Gedenklauf: Jeder Kilometer steht für ein Opfer
30. April 2015
Hamburg/Ladelund. Aus den Niederlanden zum ehemaligen KZ Ladelund laufen 70 Teilnehmer, fast Tag und Nacht. Der Gedenklauf hat in Hamburg Station gemacht, und zwar in Neuengamme.
Etwa 70 Teilnehmer eines KZ-Gedenklaufs aus dem niederländischen Putten haben an der Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme Station gemacht. Der 700 Kilometer lange Staffellauf führt von Putten zur nordfriesischen KZ-Gedenkstätte Ladelund. Dabei steht jeder gelaufene Kilometer für ein Todesopfer. Zum Abschluss am Sonnabend in Ladelund ist eine stille Gedenkfeier geplant.
Der Lauf sei ein "Geschenk der Versöhnung" sagte Detlef Garbe, Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, zur Begrüßung der Niederländer. Versöhnung und Erinnerung gehörten zusammen, denn Versöhnung bedeute nicht, das geschehene Unrecht zu vergessen. Brücken aus Deutschland zu den Verfolgten, Angehörigen und Nachkommen seien möglich, wenn sich alle in der Beurteilung des Geschehens einig sind.
Alle drei Kilometer ein neuer Läufer
Am 2. Oktober 1944 verschleppte die Wehrmacht alle 660 Männer über 16 Jahren aus Putten. Anschließend wurde das Dorf niedergebrannt. Anlass war ein Attentat einer Widerstandsgruppe auf ein Auto mit deutschen Offizieren. Die Männer wurden von Putten zunächst in das Lager Amersfoort und anschließend in die KZ Neuengamme, Bergen-Belsen und Auschwitz-Birkenau verschleppt. 105 Puttener wurden in das Neuengammer Außenlager Ladelund gebracht. Von den 660 Männern überlebten nur 48 den Krieg. Der letzte Überlebende starb vor zwei Jahren.
Die 24 Läufer sind seit Putten nahezu Tag und Nacht unterwegs. Alle drei Kilometer wird gewechselt. Begleitet werden sie von einer 50-köpfigen Mannschaft. Vier Lkw, sechs Busse mit Betten und drei Pkw mit Anhänger sorgen für Getränke und Essen sowie für Gesundheit und Fitness. Radler fahren den Läufern voraus und sorgen für eine sichere Navigation.
Bischof Magaard bei Andacht in Ladelund
Die Läufer und ihr Begleit-Tross wird am Sonnabend morgen am alten Bahnhof in Achtrup (Nordfriesland) empfangen. Von dort aus mussten um den 2. Oktober 1944 rund 2.000 Häftlinge zur Strafarbeit zum sechs Kilometer entfernten KZ Ladelund laufen, um dort einen Panzerabwehr-Graben auszuheben. Einige bereits tote Häftlinge wurden bei diesem Marsch auf den Armen anderer Häftlinge getragen.
Gemeinsam mit mehr als 150 Gästen wollen die Läufer dann mittags von Achtrup zur KZ-Gedenkstätte aufbrechen und werden dann in Ladelund vom Fanfarenzug empfangen. An der Andacht um 14 Uhr wollen auch Bischof Gothart Magaard und Propst Kay-Ulrich Bronk teilnehmen. Die 70 Gäste werden im Dorf privat untergebracht, ehe sie sich am Sonntag auf den Heimweg machen.