Festgottesdienst 100 Jahre Helga Krummacher
22. März 2009
Predigttext: Joh. 14, 27: Jesus Christus spricht: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Liebe Gemeinde,
auf den Tag genau vor 100 Jahren ist Helga Krummacher, als Helga Stalmann, in Wiesbaden als älteste Tochter des Studienrates Martin Stalmann geboren worden. Wer sie in späteren Jahren an der Seite ihres Mannes Dr. Friedrich-Wilhelm Krummmacher, der von 1955 bis 1972 Bischof der Evangelischen Kirche in Pommern und dann – wie sich die Kirche auf Druck des Staates ab 1968 nennen musste - „Greifswalder Landeskirche“ war, erlebt hat, traf auf eine Frau der Tat, eine Frau, die die Nöte ihrer Zeit gesehen hat und ihnen mit Einfallsreichtum, Energie und Engagement begegnet ist.
Erlebt hat sie in ihrem Leben die Schrecken und die Gräuel zweier Weltkriege, die Not der 20er und den Faschismus der 30er Jahre, und nach dem Krieg den Aufbau des Sozialismus, wieder einer Gesellschaft der Unfreiheit und des Zwangs. Erlebt hat sie dies alles, doch geprägt wurde sie von etwas anderem. Ihr Lebensweg an der Seite ihres Mannes zeugt von einer inneren Freiheit, die sich nicht ideologisch binden ließ, einem inneren Frieden, der nicht Gefahr lief, Einschüchterungen oder widrigen Strukturen zu erliegen.
I
Helga Krummacher ist nicht alt geworden. Aber in ihre 64 Lebensjahre drängt sich ein erfülltes Leben als Ehefrau des Pfarrers, späteren Oberkirchenrates, Generalsuperintendenten und schließlich Pommerschen Bischofes Friedrich Wilhelm Krummacher. Sie muss eine sehr vitale Frau gewesen sein, denn sie hat die Freiräume, die ihr das Leben an der Seite von Friedrich Wilhelm Krummacher geschenkt hat, mehr als ausgeschöpft. Sie hatte eine Ausbildung als Kindergärtnerin und Jugendleiterin absolviert. Doch mit 19 Jahren war sie bereits Pfarrfrau in Essen-Werden. Sie hat sieben Kindern das Leben geschenkt (die alle – sofern sie noch leben – heute unter uns sind). Seit 1934 war Berlin Wohnort der Familie. Als dort im 2. Weltkrieg die Bombenangriffe die Stadt bedrohten, siedelte sie mit den Kindern nach Hinterpommern über, während ihr Ehemann als Wehrmachtspfarrer in der Sowjetunion vermisst war. Hier – im damaligen Kirchenkreis Belgard – übernimmt sie pfarramtliche Dienste.
Aus dieser Zeit erinnert Superintendent i.R. Martin Zitzke, dessen Vater damals in Belgard Superintendent war: „Um den Nachstellungen der russischen Soldateska zu entkommen, suchte Frau Krummacher Schutz im Belgarder Pfarrhaus, bei meinen Eltern. Hier teilte sie bis zu ihrer Ausweisung im Herbst 1945 alles mit meinen Eltern, meinen Schwestern und meinem Schwager, Pastor Gottfried Mühlenbeck. Sie teilten das Brot, die Angst, die Wohnräume, aber auch die Sorgen um die Gemeinde, sie teilten auch die Arbeit. Vater setzte sie als Gemeindehelferin ein, gab ihr einen Ausweis und etwas Schutz damit. Genau wie meine Mutter … und viele andere Pfarrfrauen predigte Frau Krummacher, wo sie gerufen wurde. Meine Eltern und Geschwister waren in den Erzählungen des Lobes voll, von dem Einsatz und der Kameradschaftlichkeit ihres Gastes. … Wir Zitzkes sind überzeugt, dass ein wesentliches Fundament der späteren Arbeit von Frau Krummacher in dieser Zeit gelegt worden ist.“
