Gottesdienst 17.12.2023, Christkirche Rendsburg

Verleihung der Bugenhagenmedaille an Frau Insea Eggert

21. Dezember 2023

„Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe, der Herr kommt gewaltig“ (Jes.40,3),

- Es gilt das gesprochene Wort -

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen

Liebe Gemeinde,

wir feiern heute am 3. Advent gemeinsam Gottesdienst und zugleich ehren wir einen Menschen mit der Bugenhagenmedaille. Das allein ist schon etwas Besonderes! Aber dazu kommt noch: Das tun wir unter der Verheißung, dass Gott auf dem Weg zu uns ist und uns zugetraut wird, ihm für sein Kommen den Weg zu bereiten.

Gott ist jetzt im Advent auf dem Weg zu uns in die Welt. So unscheinbar diese Tatsache klingt, so bahnbrechend ist sie, wenn wir sie uns einmal deutlich vor Augen führen. Gott kommt in die Welt! Und das nicht nur abstrakt, sondern ganz konkret. In mein noch nicht sehr weihnachtlich geschmücktes Haus. In die letzten Vorbereitungen für das Weihnachtsfest. Und manchmal kommt er auch in Trauerhäuser – das erste Weihnachtsfest ohne einen geliebten Menschen. Gott kommt in die Welt. In die Flüchtlingsunterkünfte, die Suppenküchen, in die Bahnhofsmissionen und die Wohnheime. Nicht nur, sondern gerade dort hin, wo nicht alles glänzt und perfekt vorbereitet ist. Denn das war es im Stall von Bethlehem auch nicht. Deshalb besuche ich gerade in diesen Wochen vor Weihnachten solche Orte in Schleswig-Holstein, an denen Menschen leben oder zusammenkommen, die meist unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung bleiben.

Advent heißt – wir bereiten Gott den Weg. Wir bereiten uns vor – aber wir bereiten eben auch Gottes Kommen vor – wir bereiten ihm den Weg. So, wie es auch im Wochenspruch zum 3. Advent heißt:

„Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe, der Herr kommt gewaltig“ (Jes.40,3), so der Wochenspruch zum 3. Advent.

In der Tat, unser Herr kommt gewaltig – gewaltig anders! So anders, dass allein schon seine Ankunft sich in das kollektive Gedächtnis von uns Menschen eingebrannt hat. Eine Ankunft nicht in kühler Distanz und mit dem Anspruch auf Herrschaft, sondern eine in Hingabe und in bedingungsloser Liebe. Wie später dann das gesamte Wirken Jesu.

Wer Gott für uns ist – deutlicher als in dem Kommen und Wirken seines Sohnes ist er an keiner Stelle geworden! Hier gibt es keine Distanz mehr zwischen arm und reich, zwischen sauber und dreckig, zwischen heil und zerbrochen. Wenn Gott in diese Welt kommt, können wir spüren – so fühlt es sich an, wenn etwas heil wird. Wenn wir uns nicht mehr abgrenzen müssen, sondern bedingungslos Ja sagen können zum Leben, wie es eben ist. Unsere Schwächen umarmen, unsere Fehler verzeihen. Weil in Gottes unendlicher und bedingungsloser Liebe alles aufgehoben ist, was wir selbst an Grenzen um uns selbst aufgebaut haben.

Ich bin mir sicher, der Reformator Johannes Bugenhagen würde dieser Schlussfolgerung ohne Wenn und Aber zustimmen.

So steht auf der schönen Silbermedaille, mit der wir sie, liebe Frau Eggert, heute auszeichnen und ehren, der plattdeutsche Satz von ihm:

„Christum leef hebben, is vele beter alse alle wetent“.  „Christus lieb haben ist viel besser als alles Wissen.“

Ausgerechnet einer der gelehrtesten Männer unserer damaligen Kirche hat das gesagt. Eigentlich erstaunlich, denn Johannes Bugenhagen hat das Wissen nicht geringgeschätzt oder gar verachtet. Ganz im Gegenteil.

Geboren im Jahr 1485 auf der Insel Wollin wurde er bereits mit 19 Jahren Rektor der Schule in Treptow nordöstlich von Stettin, wo er „gewaltig Schul gehalten“ hat. Mit 24 Jahren ließ er sich zum Priester weihen. Später wurde er einer der bedeutendsten Lehrer der Reformation.

Dass also Wissen für ihn irrelevant war, ist falsch. Und dennoch würde er mit dem Apostel Paulus sprechen: Ohne den Glauben an Jesus Christus wäre mir all mein Wissen zu nichts nütze. Denn dieser war für ihn sein Lebensfundament. Aus diesem entsprang sein Handeln für die Kirche und damit für Menschen. 

Wer die Liebe Gottes erfahren hat, „kann nicht lassen, es muss herausbrechen und dienen seinen notdürftigen Nächsten in Leibes- oder der Seelennotdurft mit Worten, Lehren, Trösten, Essen, Trinken, Bekleiden, Geld, Gut und so es Not ist auch mit Leib und Leben“.   

So hat Bugenhagen einmal formuliert in einem Brief an Anna Herzogin von Pommern-Stettin. Und Bugenhagen setze diese Worte vielfältig in die Tat um.

Er trat für die allgemeine Schulpflicht von Jungen und Mädchen ein, entwarf Lehrpläne für die einzelnen Klassenstufen, setzte sich für eine städtische Schulaufsicht ein und gründete selbst weitere Schulen, wie z. B. das Johanneum in Hamburg.

Durch seine Bibelübertragung ins Niederdeutsche, die damalige Sprache des Volkes, hat er das Plattdeutsche zur Kirchensprache gemacht. Womit er auch das Predigtamt gestärkt hat, da die Predigt sich der Sprache der Gemeindeglieder bedienen musste.

Und Bugenhagen entwickelte Vorschläge zur Armenfürsorge, für den Aufgabenbereich also, den wir heute diakonische Arbeit nennen. Er warb dafür, dass es eine öffentliche Verantwortung für diejenigen geben müsse, die in der Großstadt mittel- und oft beziehungslos dastanden, die sich ihrer Bedürftigkeit schämten, die plötzlich erkrankten, durch Unfall geschädigt oder schwanger wurden und deshalb auf vereinte Kräfte der Gemeinde angewiesen waren.

Dieses, um die Menschen mündig zu machen in Kirche, Stadt, Schule und Diakonie. Das Priestertum aller Getauften trat ins Leben. „Wir lehren gewissenhaft,“ schreibt Bugenhagen in der Hamburger Kirchenordnung, „wie Christen leben und Gutes tun sollen, ein jeder in seinem Stande, alte Männer, alte Frauen, junge Männer, junge Frauen, Kinder und Eltern, Herren und Knechte, Hausfrauen und Mägde, Pastoren und Prediger, Obrigkeit und Untertanen, Reiche und Arme.“

Wir sehen: Zu Johannes Bugenhagen gehörte es, seine Begabungen und seinen Glauben nicht für sich zu behalten, sondern sie weiterzugeben in seine Kirche hinein zum Wohle der Menschen.

Gemäß seinem Motto:

„Christus lieb haben ist viel besser als alles Wissen.“ „Christum leef hebben, is vele beter alse alle wetent“.

Liebe Festgemeinde,

mit einer Medaille, die nach diesem Menschen benannt ist, ehren wir heute eine Frau aus unserer Mitte für ihr besonderes Engagement in unserer Kirche.

Wir ehren Sie, liebe Frau Eggert!

Seit über 20 Jahren engagieren sie sich leitend als auch beratend und begleitend:  in ihrer Kirchengemeinde, in ihrem Kirchenkreis und auf landeskirchlicher Ebene. Sie verbinden die geschenkte Liebe Christi mit praktischem Engagement.

Gott traut Ihnen und auch so vielen anderen in unserer Kirche und weit darüber hinaus zu, seine Wegbereiter zu sein.

Sie, wie ganz viele Menschen vor Ihnen und in dieser Zeit mit Ihnen, zeigen das. Bereiten ihm für sein Kommen Wege, indem sie die Nähe und Liebe, mit der Gott kommt und Menschen beschenkt, an andere weitergeben und so dazu beitragen, unsere Welt menschenfreundlicher und barmherziger, gerechter und friedlicher zu machen. Das ist ein großer Grund zur Hoffnung in dunklen Zeiten.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen

Datum
21.12.2023
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