1. Mai 2013 - 34. DEKT, Strandkai in Hamburg

1. Mai 2013 - Predigt zum Eröffnungsgottesdienst des DEKT – mit leichter Sprache

01. Mai 2013 von Kirsten Fehrs

Exodus 16,11-18

Gott, es ist Kirchentag!

So viele sind gekommen.

Schau, so viel du brauchst, Gott! (Gebetsgeste)

So viele sind wir. Hunderttausend. Und wir singen. Damit deine Liebe ein lautes Lied wird.

In diesem Land. In dieser Stadt. In unseren Herzen.

 

Ich bin froh, dass Ihr (Geste: ausgebreitete Arme) da seid! Willkommen!

In „meinem“ Hamburg! In unserem Hamburg!

Nun haben wir fünf Tage. Die Zeit ist kostbar.

Wie eine Perle. Wie ein Tag mit Sonne.

Wie dein Schatz, der dich liebt.

So kostbar ist Zeit. Sie kommt von dir, Gott. Damit wir sie füllen. Und nicht zerrinnen lassen wie den Sand.

 

Wie es war bei den Israeliten damals. So viele Stunden – immer nur Wüste. So viel Zeit ihres Lebens – verschenkt! Verloren! Sie klagen. Jeden Tag dieser Sand. Er knirscht zwischen den Zähnen. Verstopft die Ohren. Außerdem haben sie Hunger. Und schlechte Laune.

 

Sie benehmen sich wie kleine Kinder. Denkt jedenfalls ihr Anführer, der Mose.

Auch das kennen wir, oder? Dass es einem reicht mit dem Kinderkram. Gerade wenn es eigentlich um etwas ganz Wichtiges geht. Um etwas ganz Schönes. Um etwas, worauf man sich freuen kann.

 

Gott hatte den Israeliten nämlich ein Land versprochen.

Ein Land, in dem jeder Mensch den anderen achtet. In dem jedes Kind hat, so viel es braucht. Zuneigung. Brot. Frieden.

Ein Land, in dem nicht nur ein Mensch glücklich ist. Sondern alle. So verschieden sie sind. Schwarz und grau, jüdisch und muslimisch, laut und stumm, klein, langsam, klug.

 

Doch die Israeliten haben das alles vergessen.

Sie haben das Land vergessen. Die Freude vergessen. Die Schönheit. Das, was wirklich wichtig ist!

Viele Menschen heute haben das auch vergessen.

Sie sehen nur Wüste. Sehen nur, dass sie kämpfen müssen. Mit Not. Mit Streit. Sie finden keinen Weg da heraus. Sie hören nur, wo´s knirscht. Sehen nur, was ihnen angetan wurde. Sie murren und knurren. Und irgendwann wird`s bedrohlich. Wie soll da Friede werden, mein Gott!

In Israel Palästina.

In Syrien.

In Nordkorea.

Es ist zum Jammern.

                                  

Jammer kann auch eine Kammer werden. So ein ganz enger Raum. Er hält einen gefangen. Man sieht nur die Not.

Und gar nichts von den Wundern der Wüste.

Den Farben des Lebens.

Sieht schon gar nichts von Gott.

 

Viele Menschen heute sehen nichts von Gott.

Sie sind fertig mit ihm.

 

Doch Gott ist nicht fertig mit ihnen. Im Gegenteil.

Gott sagt: „Ihr werdet merken: ich bin bei euch. Ich bin euer Gott. Ich sorge für Euch.“

 

Gott hört.

Nicht nur damals. Auch heute.

Das glaube ich. Und das erfahre ich auch. Deshalb bete ich.

Gott hört uns.

Mit unserem Jammer. Mit unserer Not. Mit unserem Hunger.

So viele, nein: viel zu viele hungern nach Brot. Über eine Milliarde sind es heute. Mehr Menschen, als du dir vorstellen kannst.

So viele hungern – auch nach Anerkennung. Nach einem Liebeswort. Nach Pausen.

Gott hört – und sagt: Du! Du und Du, ich bin euer Gott. ich sorge für euch.

 

Ich sorge für euch. Das ist ein riesiges Versprechen.

                                  

Dundu kommt auf die Bühne.

 

So riesig. Wie DU-UND-DU, Dundu hier, unser sanfter Riese.

Dagegen ist man selbst ziemlich klein.

Ich zumindest.

Und wenn ich hier so neben dir stehe, Dundu, weiß ich auf einmal: Klein kann auch der Glaube sein.

Wenn man nur einen Fuß sieht. Oder nur den Sand.

Oder nur, dass man klein ist.

Dabei ist da noch so viel. Was ich gerade nicht sehe.

Das große Ganze. Das Licht in dir. Die Kunst der Natur.

All das ist in jedem Menschen hier, sagt Gott.

Vom ersten Atemzug an.

Deshalb kannst du „Du“ sagen, sagt Gott. Zu mir. Und zu deinem Nachbarn.

Zu all den Menschen, die so verschieden sind:

Der eine ist reich. Die andere arm. Er kann nicht hören. Sie kann nicht gehen. Er ist langsam, sie ist laut. Sie alle wollen leben.

Solche Menschen brauchst Du. Zu wem solltest du sonst „du“ sagen??

Du und Du sollen ein großes Wir werden.

Grandios, finde ich.

Und wunderbar.

Nicht wahr, Dundu?

                       

Na, und du? (Geste nach oben, weg von Dundu, denn Dundu ist nicht Gott)

So frage ich oft Gott.

Stupse ihn an.

Weil ich manchmal nicht weiß, WIE groß Gott ist.

Ich verstehe jetzt die Israeliten besser.

Damals in der Wüste.

Sie klagen, weil sie so gern Gott sehen, ihn hören wollen.

Doch Gott ist so unfassbar groß. So weit. So ewig.

Manchmal so fern. Das tut weh.

Sie möchten, dass Gott sie in den Arm nimmt.

Sie nährt.

Stillt.

 

 „Herr, auf dich traue ich“: Motette von Heinrich Schütz

 

Herr, auf dich traue ich.

Still!

 

Es knistert. So geht die Geschichte in der Wüste weiter.

Es knistert. „Man hu?“ Nanu?

Es regnet. Keine Angst….Es sind Krümel, die süß schmecken.

„Das ist besonderes Brot. Nimm. Soviel du brauchst“ sagt Gott.

Zu den Israeliten in der Wüste. Zu uns.

Herrlich.

Doch Moment.

Das ist ja gar nicht so leicht.

Wer weiß schon, wie viel er wirklich braucht?

Und dann frage ich mich auch: was brauchen die anderen?

Wir denken immer: Nimm, was du kriegen kannst.

Und so nehmen die einen viel. Und für die anderen ist´s zu wenig. Das ist wie im richtigen Leben.

Und was passiert? Das, was zu viel ist, verdirbt. Den Charakter übrigens auch.

 

Deshalb ja. So ist das:

Das, was du wirklich brauchst, gibt Gott täglich neu – Himmelsbrot.

Ein so schönes Wort.

Das meint nämlich: Gott gibt uns Brot und Himmel, Güte und Segen, Wasser und Liebe. Alles Dinge zum Leben, die wir nicht festhalten können!

Denn festhalten verdirbt. Bringt aus dem Gleichgewicht.

Meinen Körper. Meine Seele. Die Mitmenschlichkeit.

Die ganze Erde.

 

Ja, unsere Erde ist aus dem Gleichgewicht.

Mir macht das Angst.

Und dir, Dundu auch, nicht wahr?

So viel Müll. So viel Ungerechtigkeit. Soviel Bomben. Soviel Gezocke.

So viel Gewissenlosigkeit.

So viel – was kein Mensch braucht.

 

Und so wenig, so ganz wenig haben andere.

In Afrika. In Südamerika.

In Indien. In Bangladesch.

Man tut Menschen Gewalt an.

Lässt sie in Armut elend sein.

Auch in diesem Land. In Dresden. Lübeck. Hier in Hamburg.

Auch hier leben Menschen, die arm sind.

Jedes fünfte Kind in dieser reichen Stadt.

Ein Kind, das noch nie Elbe gesehen hat.

Das vielleicht nie Schwimmen lernt. Oder Tubaspielen.

Und das in einer Stadt mit einer Elbphilharmonie!

Alle Kinder brauchen doch Wärme. Ein Dach aus Liebe.

Ein Fenster mit Aussicht!

 

Liebe Geschwister,

Wir müssen uns zusammen tun.

Wir müssen uns niederbeugen wie Dundu. Hinschauen. Mitfühlen.

Und dann: Gemeinsam aufstehen.

Für sie.

Wir müssen uns aufrichten gegen das Niedertreten.

Aufrichten gegen das abschätzige Reden.

Aufrichten gegen Kälte. Hass. Stampfende Nagelstiefel.

 

Still.

Hört Ihrs nicht?

Das Himmelsbrot.

Leise fällt es uns in die Hand.

Es ist doch so viel da!

So viel, was wir brauchen.

Farben. Wunder. Die Liebe meines Lebens.

Du und du. Gibt es einen tieferen Sinn, Dundu?

 

Was der Mensch zum Leben braucht – ist doch Sinn.

Nähe, die dich warm durchfährt.

Arbeit, die dich satt macht.

Gemeinschaft mit den Menschen, die ich liebe.

Zuneigung. Zu dir. Die du so anders bist. Wunderbar anders. Hundertausendmal wunderbar anders. Du lebst woanders, liebst anderes, glaubst anders als ich.

So viel du brauchst – anderes. Es geht doch nicht um Menge. Um Masse. Um Macht.

Das nehmen viele viel zu wichtig!

Nein, es geht doch um Güte. Freundlichkeit. Sinn. Und Segen.

Es geht um Leben, soviel du brauchst.

Nimm es entgegen.

Voller Hoffnung.

Nimm es entgegen. Im Gebet.

 

(Dundu betet)

 

Danke, Gott.

Für deine Liebe. Von ihr werden wir singen. Laut. Wir alle.

Du sagst zu uns: Soviel du brauchst, gebe ich dir.

Nicht nur die nächsten fünf Tage.

Danke Gott.

Auf dich vertrauen wir.

Amen.

Datum
01.05.2013
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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