1946 folgten dann die Ausweisung aus Hinterpommern und die Rückkehr nach Ostberlin. Dort war Friedrich-Wilhelm Krummacher nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft zum Generalsuperintendenten berufen worden. In den nächsten Jahren engagierte sie sich im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages, gründete die Zeitschrift „Die Christenlehre“ mit und arbeitete in deren Redaktion, wirkte in der Kommission, die ein neues Evangelisches Kirchengesangbuch erarbeitete und beteiligte sich intensiv an der Chorarbeit in Berlin-Weißensee. Hier gründete sie auch zum ersten Mal ein „Seminar für Kirchlichen Dienst“. Sie übernahm die Leitung und Unterricht in verschiedenen Fächern. Schließlich, 1955 siedelte sie nach Greifswald über, weil nun der Ehemann dort Bischof geworden war. Auch hier gründete sie 1956 wiederum ein Seminar für Kirchlichen Dienst, zunächst behelfsweise in Züssow und dann in Greifswald. Sie war Rektorin dieses Seminars bis 1970, bis sie schwer an Diabetes erkrankte und in Folge dieser Krankheit auch unter dem Verlust ihres Augenlichtes litt. 1972 gingen beide Eheleute in den Ruhestand, zogen um nach Altefähr auf Rügen, wo Helga Krummacher schon bald, nämlich am 22. Juni 1973 verstarb.
Das, was die Pommersche Evangelische Kirche Helga Krummacher zu danken hat, liegt im Krieg und in den Jahren 1955 – 1972. Ihr Wirken als Laienpredigerin in Zeiten der Not, die Gründung und Leitung des pommerschen „Seminars für kirchlichen Dienst (SKD)“ und der Diakoninnengemeinschaft sind unvergessen. Die Zurüstung und Begleitung der Pfarrfrauen – in der Regel im Bischofshaus -, die gastliche Aufnahme von Gästen des Bischofs – bei weiterem Engagement für Kirchentage, die Zeitschrift „Die Christenlehre“ und für liturgische und musische Anliegen war ein reiches Betätigungsfeld. Am Ende wurde sie noch in die Landessynode gewählt. Man fragt sich, wie Helga Krummacher das alles schaffen konnte. Dabei ist ihr Engagement ja nicht in einer Zeit des ruhigen Aufbaus, sondern der widrigsten Auseinandersetzungen gewachsen. Ein Stück weit war das Leben von Helga Krummacher auch immer Kampf, ein Aufbäumen gegen den Versuch, die Wirkmöglichkeiten der Kirche zu beschränken, und vor allen Dingen gegen das Bemühen von Staat und Partei, die Jugend von der Kirche fern zu halten. Aber Helga Krummacher hat sich nicht einschüchtern lassen.
So steht denn auch nicht von Ungefähr über diesem Festgottesdienst anlässlich des 100sten Geburtstages derselbe Bibelvers wie über ihrer Beerdigung im Jahr 1973 aus dem Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 27:
Jesus spricht: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
II
In diesem Wort Jesu an seine Jünger wendet sich der Herr nicht gegen die Welt, er wendet sich auch nicht ab von der Welt und zieht sich aus ihr in eine fromme Innerlichkeit zurück. Sondern Jesus weiß um die Grenzen dieser Welt und ihre Erlösungsbedürftigkeit. Wo Menschen tätig werden für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung, und sei es aus unterschiedlichen Motiven, achtet Jesus das nicht gering. Aber er weiß um die Grenzen menschlicher Möglichkeiten, Frieden herzustellen, um unsere Verstrickung in Schuld und Selbstgerechtigkeit.
Als dann später das SKD, das „Seminar für kirchlichen Dienst“, nach den Jahren des Anfangs in Züssow in der Odebrechtstiftung ein eigenes Gebäude bekam, hat der Ehemann und Bischof bei der Einweihung den Kampfcharakter dieser Einrichtung zum Ausdruck gebracht. Er sagte: „Hier ist keine Insel der Seligen gebaut: … Das gilt auch in dem Sinne, dass Versagen und Scheitern, Spannungen und Schuld zur Geschichte des SKD gehören… Hier ist ein Haus gebaut, in dem …. besonders junge Menschen atmen dürfen in der Kraft biblischen Glaubens, damit diese Kraft wieder ausgeatmet wird… In dem geistigen Ringen zwischen Glauben und Unglauben, durch Taten der Liebe wie durch Unterweisung der Kinder und Jugend.“
All unser Bemühen und unsere Anstrengung sind gut und wichtig. Und doch müssen sie notwendig ergänzt werden um das Geschenk des Friedens, das nur Jesus, der Christus, machen kann. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.
