"Wir haben Angst" - Offener Brief der Lampedusa-Flüchtlinge
17. Oktober 2013
Hamburg. In einem "Offenen Brief" an den Hamburger Senat hat die Flüchtlingsgruppe "Lampedusa in Hamburg" erneut ihre Gesprächsbereitschaft signalisiert. "Konstruktive Gespräche wären ein Ausweg aus der Spirale der Eskalation, die derzeit die Stadt Hamburg ergriffen hat", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Appell.
Zugleich wenden sich die Flüchtlinge gegen den Vorwurf, ihre Identität nicht preisgeben zu wollen: "Wir verstecken nicht unsere Identität - wir sind eine der präsentesten und öffentlichsten Gruppen von Menschen in dieser Stadt." Es seien die europäischen Regierungen, die sich vor der Verantwortung versteckten, sich der Realität zu stellen. Der "Offene Brief" ist von vier Sprechern der Gruppe mit vollem Namen samt Handy-Nummer unterzeichnet.
Die Flüchtlingsgruppe beklagt, dass sich der Senat "hinter einem Gesetz versteckt" habe, das ihr Leben bedrohe. "Wir wissen nicht, was Sie vorhaben und haben Angst davor, dass die europäische Politik unser Leben ein weiteres Mal zerstört", heißt es. Und: "In unserer verzweifelten Lage müssen wir wissen, was passieren wird, wenn wir unser Leben den Behörden anvertrauen." Zu befürchten sei, dass lediglich Abschiebungen drohten.
"Wir verstecken nicht unsere Identität - wir sind Inhaber gültiger Ausweisdokumente"
Gemeinsam mit der Nordkirche und der Beratungsstelle "Fluchtpunkt" habe man "anonymisierte Musteranträge" für ein humanitäres Bleiberecht bei der Innenbehörde eingereicht. Diese Anträge seien abgelehnt worden. Asylanträge werde man dagegen nicht stellen, weil man dieses Procedere bereits in Italien durchlaufen habe. Bei den Polizeikontrollen der vergangenen Tage seien "zahlreiche Rechtswidrigkeiten und Rechtsbeugungen" vorgekommen, heißt es weiter. "Wir sind Inhaber gültiger Ausweisdokumente - was auch die gesamte Polizeioperation rechtlich in Frage stellt."
"Unser Erscheinen in der Stadt hat einen Grund, den wir nicht verursacht oder verschuldet haben", betonen die Flüchtlinge. Immer habe man erklärt, woher und warum man gekommen sei, und dass und warum man bleiben wolle. "In diesem Kampf sind wir mit bösartigen Beschuldigungen und schwerer Repression konfrontiert, doch wir glauben, dass unser Kampf gerecht ist."