Weltgedenktag für verstorbene Kinder

Andachten für verwaiste Eltern, Geschwister und Freunde

© Robert Corbett / iStockphoto

06. Dezember 2012 von Doreen Gliemann

Hamburg. Am zweiten Sonntag im Dezember (9. Dezember) wird weltweit der verstorbenen Kinder gedacht. In Hamburg beteiligen sich Gemeinden an den Trauerandachten für die Angehörigen und Freunde. In der Hauptkirche St. Michaelis beginnt um 18 Uhr ein Gottesdienst, den Hauptpastor Alexander Röder gemeinsam mit dem Verein "Verwaiste Eltern" gestaltet.

In der Kapelle des Rahlstedter Friedhofs findet eine Andacht um 18.30 Uhr statt. Die Namen der verstorbenen Kinder werden verlesen und für jedes wird ein Licht entzündet.

Unterstützung für verwaiste Eltern, Geschwister, Freunde

Mitarbeiter von "Verwaiste Eltern" haben zum diesjährigen Gedenktag den Sammelband "Warum nur, Gott?" herausgegeben, in dem Angehörige über ihre Trauer berichten. Wie eine Endlosschleife gehe Angehörigen und Freunden die Frage "Warum?" durch den Kopf, weiß Bärbel Friederich, Mitherausgeberin und Vorsitzende des Vereins. "Es gibt keine Antwort."

Prominente Autoren sind Anne und Nikolaus Schneider, Rheinischer Präses und EKD-Ratsvorsitzender. "Glaube kann Berge versetzen, aber Krebszellen abtöten kann er wohl nicht...", heißt es in den Aufzeichnungen ihrer 22-jährigen Tochter Meike fünf Wochen vor ihrem Tod. Offen erinnern sich Anne und Nikolaus Schneider an die zwei Jahre, in denen sie um das Leben Meikes gekämpft haben. "Gottes Weg mit Meike bleibt uns rätselhaft und erschreckend befremdlich", schildert Nikolaus Schneider seine Erschütterung.

Eigene Wege für die Trauer finden

Wer ein Kind oder ein Geschwister verliert, braucht die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt, aber nicht Abwehr und Angst, sagt Bärbel Friederich. 1993 verlor sie ihre 16-jährige Tochter Wiebke durch eine kurze, schwere Krankheit. Ein Jahr später, am ersten Todestag, wollte sich die Pädagogin einen Tag freinehmen. "Ist es üblich, dass man da fehlt?", fragte ihr damaliger Vorgesetzter. Türenknallend verließ sie die Schule. Bewertungen, wie jemand zu trauern hat, empfindet sie als anmaßend. In ihrer Innenwelt sei Tochter Wiebke immer noch vorhanden. Friederich: "Die Seele vergisst nichts."

Trauernde brauchen eine neue "Lebensmelodie"

Im Verein "Verwaiste Eltern" erhalten Betroffene Zeit und Raum, den ersten Schritt zu gehen. In den 20 Gruppen mit bis zu zwölf Teilnehmern und in Einzelgesprächen geht es um die Bandbreite an Gefühlen wie Wut, Schmerz und Schuld. Im gegenseitigen Austausch eröffnet sich die Chance, dass die Ohnmacht einer "Lebensmelodie" weicht, wie die beiden Autorinnen das positive Erinnern an den Verstorbenen nennen. Erst dann könnten die Trauernden nach vorne sehen und für sich erkennen, dass das "Warum?" ohne Antwort bleiben wird.

Vom Umfeld der Trauernden wünscht sich Bärbel Friederich mehr Fingerspitzengefühl. Wer im Angesicht eines Todesfalls sprachlos ist, sollte das im Zweifelsfall auch ausdrücken. "Der Tod sollte kein Tabu-Thema sein", sagt Friederich. "Nicht darüber zu sprechen ist wie noch einmal sterben."

Eine Kerze im Fenster - Zeichen weltweiten Gedenkens

Seit 1996 wird am zweiten Sonntag im Dezember weltweit der verstorbenen Kinder gedacht. Angehörige in der ganzen Welt stellen um 19 Uhr in verschiedenen Zeitzonen brennende Kerzen in ihre Fenster. Durch die zeitliche Verschiebung wird das Licht bildlich um die Welt getragen. Begleitet wird dieses "Worldwide Candle Lighting" von Gedenkgottesdiensten, Lesungen und Andachten.

Literaturhinweis 

"Warum nur, Gott?"
Bärbel Friederich, Elisabeth Korgiel, Jan Salzmann (Hg.)
Gütersloher Verlagshaus, 14,99 Euro, ISBN 978-3-579-06583-0.

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