Der Friedensgruß ist im Orient weit verbreitet. Bis heute grüßen sich Juden mit diesem Wort „Schalom“, Araber in ihrer Sprache mit „Salam“. „Friede sei mit dir!“ Aber schon die Sprachwissenschaftler weisen uns darauf hin, dass Friede mehr meint als die Abwesenheit von Krieg oder trennenden Auseinandersetzungen. „Friede“ meint eine Unversehrtheit in allen Lebensbezügen. Nehmen wir das Wort „Friede“ wörtlich, ist es ein anderes Wort für „Heil“. Jesus sagt: Diesen Frieden, dieses Heil gebe ich euch! Ich stelle die Beziehung zu Gott wieder her, ich helfe euch, zerrüttete menschliche Beziehungen zu erneuern und ich setze euch in eine neue Beziehung zur ganzen Schöpfung, mit der ihr gemeinsam einen neuen Himmel und eine neue Erde erwartet. Jesus Christus ist selbst in die Zerrissenheit des Menschen eingetreten. Er hat an seinem Leib den Hass und den Unfrieden ausgehalten, hat gelitten und ist für die Schuld einer ganzen Menschheit gestorben. Seine Auferstehung ist der Anfang einer neuen Schöpfung. Alles, alles kann wieder ins Lot kommen. So bringt Jesus mitten in einer Welt des Unheils die Verheißung einer heilen Welt: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Von dieser verheißenden, zukünftigen Welt fällt jetzt schon ein Trost in unser Leben.
Der Friede Gottes ist umfassend. Er erneuert unser ganzes Leben, in allen seinen Dimensionen, zu Gott, zu den Mitmenschen, zur ganzen Schöpfung. Deswegen schließt der Glaube an diesen Frieden auch Anregungen und Impulse für jeden Bereich kirchlicher Arbeit, des pädagogischen Handelns und gesellschaftlichen Wirkens ein. Der Glaube an Jesus Christus weiß aber auch um alle Unvollkommenheit der Verwirklichung dieses Friedens in dieser Welt und tröstet: Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
III
Helga Krummacher und ihr Mann haben die innere Zerrissenheit und den Unfrieden der Welt am eigenen Leib erlebt, und ich kann mir vorstellen, dass das Zeitgeschehen auch zu intensiven Gesprächen beim Ehepaar Krummacher geführt hat. So wissen wir von Friedrich-Wilhelm Krummacher besser als von seiner Frau von der Hoffnung, die er zunächst in die Machtergreifung Hitlers gesetzt hatte, und dann von seiner drastischen Abkehr vom Naziregime im Angesicht des Regimeterrors und der unsäglichen Verbrechen, die ihm im Krieg begegneten. Ebenso hat Friedrich-Wilhelm Krummacher seiner Hoffnungen auf einen Aufbau des Sozialismus im zerstörten Nachkriegsdeutschland Ausdruck gegeben, die dann ebenfalls bitter enttäuscht wurde durch das entstehende SED-Regime mit seinem dogmatischen Materialismus und ideologischen Atheismus.
Das alles wird Thema gewesen sein am Esstisch des Ehepaars Krummacher, und doch hat weder die Hoffnung noch ihre Enttäuschung ihr Handeln geprägt. Was ihr Handeln prägte, war jener Friede, der nicht von der jeweils vorherrschenden politischen Ideologie ausging und aufgezwungen wurde, sondern war der Friede Christi. Es war eine Gewissheit des Glaubens, die einen inneren Frieden verbindet mit einem klaren Blick für das, war nun zu tun war.
