Bischof Dr. Abromeit bei der Neuverlegung der Stolpersteine in Greifswald:

„Wir geben den Opfern aufs Neue ihre Namen zurück“

© Klinkhardt/Nordkirche

23. Mai 2013 von Annette Klinkhardt

Greifswald. Bei der Verlegung von 13 Stolpersteinen in Greifswald hat Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit heute (23. Mai) an die verfolgten und ermordeten Greifswalder Juden erinnert: „Dieses Verschleppen und Ermorden geschah auch unter uns, in dieser idyllischen Universitätsstadt Greifswald.

Es ist für mich täglich aufs Neue unfassbar, wenn ich vom Bischofshaus kommend an der Blumstraße 11 vorbeigehe, wo mich bisher auch zwei Stolpersteine an das Schicksal von Paula Gabriele Sichel und Alice Weismann erinnerten.“

Elf der Stolpersteine waren letztes Jahr von Unbekannten herausgerissen worden. Die Evangelische Studentengemeinde (ESG) Greifswald, auf deren Initiative die Steine 2008 verlegt worden waren, initiierte daraufhin eine Spendenaktion, die in ganz Deutschland auf große Resonanz traf. Der Kölner Künstler Gunter Demnig, Initiator des Projekts „Stolpersteine“, hat die Steine ersetzt und zwei weitere hinzugefügt: Diese erinnern an Else Burchard, die ins Ghetto Glusk deportiert wurde und dort mit 43 Jahren starb, und an den Direktor der Greifswalder Nervenklinik Professor Edmund Forster, der sich 1933, ein halbes Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, das Leben nahm.

Bischof Dr. Abromeit bei der dreistündigen Veranstaltung: „Ich stelle mir dann vor, hier in meiner Nachbarschaft  haben unbescholtene Mitbürgerinnen - zwei Schwestern, die eine von ihnen Ehefrau eines Universitätsprofessors - gewohnt und gelebt, denen andere Mitbürger plötzlich nach dem Leben trachteten. Und dann fragt man sich, warum das Schlimmste geschehen konnte, warum niemand da war, der dem Morden gewehrt hat.“

Deswegen seien die Stolpersteine eine tägliche Erinnerung an das Unfassbare und Mahnung zugleich. An die Adresse derer gerichtet, die die Steine herausgerissen haben, meinte er: „Offensichtlich haben einige diese traurige Wahrheit nicht wahrhaben wollen und haben deswegen in der Nacht vom 8. auf den 9. November – am Datum der 74. Wiederkehr der Reichspogromnacht - diese Stolpersteine aus dem Straßenpflaster gerissen und so versucht, den Opfern aufs Neue ihren Namen zu nehmen.“ Dies sei ihnen aber nicht gelungen: „So haben die Täter das Gegenteil von dem erreicht, was sie beabsichtigten: Die Menschen, an die die Stolpersteine erinnern, wurden eben nicht noch einmal unsichtbar gemacht, sondern deren Schicksale sind vielen noch einmal oder neu bewusst geworden.“

Zum heutigen Tag des Grundgesetzes betonte der Bischof die Bedeutung der Grundrechte, die aus den Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen Unrechtstaat erwachsen seien: „Gemeinsam wollen wir dafür eintreten: Nie wieder dürfen diese Grundrechte mit Füßen getreten werden, nie wieder dürfen Menschen aus unserer Mitte verschwinden, und niemand fragt danach. Wir erinnern heute an das namenlose Schicksal und geben den Opfern aufs Neue ihre Namen zurück.“

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