Bischofsbevollmächtigter Magaard besuchte Gottesdienst und Spielefest
06. Juni 2012
Neumünster. Rund 200 Kinder sind am Mittwochvormittag (6. Juni) zur Neumünsteraner Anscharkirche gekommen. Zusammen mit ihren Freunden aus zehn evangelischen Kindertagesstätten haben sie einen Gottesdienst und ein Spielefest gefeiert. Hintergrund ist die Sonnenwoche, die derzeit an vielen Orten der Nordkirche stattfindet. Sie steht unter dem Motto „Sonne, Licht und Schatten – Klimaschutz für kleine Leute.“
Schüchtern steht Isabella Thies hinter dem Altar. Ihr Blick wandert durch die Neumünsteraner Anscharkirche, jede Bank ist voller Kinder. In einer Reihe tragen die Jungen und Mädchen sonnengelbe Käppis. Andere haben sich gelbe T-Shirts angezogen und warten gespannt, dass die 6-Jährige beginnt. Sie flüstert etwas zur Erzieherin, die hinter ihr steht, zu Susanne Breiholz von der Evangelischen Kita Kleine Arche Gartenstadt. Dann traut sich Isabella und spricht beherzt mit klarer Stimme ein Gebet - und zwar so lupenrein, dass es auch noch die Kinder in der letzten Bankreihe problemlos verstehen.
Rund 200 Jungen und Mädchen aus zehn evangelischen Kindertagesstätten in Neumünster sind am Mittwochmorgen in die Innenstadtkirche gekommen. Einige mit dem Bus, viele zu Fuß. Denn schon die ganze Woche beschäftigen sich die Lüttn mit dem Klimaschutz. "Sonnenwoche - Sonne, Licht und Schatten. Klimaschutz für kleine Leute" nennt sich die Aktion, die zur Zeit in vielen Kitas in der Nordkirche läuft. Der Gottesdienst in Neumünster und das Spielefest hinterher gehören in diesem Zusammenhang zu den größten Veranstaltungen in Schleswig-Holstein. Deshalb ist von der Landeskirche auch der Bischofsbevollmächtigte Gothart Magaard angereist. "Ich freu mich sehr, heute hier zu sein", lächelt Magaard. Christen stünden in der Verantwortung, die Erde zu schützen und zu erhalten. "Die Sonnenwoche, die den Klimaschutz für Kinder plausibel werden lässt, ist daher eine sehr gute Möglichkeit sich diesem Thema ohne moralischen Zeigefinger und mit viel Freude an der Natur zu nähern", erklärt der Bischofsbevollmächtigte im Sprengel Schleswig und Holstein.
Darum ist sich Magaard in Neumünster auch für nichts zu schade. Bei einer Spielszene im Gottesdienst wirft er sich ein Schaffell um und mimt für die Kinder den Hirten. Gott steckt in allem, in der Sonne, im Regenbogen, in der ganzen Schöpfung. Das ist die Botschaft, die die Jungen und Mädchen mitnehmen sollen. "Die Erhaltung der Schöpfung Gottes, ihre Vielfalt, können kleine und große Menschen erkennen und überlegen, was ihr Beitrag dazu sein könnte. Wir wollen den Schutz unseres Klimas und der Natur in den evangelischen Kindertagesstätten ansprechen und unsere Möglichkeiten zu handeln entdecken", erläutert Pastor Dr. Jens Beckmann. Als Leiter des Zentrums kirchlicher Dienste des Kirchenkreises Altholstein unterstützt er die Sonnenwoche.
Wie sie die Schöpfung bewahren, das können die Lüttn beim Spielefest nach dem Gottesdienst spielerisch erfahren. Auf der Wiese gleich hinter der Anscharkirche haben sich die Organisatoren (die Kindertagesstätten, die Fachberatung des Kindertagesstättenwerkes und die Ökumenische Arbeitsstelle) jede Menge einfallen lassen. "Ich bastle einen Solar-Fingerwärmer", erzählt Nikolai aus der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Kita. Er hat ein Blatt Papier bemalt und es zusammengerollt, so dass es an eine etwas zu weit geratene Eistüte erinnert. Sie ist mit Alufolie ausgekleidet und von der Spitze her steckt Nikolai jetzt seinen Zeigefinger in diese Tüte. "Die Folie ist wie ein Spiegel", weiß er, "und wenn jetzt die Sonne scheint, dann wird mein Finger in der Mitte warm."
In einer anderen Ecke der Wiese lernen die Kinder, wann Früchte reif werden und auf welchem Weg sie in die Läden kommen. "Dass die Erde traurig ist, wenn der Apfel im Frühjahr aus Neuseeland hierher transportiert wird und sie sich freut, wenn er im Herbst aus dem Alten Land stammt", verdeutlicht Diakonin Silke Leng von der Ökumenischen Arbeitsstelle. Sie ist in Sachen Klimaschutz schon in einigen Neumünsteraner Kitas unterwegs gewesen und immer wieder positiv überrascht, wenn Kinder sich hinterher selbständig entscheiden, dass sie nur noch einmal die Woche eine Banane essen wollen.
Nebenan trommeln Kinder begeistert mit Stöcken auf schwarze Baueimer und klingeln rhythmisch mit Schellen. Ein CD-Player spielt dazu das Lied "Unsere Erde ist ein wunderbarer Platz, unser Garten, unser allergrößter Schatz."
Immer mittendrin: der Bischofsbevollmächtigte Gothart Magaard. Gemeinsam mit fünf Kindern lässt er mit einem bunten Tuch einen gelben Tennisball in die Luft fliegen.
Laura hat einen dünnen Pinsel in der Hand. Die 6-Jährige aus der Evangelische Kita Ruthenberger Rasselband fragt Michelle aus Bönebüttel wie sie denn geschminkt werden möchte. "Als Schmetterling", antwortet Michelle, und Laura taucht den Pinsel in den Farbkasten. "Ich hab das schon oft gemacht und die Kinder wollen das", sagt sie selbstbewusst.
Nach einer Stunde auf der Wiese ist Kita-Kind Nic ziemlich platt. "Gut war es", fasst er den Gottesdienst und das Spielefest knapp und bündig zusammen. Jetzt macht sich die Gruppe wieder auf den Rückweg in die Evangelische Dietrich Bonhoeffer-Kita - zu Fuß versteht sich.