Als sich abzeichnete, dass in der sowjetischen Besatzungszone unter dem Regime Grotewohls und Ulbrichts auch auf Dauer keine christliche Unterweisung und Erziehung mehr im öffentlichen Raum möglich sein würde, war das für Helga Krummacher nicht Grund zur Resignation, sondern zur Aktion. Die gelernte Erzieherin dachte über die Ausbildung junger Frauen zu „Kinderdiakoninnen“ nach. Die aus solchen Überlegungen entstehenden Seminare für kirchlichen Dienst, zunächst in Berlin-Weißensee und 1956, auch in Pommern, hatte schnell ein breit gefächertes Ausbildungsangebot für junge Frauen im Raum der Kirchen: Gemeindediakonin, Kinderdiakonin, Pflegediakonin, Verwaltungsdiakonin und Wirtschaftsdiakonin.
Neben der Notwendigkeit, Menschen für den vielfältigen Dienst in der Kirche gut auszubilden, stand für Helga Krummacher immer der einzelne Mensch im Mittelpunkt. Er sollte vom Frieden Christi getragen sein und so selbst zu einem Botschafter dieses Friedens für die Menschen in- und außerhalb der Kirche werden. Dabei hat sie den Frieden nicht nur als äußerliches „Schweigen der Waffen“ verstanden, wie dies etwa in der Zeit des „Kalten Krieges“ nahe gelegen hätte, sondern sie verstand Frieden ganzheitlich: das Gemüt, der innere Mensch, sollte mitgenommen werden. Und so standen auf dem Stundenplan der Seminaristinnen auch folgende Unterrichtsfächer1: Musiklehre, Chor, Instrumentalspiel, Einzelunterricht, Paramentik (also das Herstellen von Altar- und Kanzelschmuck), Schneiderei, Werken, Schrift, Zeichnen, Laienspiel.
Immer wieder betont Helga Krummacher die Bedeutung des Musischen „um ihrer eigenen die persönlichen Entwicklung und Förderung willen, aber auch für ihren späteren Dienst“. So hat sie entscheidend mit dazu beigetragen, dass in kirchlichen Kindergärten, in der Christenlehre, im Konfirmandenunterricht und der sonstigen katechetischen Arbeit für die Menschen ein Freiraum für die persönliche Entwicklung und zum Entdecken und Ausprobieren der eigenen Gaben entstand, der in der sozialistischen Gesellschaft sonst nicht vorgesehen war.
In einem Artikel in der Zeitschrift, „Christenlehre“, in deren Redaktionskreis sie über viele Jahre mitwirkte, schreibt sie 1964 über eine Arbeitstagung kirchlicher Mitarbeiter, auf der sie „Thesen zur Bedeutung des Musischen in der kirchliche Arbeit“ formuliert hat: „Im musischen Tun findet der Mensch zu sich selbst und zur Gemeinschaft mit anderen. Es ist deshalb seelsorgerliche und diakonische Hilfe. Im musischen Tun findet der Mensch in einer neuen Weise einen Zugang zur Leibhaftigkeit des Gotteswortes und zu den Ausdrucksformen der Anbetung.“2
1966, in einer Zeit, als bei vielen in der Kirche noch an altbewährten Formen festgehalten wurde, plädiert Helga Krummacher leidenschaftlich für regelmäßige Kinderarbeit. Dabei wird sie von dem Frieden bestimmt, den Christus schenkt. So schreibt sie angesichts der Zurückhaltung vieler Gemeinden gegenüber neuen Entwicklungen in Katechetik, Psychologie und Pädagogik, wiederum in der „Christenlehre“: „Wichtiger aber als dieser Rückblick ist die gegenseitige Ermutigung zu weiteren Schritten.“ 3 Sie drängt nach vorn, sie will Veränderung unter Bewahrung des Bewährten. So bestimmt sie die Perspektive gemeindlicher Arbeit und damit auch der Ausbildung am SKD: „Alle Arbeit der Kirche auf dem Gebiet der christlichen Unterweisung und Erziehung sollte ausgerichtet sein nach dem Wort des Psalmisten: ‚Was wir gehört haben und wissen und unsere Väter uns erzählt haben, das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern. Wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des Herrn und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat’ (Psalm 78, 3-4).“4
