Bericht des Landesbischofs auf der Landessynode

Landesbischof Ulrich: „In jedem Menschen begegnet uns Gott selbst“

© Nordkirche / Silke Stöterau

24. November 2016 von Stefan Döbler

Lübeck-Travemünde. Die vor fast fünf Jahren gegründete Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) ist nach den Worten von Landesbischof Gerhard Ulrich ein „zukunftsweisendes Projekt zur Stärkung des Miteinanders in unserem Land“.

In seinem Bericht vor der Landessynode sagte er heute (24. November): „Es ist ein gemeinsamer Weg, in dem vielfältige Traditionen in unserer neuen Kirche zusammenfließen, sich entfalten und sich gerade in ihrer Unterschiedlichkeit nicht gegenseitig ausschließen, sondern bereichern.“ Ulrich, der zugleich Vorsitzender der Ersten Kirchenleitung ist, rief dazu auf, die Angst vor einem Bedeutungsverlust der Kirche abzulegen. So sei gerade im Engagement für andere die Vollmacht des Auferstandenen am Werk. Das bewirke eine enorme Ausstrahlung und ziehe „auch Menschen an, die nicht unsere Mitglieder sind“.

Angesichts einer komplexer und unübersichtlicher werdenden Welt wachse jedoch auch die Sehnsucht nach einfachen Antworten, so Ulrich: „Viele finden sich nicht mehr zurecht. Nicht wenige Deutsche fühlen sich als Fremde hier. Und in den anderen Fremden, den Flüchtlingen, erahnen sie Menschen, die das Gleiche wollen wie sie: mehr Sicherheit, besseres Leben. Der Kampf gegen die Integration von Migranten und Flüchtlingen ist auch eine Projektion der eigenen Fremdheit: Ich bin fremd und keiner kümmert sich!“ Der Landesbischof kündigte an: „Wir werden beraten und überlegen müssen, wie wir als Kirche Jesu Christi alle Fremden gleichermaßen lieben und ehren!“

Seit langem schon stünden Kirche und Diakonie sowohl für Geflüchtete als auch für Einheimische in Not ein. „Denn das ist unser Menschenbild: In jedem Menschen – stark oder schwach, schwarz oder weiß, Mann oder Frau, krank oder gesund – begegnet uns Gott selbst, sein Ebenbild. Und in jedem, der nach Hilfe sucht und fragt, in jedem Verfolgten und Bedrohten sehen wir den gekreuzigten Herrn der Welt: den, der überwindet!“

Ulrich rief Christen und Kirche dazu auf, eine Politik zu unterstützen, „die Schluss macht mit wirtschaftlichem Handeln hier, das Menschen in die Flucht treibt auf der anderen Seite der Erdkugel“. Er würdigte das Engagement tausender ehren- und hauptamtlicher Helfer in Kirche und Diakonie für Flüchtlinge sowie der Flüchtlingsbeauftragten in den Kirchenkreisen.

Im Blick auf eine künftige neue Loyalitätsrichtlinie für das kirchliche Arbeitsrecht forderte der Landesbischof eine Öffnung für Mitarbeitende, die einer anderen oder keiner Kirche angehören – bei gleichzeitiger Stärkung des christlichen Profils kirchlicher und diakonischer Einrichtungen: „Ich bin überzeugt, dass wir nur auf dem Wege einer angemessenen Öffnung auch unseres Arbeitsmarktes verhindern können, dass wir uns am Ende selbst einmauern und von der pluralen Gesellschaft isolieren. Und das wäre genau das Gegenteil von evangelischer Freiheit. Unsere Aufgabe besteht folglich darin, an den inneren Grundlagen für eine Öffnung zu arbeiten, uns also verstärkt mit unserer Identität zu beschäftigen. Und in dem allen brauchen wir eine neue, intensive theologische Auseinandersetzung darüber, was ‚Mitgliedschaft‘ in der Kirche bedeutet.“

Auf dem Weg zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags Luthers laden die Nordkirche, das Erzbistum Hamburg und viele beteiligte Gemeinden zu einem Ökumenischen Dreiklang ein, kündigte der Landesbischof an: „Am Vorabend des ersten Advent nach Schleswig zu einem Gottesdienst zum Thema ‚Hoffnung für die Welt‘, am Karfreitag zum Ökumenischen Kreuzweg in Lübeck sowie am Ostermontag zu einer Vesper in Hamburg zum Thema ‚Versöhnt zu neuem Leben‘.“ Am Pfingstmontag 2017 finde in Schwerin ein Gottesdienst mit anschließendem Mittagsmahl auf dem Marktplatz unter dem Motto „Gemeinsam die Stimme erheben“ statt. Verbunden mit diesem Dreiklang sei auch der 3. Ökumenische Kirchentag Vorpommern im September 2017 in Greifswald.

Zur Entscheidung der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland (ELKL), nur noch Männern den Zugang ins Pfarramt zu ermöglichen, bekundete der Landesbischof Bedauern und Unverständnis: „Das biblische Zeugnis bekennt die Gleichheit aller Menschen als Gottes Ebenbilder und erkennt die Gaben aller an, die in der Taufe durch den einen Geist zu neuen Kreaturen verwandelt worden sind. Die Einheit in Christus überwindet geschlechtsbezogene, ethnische, soziale und wirtschaftliche Unterschiede.“ Ulrich kündigte an: „Unsere Partnerschaft kann nach dieser Entscheidung nicht unverändert fortgeführt werden.“ Die Unterstützung der Nordkirche für kirchliche Arbeit in Lettland werde jetzt „gezielt an die Schwestern und Brüder gehen, die unter den Folgen des Synodenbeschlusses zu leiden haben“.

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