Schriftsteller Walser hält Gottesbezug für "unentbehrlich"
22. September 2014
Kiel. Anfang Oktober stimmt der Landtag darüber ab, ob die Verfassung von Schleswig-Holstein einen Gottesbezug bekommt. Jetzt hat sich der Autor Martin Walser eingeschaltet - mit einer klaren Position.
- Kirchen und CDU für Gottesbezug in Landesverfassung
- Gottesbezug: Kompromissvorschlag vorgelegt
- Verfassung ohne Gott? - Vortrag von Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio
- <link file:2943>Udo Di Fabio: Grundgesetz und nominatio dei
Info
Der Schriftsteller Martin Walser (87) hat sich für einen Gottesbezug in der Präambel der künftigen Landesverfassung Schleswig-Holsteins ausgesprochen. "Man kann das nicht entbehren", sagte Walser auf einer Veranstaltung im Landeskirchenamt der Nordkirche in Kiel. Wer den Gottesbezug nicht wolle, müsse sagen, "was da dann sonst stehen könnte".
Walser schlug vor, mit Gegnern des Gottesbezugs ein Seminar zu veranstalten, um die Notwendigkeit der Aufnahmen zu erklären. Der Bezug auf Gott verdeutliche ein Vertrauen über die Grenzen des Menschen hinaus, betonte Walser. Auf der Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Amtskultur" las er aus seinem 2012 erschienenen Buch "Über Rechtfertigung, eine Versuchung".
Mehrheit für einen Kompromiss?
In die Debatte war jüngst Bewegung gekommen, als ein Kompromissvorschlag vorgelegt wurde. Eine interfraktionelle Gruppe von Landtagsabgeordneten legte die Formulierung "... in Verantwortung vor Gott, den Menschen und im Bewusstsein ihres religiösen, philosophischen und humanistischen Erbes" vor. Damit könnte womöglich die Zweidrittelmehrheit der 69 Abgeordneten gewonnen werden, sagte Andreas Tietze, Landtagsabgeordneter der Grünen und Synodenpräses der Nordkirche.
Der Landtag wird voraussichtlich in seiner Sitzung vom 8. bis 10. Oktober über die Verfassung abstimmen. Die alte und noch gültige Fassung hat keine Präambel. Für die Aufnahme der bislang in der Diskussion befindlichen Worte "In Verantwortung vor Gott und den Menschen" zeichnet sich keine Mehrheit ab.