Frauen-Reformationsausstellung im Kieler Landeshaus eröffnet

Mutige Lebenswege als Zeugnis reformatorischen Wirkens

Ulrike Koertge, Leiterin des Frauenwerks der Nordkirche, eröffnet im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtags die Ausstellung "Frauen schreiben Reformationsgeschichte"
Ulrike Koertge, Leiterin des Frauenwerks der Nordkirche, eröffnet im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtags die Ausstellung "Frauen schreiben Reformationsgeschichte"© Martin Krok, Kiel

02. Februar 2016 von Ulrike Koertge (Leiterin des Frauenwerks der Nordkirche)

Kiel. Am heutigen Abend (2. Februar) hat das Frauenwerk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) im Kieler Landeshaus die Ausstellung „‚… von gar nicht abschätzbarer Bedeutung‘. Frauen schreiben Reformationsgeschichte“ zum Reformationsjubiläum 2017 eröffnet. Die Wanderausstellung wurde in Kooperation mit der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek und der Frauenarbeit in den 13 Kirchenkreisen der Nordkirche konzipiert.

Zu Beginn der Ausstellungseröffnung zollte Klaus Schlie, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages, dem Wirken der 20 reformatorischen Frauen, die bibliographisch in Form von Lichtkörperinstallationen innerhalb der Ausstellung dem Publikum nähergebracht werden, Respekt: „Mit der Reformation sind viele Persönlichkeiten in Erscheinung getreten, die bis dato unbekannte Werte, neue Glaubensvorstellungen und kritische Diskussionen veröffentlicht haben. In der historischen Forschung standen bislang die Männer im Fokus der Aufmerksamkeit. Diese Ausstellung zeigt, wie sehr sich aber auch Frauen engagiert und eingesetzt haben“, sagte der Landtagspräsident.

Das eigene reformatorische Potenzial entdecken

Ulrike Koertge, Leiterin des Frauenwerks der Nordkirche: „Die reformatorischen Frauen, die wir in unserer Ausstellung zeigen, gingen oft ungewöhnliche Wege, indem sie gesellschaftliche Konventionen in Frage stellten. Einen ungewöhnlichen Weg beschreiten auch wir anlässlich der Eröffnung: Wir haben die Rednerinnen und Redner des heutigen Abends gebeten, in ein Gespräch mit einer der Reformatorinnen einzutreten: Was fasziniert an dieser Persönlichkeit? Gibt es vielleicht sogar Parallelen zur eigenen Biografie?“ Letztendlich wolle das Frauenwerk der Nordkirche nicht (nur) Geschichte schreiben, sondern die Besucherinnen und Besucher dazu inspirieren, das eigene reformatorische Potenzial zu entdecken. Der reformatorische Gedanke einer sich stets erneuernden Kirche sei so von Projektleiterin Kerstin Klein in kongenialer Weise umgesetzt worden.

Bischöfin i.R. Maria Jepsen sprach als seinerzeit weltweit erste lutherische Bischöfin und Schirmherrin der Ausstellung. Sie stellte die Biografie der Pastorentochter Margarethe Lachmund vor, die 1886 in Wanzka (heute Kirchengemeinde Rödlin-Worbende) geboren wurde und später in Schwerin, Anklam, Greifswald und Berlin lebte. „Sie trat unerschrocken für Menschen in Not – insbesondere für Juden – ein. Ökumenische und internationale Beziehungen waren ihr wichtig“, so Jepsen, die Lachmund als Demokratin, Quäkerin und engagierte Pazifistin bezeichnete. Gerechtigkeit und Frieden nicht nur kirchenintern als dogmatisches Lippenbekenntnis zu vertreten, sei ihr wichtig gewesen, auch wenn sie damit ihre Familie im Dritten Reich in Bedrängnis gebracht habe.

Bischof Magaard: „Mutige Lebenswege sind für mich zukunftsweisend“

Dr. Andreas Tietze, Präses der Landessynode der Nordkirche, sagte: „Die dargestellten Frauenbiografien zeigen: Sie sind Frauen ihrer Zeit und melden sich, entgegen der Zuweisung ihrer gesellschaftlichen Rolle, mutig zu Wort. Sie folgen ihrer eigenen Berufung, bilden sich aus eigenem Antrieb und Interesse fort, unbeirrt, interessiert mischen sie sich ein – trotz Anfeindungen und trotz der Gefahr, jederzeit mundtot gemacht zu werden.“ Mit ihrer Courage seien sie Vorbilder für Frauen und Männer, ein eigenes politisches Bewusstsein zu entwickeln und sich, wo notwendig, mutig gegen den gesellschaftlichen Mainstream zu stellen.

Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) stellte in seinem Grußwort Annemarie Grosch vor, die im Jahr 1953 die Leitung der Evangelischen Frauenarbeit in Schleswig-Holstein übernommen hat. Er verwies darauf, dass dieser Generation von Theologinnen auch nach dem Krieg der Weg zur gleichberechtigten Wahrnehmung des Pfarrdienstes noch lange verschlossen blieb. Bischof Magaard weiter: „Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland ging diesen theologisch mehr als notwendigen Weg, selbst wenn dafür Rückschläge und Verletzungen in Kauf genommen werden mussten. Sie setzte damit zugleich ökumenisch ein Zeichen, gerade hier im Norden.“ Mit dem Zugang von Frauen zum Amt der Pastorin sei das theologische Verständnis der Kirche und ihrer Ämter erst vollständig geworden. „Mutige Lebenswege wie der Annemarie Groschs sind für mich zukunftsweisend“, so Magaard.

Die Ausstellung kann vom 2. bis 20. Februar in der Zeit von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Die Vorlage eines Personalausweises am Eingang des Landeshauses ist erforderlich. Bis November 2017 wird die Wanderausstellung an 13 Orten in Kirchenkreisen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern zu sehen sein.

Begleitet wird die Ausstellung im Kieler Landeshaus durch ein Rahmenprogramm. Am Donnerstag, 4. Februar 2016 (17 bis 20 Uhr) referiert Prof. em. Dr. Adelheid Biesecker vom Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften aus Bremen zum Thema „Warum wir ein anderes Menschbild brauchen…Und warum uns Egoismus nicht aus den gegenwärtigen Krisen hilft“ und diskutiert im Anschluss mit Dr. Andreas Tietze im Kieler Landeshaus.

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