Diskussion um steuerrechtliche Gleichstellung homosexueller Paare
08. August 2012
Hamburg. Die von 13 CDU-Bundestagsabgeordneten geforderte steuerrechtliche Gleichstellung von homosexuellen und lesbischen Lebenspartnerschaften mit Ehen ist vom Hamburger Pastor Sieghard Wilm (46) begrüßt worden. Auch der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sieht die Debatte positiv.
Pastor Wilm war bis zur Gründung der Nordkirche am Pfingstsonntag Beauftragter der ehemaligen Nordelbischen Kirche für gleichgeschlechtliche Lebensformen und gehört zum Konvent schwuler Theologen und lesbischer Theologinnen in Norddeutschland. "Ich habe mich riesig über den Vorstoß gefreut", sagte Wilm. Er begrüße es insbesondere, dass Bundesfamilienminsterin Christina Schröder (CDU) die Initiative unterstützt.
"Steuerrechtliche Benachteiligung passt nicht mehr in die heutige Zeit"
Wilm ist Pastor im Hamburger Stadtteil St. Pauli und lebt seit zehn Jahren mit seinem Lebenspartner in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft zusammen. Eine steuerliche Benachteiligung beim Ehegattensplitting passe nicht mehr in die heutige Zeit, sagte er. Wilm und Lebenspartner hatten zeitweise drei Pflegekinder.
Auch der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat die Debatte über ein Ehegatten-Splitting für homosexuelle Paare begrüßt. "Ich sehe wohl, dass es richtig ist, dass wir über das Thema diskutieren", sagte er am Mittwoch im Kölner domradio. Gleichgeschlechtliche Paare hätten das Recht auf Gleichstellung in der Gesellschaft. "Wenn sich Homopaare zusammenfinden in Liebe, in Treue, in Bereitschaft füreinander, dann muss das auch entsprechend rechtlich gewürdigt werden." Wie das aussehen könne, müsse gut überlegt und gut austariert werden.
Änderung beim Ehegattensplitting gefordert
13 CDU-Bundestagsabgeordnete hatten am Montag in einem gemeinsamen Schreiben für eine steuerrechtliche Gleichstellung der Homo-Ehe geworben. Sie fordern eine Änderung beim Ehegatten-Splitting, das homosexuelle Paare bisher nicht in Anspruch nehmen können. Ob es ihnen vorenthalten werden kann, wird derzeit vom Bundesverfassungsgericht überprüft. In der CSU war der Vorschlag auf Ablehnung gestoßen.
Der Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare erteilte Jaschke eine klare Absage. "Ich bin kein Freund der Homoehe, nein, auf keinen Fall", so Jaschke. Die Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau müsse "etwas ganz Eigenes" bleiben. "Sexualität in ihrer eigentlichen Form braucht eben auch das Miteinander von männlicher und weiblicher Geschlechtlichkeit, und die Kinder müssen dazu gehören."
Die katholische Kirche hatte den Vorstoß mit Verweis auf den Schutz von Ehe und Familie abgelehnt. Sie könne die Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartnerschaften mit dem Bund der Ehe von Mann und Frau grundsätzlich nicht gutheißen, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp.