18. September 2014 - Kleiderkammer Wilhelmsburg

18. September 2014 - Grußwort zum 30sten Jubiläum

18. September 2014 von Kirsten Fehrs

Liebe Brüder und Schwestern,

 

Einen Himmel voller Geigen,
eine Tüte voller Schweigen,
einen Korb voll goldner Sonne,
von Vanilleeis `ne Tonne
wünsch ich euch zu eurem Feste
und auch sonst das Allerbeste.
Einen Arm voll Rosenduft,
einen Beutel frischer Luft
und ganz bestimmt auch hin und wieder
ein Tango-Tänzchen mit Hans-Dieter.
Dies und mehr auf allen Wegen
Und ganz reichlich Gottes Segen.

Mit diesem kleinen Gedicht wünsche ich Ihnen von Herzen das Allerbeste zum 30sten Geburtstag der Kleiderkammer. Ein Fest mit dem Allerbesten ist nämlich heute wahrlich angesagt. Denn wer auf die Not der Armen sieht, der ist gerecht vor Gott, so heißt es in der heutigen Tageslosung. Wie passend. Ist doch der Dienst am Nächsten der Dienst an Gott, und es gibt soviel Grund zur Dankbarkeit, was über 30 Jahre hier im Namen des Gottes, der Gerechtigkeit will, gelungen ist: So viele helfende Hände und große Herzen und liebenswerte Menschen, die der Kleiderkammer ein Gesicht geben. Danke sage ich Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Zeit. Ihre Kraft. Für Nadel und Faden und das zugewandte Wort zur rechten Zeit!

 

Wenn man nach der allerersten Kleiderkammer überhaupt fragt, könnte man mit Fug und Recht bei Adam und Eva anfangen. Als die nämlich auf einmal draußen vor dem Paradies standen, (alle kennen die Geschichte), waren sie zwar um manche Erkenntnis reicher (und einen Apfel dazu), wurden sich aber auf einmal auch bewusst, wie nackt und bloß sie tatsächlich waren. Und so entstand das menschliche Verlangen, sich selbst und ihre Scham zu bedecken. Und diese Sehnsucht hat Gott selbst dann auch gestillt. Und so ist es bis heute.

Bis heute ist Kleidung immer mehr gewesen als Mode und Labels und Statussymbol, mehr als die Suche nach dem Schnäppchen und dem letzten Schrei. Es war und ist ein Grundbedürfnis. Ein Menschenrecht: es geht darum, den Körper in einen schützenden Mantel zu hüllen, damit man sich die nicht Blöße gibt.

 

Mitten unter uns leben Menschen, die sich diesen Schutz nicht selbst geben können. Mit ihren Kindern, inzwischen auch das, stehen sie in Fußgängerzonen, direkt vor den Kaufhäusern und Modeboutiquen, mit einer so offensichtlichen Armut, dass es einem ans Herz geht. Aber sehr, sehr oft ist`s auch eine verdeckte und versteckte Not. Weil mit großer Scham verbunden. Armut macht schnell beschämt. Nackt und bloß eben.

 

Sie, liebe Mitarbeitende der Kleiderkammer, sehen jene wie diese Not und geben Schutz und Schuhe. Mäntel und Herzenswärme. Nach dem Motto: Kleider machen nicht nur Leute. Kleider machen Menschen. Indem man denen, die sich selbst das wenigste nicht leisten können, dazu hilft, ihre Würde zu halten. Und indem man das, was andere nicht mehr brauchen, sinnvoll und modefröhlich recycelt. Beides gehört zusammen.

 

30 Jahre besteht diese segensreiche Einrichtung nun schon. Und die Geschichte der Kleiderkammer ist so wechselhaft wie das Schicksal der Menschen, um die Sie sich kümmern. Aber diese ganzen Probleme zu kleiner Räume und nicht zukunftsfähiger Strukturen haben Sie mit Cleverness und Eleganz bewältigt. Man denke nur an die Kleiderkammern, die nun überallhin rollen! Dorthin, wo´s besonders gebraucht wird. Das spricht Bände über die Haltung, mit der Sie Ihre Aufgabe wahrnehmen. Und damit nicht genug, mit dem Aufstellen von Sammelcontainern holen Sie auch die Menschen ab, die zu geben haben, und helfen mancher Bequemlichkeit auf die Sprünge. Beeindruckend.

Ich weiß sehr wohl, wie schwierig es ist, diese so gute Arbeit fortzusetzen unter immer wieder veränderten Bedingungen. Da kommen neue Aufgaben wie die Unterstützung von Flüchtlingsunterkünften und älteren Menschen hinzu und fallen Unterstützungen durch Jobcenter weg. Alle Achtung fürs das gemeinsame Wuppen, danke sage ich allen, auch natürlich jenen, die quasi hinter den Kulissen der Kleiderkammer die Fäden zusammen halten und sich unermüdlich einsetzen und verhandeln.

 

Liebe Mitarbeitende und Helfer in der Kleiderkammer – danke sage ich wie am Anfang so auch am Schluss: Ich bin Gott so dankbar, dass es Euch gibt, weil es kaum einen unmittelbareren Dienst am Nächsten gibt als eben diesen: Hinschauen. Zuwenden. Der Würde ein Kleid geben. Und damit zeigen: Gott wohnt mitten unter uns.

 

Schließlich: was schenkt man einer jung gebliebenen, schick gedressten Dreißigjährigen? Außer von Vanilleeis `ne Tonne? Da ich die gerade nicht tragen konnte, habe ich weiter nachgedacht, was ich persönlich Ihnen vor allem schenken kann und möchte: und das ist Zeit. Wenn sich nicht herausragender Protest erhebt, würde ich also gern an einem Tag, und zwar am 16. Dezember morgens mit Ihnen und Euch gemeinsam in der Kleiderausgabe arbeiten. Und hinschauen. Zuwenden, Würdigen.

Und danke sagen. Ihnen allen, und nun auch für Ihre Aufmerksamkeit.

Datum
18.09.2014
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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