Bischof Abromeit beim Landeserntedankfest in Siedenbollentin
01. Oktober 2017
Siedenbollentin. „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!“ – Diesen rund 2.500 Jahre alten Appell des Propheten Jesaja stellte Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit in den Mittelpunkt seiner Predigt im Gottesdienst zum heutigen (1. Oktober) Landeserntedankfest in der Kirche in Siedenbollentin.
Am Festgottesdienst, der das 27. Landeserntedankfest Mecklenburg-Vorpommern eröffnete, waren der Demminer Propst Gerd Panknin und der Siedenbollentiner Pastor Christoph Zellmer beteiligt. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus, und Detlef Kurreck, der Präsident des Bauernverbands Mecklenburg-Vorpommern, waren zum Landeserntedankfest nach Siedenbollentin gekommen. Da die Kirche nur rund 200 Besucher fasst, wurde der Gottesdienst auf großen Leinwänden in das Festzelt übertragen.
„Dass ich dieses Jahr das Landeserntedankfest hier mit Ihnen in Siedenbollentin feiern kann, macht mich froh“, begrüßte Bischof Abromeit die Gemeinde. „Das Zusammenwirken von Kommune und Kirchengemeinde bei der Vorbereitung war beispielhaft. So viele haben mitgewirkt! Wenn viele zupacken, dann blüht unser Land auf. Zeitweise hat es in diesem Jahr zu viel geregnet, darum bekommen wir nur eine durchschnittliche Ernte. Aber immerhin: Nach den schlimmsten Befürchtungen im August, können wir heute dankbar sein.“
Dankbarkeit lenke weg vom Kreisen um sich selbst, so der Bischof: „Wer anfängt, Gott für den Segen zu danken, den er in sein Leben gelegt hat, beginnt auch, die Menschen in den Blick zu nehmen, die unsere Fürsorge brauchen. Spuren Gottes kann ich sowohl im Wachsen und Gedeihen der Früchte auf dem Feld wie in den Augen der Notleidenden entdecken.“ Das eigene Wohl könne nicht unabhängig von der Not eines großen Teiles der Weltbevölkerung gesehen werden. Bischof Abromeit sagte in der Predigt: „Jedes Jahr sterben durch Hunger und mangelnde medizinische Versorgung etwa zehn Millionen Menschen, die ansonsten nicht sterben müssten. Unser Land gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Deswegen haben wir für die Armen, egal ob bei uns oder anderswo auf diesem Erdball, eine Verantwortung. Wenn die Kräfte der Liebe und Fürsorge, der Solidarität und der Hilfsbereitschaft um sich greifen, dann wird auch die Verheißung, die der Prophet Jesaja gegeben hat, erfüllt werden: ‚Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen‘.“
Die Siedenbollentiner Kirche war festlich geschmückt: Siebzehn Landfrauen hatten die Erntekrone aus Gerste-, Hafer-, Weizen- und Roggenhalmen gebunden und mit Schleifenbändern in den Landesfarben dekoriert. Wochenlang hatte die Siedenbollentiner Kirchengemeinde die Kirche, das Gemeindehaus und die Grünanlagen für den großen Tag herausgeputzt. „Wir haben sogar die Türen des Gemeindehauses abgeschliffen“, erzählt der Pastor schmunzelnd. Für den Blumenschmuck in der Kirche hätten die Siedenbollentiner Frauen gesorgt, unabhängig davon, ob sie zur Kirchengemeinde gehören oder nicht. Pastor Zellmer: „Ich freue mich, dass das Landeserntedankfest mit einem Gottesdienst beginnt. Damit wird klar, dass es an diesem Tag darum vor allem darum geht, Gott für seine guten Gaben zu danken.“