Bischof Ulrich: „Ohne Erinnerung keine Zukunft“
03. Mai 2013
Hamburg. Der Vorsitzende der Ersten Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Bischof Gerhard Ulrich, hat heute (3. Mai) auf dem „Forum Erinnern“ in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zum Aufsuchen und Vernetzen sowie zur Schaffung von Erinnerungsorten aufgerufen.
„Die Erinnerung an das, was war, an das, was geschehen ist“, sei eine zentrale Aufgabe für das kulturelle Gedächtnis eines Volkes und eines Landes – „wir können nicht geschichtslos leben, wir dürfen nicht erinnerungslos leben“, so Bischof Ulrich.
Ulrich weiter: „Menschsein heißt für mich, eine Geschichte zu haben, in Geschichte und Geschichten zu leben. Ich lebe also als einer, der 1951 in Hamburg geboren wurde, seitdem nicht nur meine eigene persönliche Lebensgeschichte, – sondern ich lebe immer auch verwoben in die Geschichte meines Mutterlandes oder meiner Vaterstadt. Neuengamme ist so verstanden eben auch ein Teil meiner Geschichte! Und aus der Geschichte kannst Du nicht aussteigen!
Ohne Erinnerung sei keine Zukunft möglich, so Ulrich. Wer sich nicht erinnere, drohe gleichsam zu ersticken in der Gegenwart, „ihm oder ihr droht akute Atemnot, weil die Kurzatmigkeit des Jetzt lebensgefährlich werden kann. Das Leben duldet keinen Schlussstrich – keinen reinen Tisch… Das Leben braucht vielmehr Vergebung – und die ist nicht zu haben ohne die Erinnerung an das, was war und an das, was geschehen ist – und immer wieder geschieht.“ Ulrich plädierte dafür, „dass wir aktive Subjekte der Erinnerung sind – und nicht passive Objekte der Erinnerung, die dann immer wieder eingeholt werden würden von dem Grauen“. Denn auf Dauer sei der Mensch nicht dazu fähig, in Verdrängungsmechanismen zu existieren.