Nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung der Zukunft im Blick

Erntedank in Zeiten von Corona: Grußworte aus Nordkirche und Politik

Zu Erntedank sind viele Kirchen feierlich mit den Früchten der Ernte geschmückt.
Zu Erntedank sind viele Kirchen feierlich mit den Früchten der Ernte geschmückt.© