Obdachlosigkeit

700 Schlafplätze: Hamburger Winternotprogramm startet

Obdachlose warten im vergangenen Jahr (1.11.2012) vor der Notunterkunft in der Spaldingstraße in Hamburg auf einen Schlafplatz.
Obdachlose warten im vergangenen Jahr (1.11.2012) vor der Notunterkunft in der Spaldingstraße in Hamburg auf einen Schlafplatz.© epd-bild / Mauricio Bustamante

31. Oktober 2013 von Simone Viere

Hamburg. Für Obdachlose in Hamburg beginnt an diesem Freitag (1. November) das Winternotprogramm. An über 20 Standorten stellen Senat, Freie Träger und Kirchengemeinden insgesamt 700 Schlafplätze zur Verfügung. "Auch im kommenden Winter gilt, dass in Hamburg niemand auf der Straße schlafen muss", sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) zum Start.

Die Vermittlung der Plätze erfolge unbürokratisch über die Tagesaufenthaltsstätte "Bundesstraße" des Diakonischen Werks, beim Tagestreff "Kemenate" für obdachlose Frauen (U-Bahn Emilienstraße) sowie in der Bahnhofsmission am Hauptbahnhof.

Das vergangene Winternotprogramm wurde nach Senatsangaben von über 2.500 Menschen in Anspruch genommen. Davon stammten 41 Prozent aus osteuropäischen Ländern, 22 Prozent aus Deutschland, 21 Prozent aus afrikanischen Staaten und 16 Prozent aus anderen Nationen.

Das Diakonische Werk begrüßte "mit großer Erleichterung", dass das Winternotprogramm mit deutlich mehr Plätzen starte als in den vergangenen Jahren. Gut sei zugleich die Zusicherung des Sozialsenators, niemanden abweisen zu wollen, der um ein Obdach fragt.

"Alle Menschen haben Anspruch auf Schutz, wenn sie ihn brauchen"

"Irritierend" seien aber Aussagen der Sozialbehörde, nach denen die Unterbringung für "nicht Anspruchsberechtigte" auf drei Wochen beschränkt werden solle. "Alle Menschen haben Anspruch auf Schutz, wenn sie ihn brauchen", sagte Diakoniechefin Annegrethe Stoltenberg. Es sei "ethisch nicht zu vertreten und außerdem rechtswidrig", einen Teil der Obdachlosen nach drei Wochen einfach wieder in die Kälte zu schicken.

Kritik übt die Diakonie auch an fehlenden familiengerechten Kapazitäten. Familien müssten entweder weiter auf der Straße leben oder sie würden getrennt untergebracht. Stoltenberg: "Natürlich gehören Kinder eigentlich nicht in ein Winternotprogramm. Aber in einer solchen Notsituation dürfen Familien nicht auch noch getrennt werden."

Zum Anfang der Seite