Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein vor der Wahl:

Gemeinsames Bischofswort der evangelischen und katholischen Kirchen

17. September 2013 von

Schwerin. Die Bischöfe der evangelischen und katholischen Kirchen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein rufen ihre Gemeindeglieder zur Beteiligung an der Bundestagswahl am kommenden Sonntag (22. September) auf.

In einem Bischofswort heißt es: „Gehen Sie wählen! Wählen Sie verantwortlich!“ Demokratie lebe davon, dass sich möglichst viele in die politische Willensbildung einbringen. „Diejenigen, die unzufrieden sind, sollten mehr Transparenz und Beteiligungsmöglichkeiten einfordern. Dies darf jedoch nicht zu einer Infragestellung der Demokratie überhaupt führen.“ Die Geistlichen wenden sich gegen jede Art von politischem Extremismus: „Wir sehen uns als Kirchen in der Verantwortung, unmissverständlich auf die Gefahren hinzuweisen, die von rechtsextremen Überzeugungen für die Würde einzelner Menschen und das Zusammenleben in der Gesellschaft ausgehen. In aller Deutlichkeit erklären wir die Unvereinbarkeit rechtsextremer Einstellungen mit dem christlichen Glauben. Unser Kreuz hat keine Haken!“

Die Erklärung im Wortlaut:

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

am 22.September wird ein neuer Bundestag gewählt. Wie gut, dass wir die Wahl haben! Es ist noch keine 25 Jahre her, seit die Sehnsucht nach Demokratie und echten Wahlen die friedliche Revolution in der DDR auslöste. Viele Menschen sind dafür Risiken eingegangen. Heute können alle mitentscheiden, welche Parteien und Personen unser Land führen sollen und welche nicht. Eine Wahl fällt nicht immer leicht, und nicht eingelöste Wahlversprechen haben manche Bürgerinnen und Bürger misstrauisch werden lassen. Andere sind darüber enttäuscht, wie begrenzt die Gestaltungsmöglichkeiten der Politik in manchen Bereichen sind. Manche überlegen daher, ob sie überhaupt wählen sollen.

Dies ist gefährlich für die Demokratie. Denn sie lebt davon, dass sich möglichst viele in die politische Willensbildung einbringen. Diejenigen, die unzufrieden sind, sollten mehr Transparenz und Beteiligungsmöglichkeiten einfordern. Dies darf jedoch nicht zu einer Infragestellung der Demokratie überhaupt führen. Wir rufen daher unsere Gemeindeglieder und die Öffentlichkeit auf: Gehen Sie wählen! Wählen Sie verantwortlich!

Nach dem christlichen Menschenbild ist jeder Mensch zu verantwortlicher Selbstbestimmung herausgefordert. Er trifft seine Entscheidung frei und lebt dabei zugleich in solidarischer Verbundenheit mit anderen. Diese zeigt sich in der Achtung der Würde eines jeden Menschen und im Eintreten für die Menschenrechte. Wo sie verletzt werden, ist unser Einsatz gefragt.

So dürfen wir als Kirchen nicht schweigen, wenn Minderheiten zu Sündenböcken gemacht werden. Hier klar Stellung zu beziehen ist biblisch geboten:

‚Denn der Herr, euer Gott, ist der Gott über den Göttern... Er lässt kein Ansehen gelten... Er verschafft Waisen und Witwen ihr Recht. Er liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung – auch ihr sollt die Fremden lieben...‘ (5.Mose 10, 17-19) 

Jesus selbst setzt sich in seinem Gleichnis vom Weltgericht mit den Menschen gleich, die als Fremde unter uns leben:

‚…ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen. ...Was ihr für einen von meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.‘ (Matthäus 25, 35+40)

Wir setzen uns für Fremde ein und geben ihnen ein Zuhause bei uns. Wir helfen Flüchtlingen und Asylbewerbern und treten für gerechte und menschenwürdige Lösungen ein. Wir sehen uns als Kirchen in der Verantwortung, unmissverständlich auf die Gefahren hinzuweisen, die von rechtsextremen Überzeugungen für die Würde einzelner Menschen und das Zusammenleben in der Gesellschaft ausgehen.  In aller Deutlichkeit erklären wir die Unvereinbarkeit rechtsextremer Einstellungen mit dem christlichen Glauben. Unser Kreuz hat keine Haken!

Diffamierende Wahlplakate beispielsweise gegen Sinti und Roma setzen Menschen in pauschaler Weise herab. Dies ist nicht nur für Überlebende der Vernichtungslager eine tiefe Kränkung. Es ist gut, dass Strafanzeigen gegen solche Plakate gestellt wurden. Wir solidarisieren uns mit den Ausgegrenzten.

Wir weisen jeden politischen Extremismus, ob von rechts oder von links, zurück. Extremismus zerstört die Demokratie.

Lassen Sie uns ein Zeichen für Menschlichkeit, Demokratie und Toleranz in unserem Land setzen! Mit Ihrer Wahlentscheidung beantworten Sie die ganz persönliche Frage, in welcher Gesellschaft Sie leben wollen. Also: Gehen Sie wählen! Wie gut, dass wir die Wahl haben!“

 

Unterzeichner:

 

Landesbischof Gerhard Ulrich,
Schwerin

Bischöfin Kirsten Fehrs,
Hamburg

Bischof Dr. Andreas von Maltzahn,
Schwerin

Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Greifswald

Bischofsvertreter Gothart Magaard, Schleswig

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, Berlin

Erzbischof Dr. Werner Thissen,
Hamburg

Weihbischof Norbert Werbs,
Schwerin

Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, Hamburg

Weihbischof Dr. Matthias Heinrich,
Berlin

                                                 

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