiter aufheizt und die Flüchtlinge als willkommene Sündenböcke für Wohnungs- und Arbeitsplatzverlust herhalten müssen“, heißt es in dem Schreiben einer Solidaritätsinitiative an Kreistag, die Stadtvertretung und Bürgermeister.
"Angriffe auf Schutzsuchende scheinen immer noch möglich"
Zu den Erstunterzeichnern gehören die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Bundestagsfraktionsvorsitzende Renate Künast und Bundesvorsitzende Claudia Roth. "20 Jahre nach den Pogromen von Lichtenhagen scheinen Angriffe auf Schutzsuchende immer noch möglich", heißt es in dem Brief unter Verweis auf Berichte in der ARD und im NDR-Fernsehen.
Die bestehende Gefahr werde nicht durch die ständige Gegenwart eines Wachdienstes gebannt. In dem Brief werden die Lokal- und Regionalpolitiker um Auskunft darüber gebeten, was sie tun werden, damit sich die Flüchtlinge frei und ohne Angst in der Region bewegen können. Bereits seit Monaten werde von Seiten neonazistischer Gruppierungen Stimmung gegen die Ende August eröffnete Flüchtlingsunterkunft im Plattenbauviertel Nord gemacht.
So würden Falschinformationen über Flüchtlinge und Zuwanderung verbreitet, an Laternen und Bushaltestellen fänden sich Aufkleber und Plakate: „Wir sind nicht das Sozialamt der Welt. Zuwanderung löst keine Probleme, sie schafft welche. Schluss mit Multikulti.“ Bereits vor zehn Jahren sei in der Stadt mit der Initiative „Schöner wohnen in Wolgast“ gegen eine geplante Unterbringung von Asylbewerbern Stimmung gemacht worden.
Einladung zum Gottesdienst - Zeichen setzen für ein friedliches Zusammenleben
Nach jüngstem Stand lebten nach Angaben des Landkreises in Wolgast bereits 69 Asylbewerber aus der Türkei, Russland, Afghanistan, Ghana und dem Iran. Bis zu 220 Menschen können in dem Heim untergebracht werden. Die evangelische Kirchengemeinde will ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben setzen und lädt die Flüchtlinge zu einem Willkommensgottesdienst während des Erntedankfestes am 7. Oktober ein.
Konkrete Hilfsangebote für die Flüchtlinge von der Bevölkerung
Kommune und der Landkreis hatten mitgeteilt, sie sähen keine Notwendigkeit, das Heim zu verlegen. Ihm sei keine Grundstimmung in der Bevölkerung gegen die Flüchtlinge bekannt, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Schönwandt (parteilos)gegenüber dem epd. Die Flüchtlinge müssten nicht um ihr Leben fürchten. Landkreis-Sprecher Froitzheim betonte, die Mehrheit der Bevölkerung sei nicht ausländerfeindlich. Etliche Menschen
hätten den Flüchtlingen bereits konkrete Hilfe angeboten.