Deutschlands tierfreundlichster Pastor - Gottes Segen für Mensch und Tier
02. Oktober 2012
Hamburg. Der Hamburger Pastor Holger Janke erwartet von seiner Kirche, dass sie sich mehr für den Schutz der Tiere einsetzt. Es wäre schön, wenn mehr Pastoren vegetarisch lebten und Bischöfin Kirsten Fehrs bei kirchlichen Veranstaltungen vegetarisches Essen bestellen würde, sagt er. Janke selbst ist konsequenter Vegetarier. Die bundesweite Tierrechtsorganisation Peta hat ihn auch deshalb im August als "tierfreundlichsten Pastor" ausgezeichnet.
In Erinnerung an den Heiligen Franz von Assisi, der Freund der Tiere, wird seit 1931 am 4. Oktober der Welttierschutztag begangen.
In seiner Gemeinde Hamburg-Langenfelde feiert Janke regelmäßig Gottesdienste für Mensch und Tier. "Hier in der Großstadt kommen überwiegend Hunde mit in die Kirche." Kindergartenkinder würden aber auch ihr Meerschweinchen oder einen Wellensittich mitbringen. Für ihn ist ein Tiergottesdienst ein ganz normaler Sonntagsgottesdienst. "Da wird nichts anders gemacht, außer dass man noch drei, vier Näpfe mit Wasser aufstellt. Wenn man weiß, man hat Stalltiere, dann legt man eben auch noch Heu aus." Der nächste Gottesdienst für Mensch und Tier findet am 11. November (11 Uhr) zum Thema "Die Trauer um ein Tier" statt.
Janke ist als Seelsorger für Menschen im Einsatz, die um ihr Haustier trauern
Als Theologie-Student hatte Janke Fastentage gemacht und dabei bewusst auf Fleisch verzichtet. Damals habe er gemerkt, dass ihm trotz seiner Marathonläufe nichts gefehlt habe, erinnert er sich. "Aus einer Fastenwoche sind mittlerweile fast 30 Jahre geworden." Das Pastorat in Langenfelde teilt der 51-Jährige mit seiner ebenfalls vegetarisch lebenden Frau, dem Hund "Tölpel" und drei Katzen. "Tölpel" nimmt er gerne mit in den benachbarten Kindergarten, damit die Kinder den Umgang mit Tieren kennenlernen.
Als Seelsorger kümmert er sich auch um Menschen, deren Haustier verstorben ist. "Die Katze wird überfahren und die ganze Familie ist aufgewühlt, weil Purzel jetzt zerfetzt im Schuhkarton liegt." Da sei es gut, wenn ein Seelsorger den trauernden Menschen mit Respekt gegenübersteht. "Es ist völlig normal, Tränen zu vergießen, wenn ein Tier, das zur Familie gehörte, verstirbt." Besonders betroffen seien häufig Kinder oder alte Leute, in deren Alltag das Haustier eine wichtige Rolle spielte.
Vehementer Gegner der Massentierhaltung
Janke ist vehementer Gegner der industriellen Massentierhaltung. Die Kirche tue hier längst nicht genug, kritisiert er. Viele Menschen würden der Kirche auch vorwerfen, dass sie über die Bewahrung der Schöpfung spreche, aber an dieser Stelle völlig versage. Bis auf eine Handvoll Theologen, die das nebenbei machen, gebe es da nichts. Dabei könnte die Kirche an dieser Stelle Vorbild sein. Wenn Pastoren konsequent vegetarisch lebten, würden die Menschen sagen: "Sie reden nicht nur, sondern sie tun es auch."
Er selbst ist kirchlicher Sprecher des Vereins Aktion Kirche und Tiere (AKUT). Am 18. Oktober (18 Uhr) eröffnet er zudem die Ringvorlesung "Mensch-Tier-Beziehung in den Religionen" an der Hamburger Uni. Doch wie schwer es ist, auf Tierprodukte völlig zu verzichten, weiß auch Janke. Er ist begeisterter Motorrad-Fahrer und organisiert im Nebenamt das Seelsorge-Telefon "Bikers Helpline". Und auf seine schwarze Leder-Kluft kann er bei seinem Hobby nunmal nicht verzichten.
Info: Die öffentliche Ringvorlesung zum Thema "Mensch-Tier- Beziehung in den Religionen" beginnt am 18. Oktober, 18 Uhr, Hörsaal C, Edmund-Siemers-Allee 1, hamburg. Janke spricht zum Thema: "Die Mensch-Tier-Beziehung aus kirchlicher Sicht?".