Bischof Abromeit erinnerte auf dem Zingsthof an Dietrich Bonhoeffer
10. April 2015
Zingst. An die Ermordung des Pfarrers und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer durch die Nationalsozialisten vor 70 Jahren erinnerten der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Dr. Hans-Jürgen Abromeit, und der Zingster Singkreis heute (10. April) in einer Andacht auf dem Zingsthof (Halbinsel Zingst).
Im Mittelpunkt der Gedenkstunde stand das Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das Dietrich Bonhoeffer kurz vor seinem Tod verfasst hat und das heute ein vielgesungenes Kirchenlied ist.
Auf dem Zingsthof hatte Bonhoeffer 1935 ein Predigerseminar der Bekennenden Kirche eingerichtet. Nachdem das Seminar verboten worden war, führte Bonhoeffer es illegal weiter. Bischof Abromeit sagte in seiner Gedenkansprache: „Als Kirche sind wir dankbar, dass wir in Zeiten, in denen der Blick auf das Evangelium verdunkelt war, einen Zeugen Jesu Christi wie Dietrich Bonhoeffer unter uns gehabt haben, gerade auch hier in Pommern. Er hat uns mit seinem Martyrium gelehrt, Glauben und Leben, Kirche und Politik, Zeit und Ewigkeit beieinander zu halten. Trotz aller Härten des Lebens und trotz aller widergöttlichen Anfeindungen wusste er sich am Ende doch getragen von Gottes guten Mächten.“
Die Idee zu der musikalischen Andacht hatte Hans Peter Günther, von 1964 bis 2005 Landesposaunen- und Landessingwart der vormaligen Pommerschen Evangelischen Kirche. 1968 organisierte der damals 27Jährige zum ersten Mal eine Singfreizeit auf dem Zingsthof. Erstmals als gemeinsame Jugendfreizeit von Mädchen und Jungen. Die Resonanz war riesig, erinnert sich Hans Peter Günther schmunzelnd: „Vom Singen hatten viele keine Ahnung, die Hauptsache – eine gemischte Rüstzeit!“ Dennoch weckte der leidenschaftliche Chorleiter das Interesse der Jugendlichen an der Musik – und am christlichen Leben. Günther: „Wir wollten zusammenleben wie eine christliche Gemeinschaft mit gemeinsamen Mahlzeiten und Gebeten.“ Dieser ersten Singwoche folgten bis heute etliche. Aus einer lose verbundenen Gruppe entstand der „Zingster Singkreis“ mit Mitgliedern „aus allen Ecken der DDR“, wie Hans-Peter Günther erzählt, die jedes Jahr durchs Land tourten.
Bis heute werden am Abschluss jeder Zusammenkunft des Singkreises Dietrich Bonhoeffers Verse „Von guten Mächten“ als Chorsatz von Otto Abel gesungen. Günther: „Dieses Lied berührt jeden, auch die Atheisten. Bonhoeffer ist durch diese Verse über die Jahre ein Vorbild für uns geworden: Kein Frömmler und kein Heiliger, sondern ein ganz starker Mensch.“