In einer Zeit der Verunsicherung und der Angriffe von außen auf die christliche Gemeinde lebt und handelt sie aus dem inneren Frieden dessen, der selbst den Tod überwunden hat, und blickt so frei auf die Aufgaben, die sich ihr stellen. So kann sie sich an anderer Stelle auch mit deutlichen Worten gegen Vorschläge und Entwicklungen wenden, die nicht aus diesem Frieden zehren. In der Buchbesprechung eines neu erschienenen Liederbuches gibt sie eine Vielzahl praktischer Tipps und Anregungen zur Nutzung des Liederbuches in Familie und Gemeinde, schreckt aber auch vor Warnungen nicht zurück und schreibt: „Das Lied ‚Paß auf, kleines Auge’ (145) sollte nicht weiterverbreitet werden. Es wird auch durch die Melodie von P.E. Ruppel nicht besser.“5 Offensichtlich transportiert dieses Lied nicht den Frieden, den Christus gibt, sondern singt von moralisch bestimmter Kleinkariertheit und verbreitet eine Atmosphäre der Angst.
„Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch…“. Helga Krummacher hat für ihre Seminaristinnen versucht, den Horizont über die kleine Welt der Republik hinaus zu öffnen, wo es nur ging. Dazu gehört zum einen, dass sie die Kontakte ihres Mannes, des Bischofs, nutzte, indem etwa die Examensklassen ausländische Delegationen aus Polen, Coventry oder Skandinavien betreuten und so einen lebendigen Eindruck der weltweiten Ökumene erhielten. Zum anderen hat sie ihre Idee einer geistlichen Gemeinschaft in das Seminar eingebracht. Über ihre Kontakte nach Taizé und Grand Champ schwebte ihr auch für die Zeit nach dem Seminar eine verbindliche Gemeinschaft der Diakoninnen vor, die über das Land verstreut ihren Dienst versahen. Zugleich hatte sie die innere Freiheit, ihre Idee den Vorstellungen der Seminaristen entsprechend zu verändern. So wurde die Gemeinschaftsregel der entstehenden Greifswalder Diakoninnengemeinschaft gemeinsam erstellt.
Die Frage, was denn das Evangelium, der Friede Christi, dem Menschen in den Umständen des Sozialismus zu bieten habe, beantwortete Helga Krummacher mit dem Dreiklang aus Leiturgia, Diakonia und Koinonia, wie er in der Seminarausbildung und der Diakoninnengemeinschaft Eingang gefunden hat.6 Im Gottesdienst, der Leiturgia, kommt der Friede Jesu in unser Leben hinein. Der Friede, den Christus schenkt, befreit zum Dienst, zur Diakonia, in dieser Welt. In der Gemeinschaft des Leibes Christi, in der Koinonia, werden wir angesichts aller Bedrohung und Angst immer wieder dieses Friedens vergewissert. Dieser Dreiklang aus Gottesdienst, Dienst und Gemeinschaft hilft freilich nicht nur im Sozialismus aus dem Frieden Jesu zu leben. Auch heute lebt die Pommersche Evangelische Kirche auf diese Weise und weiß sich damit ihrer „Kirchenmutter“ Helga Krummacher zutiefst verbunden. Ihr Andenken und ihre Impulse sind unter uns bis heute lebendig.
Amen.
1 Entnommen einem Informationsblatt „Di akonin, ein kirchlicher Beruf“, o.D.
2 H. Krummacher: Mit Herzen, Mund und Händen, in: Die Christenlehre 17 (1964), S. 165.
3 H. Krummacher: Eine Synode arbeitet für ihre Jugend, in: Die Christenlehre 19 (1966), S. 35.
4 A.a.O., S. 37.
5 H. Krummacher: Buchbesprechung. Freude über Freude, in: Die Christenlehre 21 (1968), S. 133.
6 So I. Herbst in einem Gespräch am 12.03.09.