„Die Gesellschaft braucht eine öffentlich seelsorgende Kirche“

Bischöfin Kirsten Fehrs stellt Sprengelbericht für Hamburg und Lübeck vor

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche© Marcelo Hernandez, Nordkirche

19. November 2020 von Maren Warnecke

Kiel/Hamburg. Bischöfin Kirsten Fehrs hat heute (19. November) auf der digitalen 8. Tagung der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) ihren Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck vorgestellt. Der Sprengel umfasst 228 Kirchengemeinden in den Kirchenkreisen Hamburg-Ost, Hamburg-West/Südholstein und Lübeck-Lauenburg.

In vielfältigen Begegnungen in den Gemeinden, Konventen, Krankenhäusern, aus allen Dialogrunden in den vergangenen Krisenmonaten ist Bischöfin Kirsten Fehrs besonders deutlich geworden: „So sehr unsere Worte, unser Tun, unsere Hoffnungsbotschaft gebraucht und gewünscht werden – zu #hoffnungsleuten sind wir als Kirche gerade dort geworden, wo wir zunächst zugehört und hingesehen haben. Dort wo wir hautnah die Erfahrung geteilt haben, wie zutiefst angewiesen wir aufeinander sind, wie sehr wir Nähe brauchen, die Berührung der Herzen und Sinne.
Gerade im Hören und Verstehen sind wir gesellschaftlich ‚relevant‘: als wache Zeitgenossin, die ethisch Verantwortung übernimmt, als kulturelle Partnerin, die um die Not der Künstler*innen weiß, als Gesprächspartnerin in Pflegeheimen und Krankenhäusern.“

Nicht nur in der Pandemie werde in der Gesellschaft eines dringlich ersehnt, so die Bischöfin weiter: „Eine seelsorgerische Kirche mit Hoffnungsmenschen. Die um die Sorge wissen und um Angst, Wut und Verzweiflung, und die zugleich – nicht darüber hinweg – Trost und Zukunftskraft vermitteln können.“

Viel von dieser Zukunftskraft werde auch in den Kirchenkreisen Lübeck-Lauenburg und Hamburg-Ost benötigt, erinnerte die Bischöfin an die Herausforderungen der dort bereits laufenden Prozesse zu Regionalisierung und Pfarrstellenplanung, Gebäudeprozessen, mittelfristigen Finanzstrategien und Haushaltsplanungen. Mit zukunftsrelevanten Fragestellungen beschäftigt sich auch der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, wo sich rund 40 Kirchengemeinden zu Beratungsregionen mit jeweils externem Berater zusammengeschlossen haben.
Alle drei Kirchenkreise haben sich mit „Segensreich“ (Lübeck-Lauenburg) und „Kasualagentur“ (Arbeitstitel in Hamburg) auf den Weg gemacht, eine Art Servicestelle  einzurichten, um gerade den kirchenferneren Menschen den Zugang zu den Themen Taufen, Trauungen oder Trauerfeiern zu erleichtern. Neues Denken und Innovation ist in all den Zukunftsprozessen aber definitiv auch verbunden mit Einsparung und Verzicht. „Abschiedlich und doch zuversichtlich leben, das ist eine Kompetenz, mit der es jetzt gilt, nach vorn zu denken und zu handeln“, ermutigte die Bischöfin die Beteiligten auf allen Ebenen.

Einen weiteren Schwerpunkt im Rückblick der Hamburger Bischöfin bildeten die Gedenktage im November. „Gerade der 9. November braucht angesichts zunehmender antisemitischer Sprache und Attacken –  in der Pandemie stark verbunden mit Verschwörungstheorien –, dringend die Positionierung unserer Kirche“, so Fehrs. Vor allem in Lübeck und Lauenburg sei Kirche gegen Rechtsextremismus hochaktiv, in den Metropolen pflegten sehr viele Kirchengemeinden den interreligiösen Dialog. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang an die bewegenden Erlebnisse der Reisegruppe des Interreligiösen Forums Hamburg in Jerusalem im vergangenen Dezember. „Diese tiefe Friedenserfahrung trägt uns – und ist uns Ansporn, gemeinsam als Konfessionen und Religionen Verantwortung für unser Zusammenleben hier in Norddeutschland zu übernehmen.“ Am morgigen 20. November begeht das Interreligiöse Forum Hamburg seinen 20. Geburtstag, würdigte die Bischöfin.

Die Bischöfin bedankte sich bei den haupt- und ehrenamtlich Engagierten aller Altersgruppen in Kirchengemeinden, Diensten und Werken, in Diakonie und Kirchenkreisen, die seit Beginn der Corona-Pandemie besonders herausgefordert werden bei der Gestaltung von analogen und digitalen Formaten für ein gelingendes Miteinander. „Heraus aus der „Normalität“, aus dem Vertrauten, heraus aus geschlossenen Räumen, heraus aus gewohnten Formaten. Und hinein in die bewusst gestaltete Beziehung zu den Menschen. Zum Gemeinwesen, für das wir Kirche sind. Es ist gut, wenn wir rausgehen, wenn wir präsent sind im öffentlichen Raum und selbst Begegnungs- und Dialogräume schaffen.“

Dazu zählt das Projekt #hoffnungsleuchten, das vom Amt für Öffentlichkeitsdienst und dem Gottesdienstinstitut der Nordkirche für die Advents- und Weihnachtszeit entwickelt wurde und an die Aktion #hoffnungsläuten der Landeskirche im Frühjahr anknüpft. „Hoffnung ist lebendig - vor der Kirche, auf Plätzen, im öffentlichen Raum, nah bei den Menschen. Der Gottessohn, geboren im Dunkel der Nacht und unbehaust vom ersten Moment an, wird zum Licht der Welt. Wir tragen es in die Öffentlichkeit und zu den Menschen, die zu Hause bleiben (müssen) und machen damit deutlich: Weihnachten ist – gerade in diesem Jahr – mehr als Zimtsterne und Glanz und Gloria. Weihnachten trägt Hoffnung und Licht in die Welt, verbindet und überwindet Grenzen und Ängste. Weihnachten ist Hoffnungsleuchten.“
Die extra für diese Aktion entwickelten „wunderbaren Hoffnungszeichen“, ein Pappelholz- und ein Pappstern mit dem Aufdruck #hoffnungsleuchten, wurden bereits 140.000 Mal (Stand 19. November) bestellt, freute sich Bischöfin Fehrs. 

„Die Bedingungen verändern sich. Unsere Möglichkeiten auch. Manches ist nicht leicht. Aber wir bleiben #hoffnungsleute, weil wir uns von Gottes Menschenliebe und seiner Liebe zum Leben und zu dieser Welt getragen wissen. Und ganz schlicht, weil wir gebraucht werden“, schloss Bischöfin Kirsten Fehrs ihren Sprengelbericht.

 

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