Bachs Weihnachtsoratorium einmal komplett
22. Dezember 2017
Knapp drei Stunden dauert das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach (1685-1750) - darum wird es selten komplett aufgeführt. In der Hamburger St. Johannis-Kirche (Harvestehude) wird es aber nun auf zwei Wochen gestreckt: Kirchenmusiker Christopher Bender will das berühmte Werk in sechs Festtagsgottesdiensten zwischen Heiligabend und dem 7. Januar aufführen - an jedem Feier- und Festtag eine Kantate.
"Bach hat sein Oratorium nicht für Konzerte, sondern für den kirchlichen Gebrauch komponiert", sagt Bender. Die sechs Kantaten zogen sich ursprünglich wie ein Roter Faden durch die gesamte Weihnachtszeit, bis zum Dreikönigstag (Epiphanias) Anfang Januar. Diese Tradition soll nun in St. Johannis wieder lebendig werden.
Heiligabend ist nicht der Schlusspunkt
"Viele Menschen erleben Heiligabend als den Höhepunkt einer Adventszeit voller Stress", sagt Kirchenmusiker Bender. Daher werde der 24. Dezember traditionell mit einem Kirchenbesuch, gutem Essen und Geschenken gefeiert. Doch schon am nächsten Tag fragten sich viele, ob das jetzt schon wieder alles gewesen sei? In der St. Johannis-Kirche soll Heiligabend nicht der Schlusspunkt sein, sondern der Beginn der Weihnachtszeit, erfüllt mit Bachs Musik.
Finanziert durch Spenden und Kollekten
Eingeladen ist jedermann, auch alle, die sich Konzertkarten sonst nicht leisten können oder denen der Gang in die Kirche nicht vertraut ist. Da es Gottesdienste sind, ist der Eintritt frei. Finanziert werden die Aufführungen der sechs knapp 30 Minuten dauernden Kantaten ausschließlich durch Spenden und Kollekten. Das Projekt hat laut Bender bereits große Resonanz in der Gemeinde gefunden. Jetzt hofft er auf möglichst viele Besucher über die Gemeindegrenzen hinweg.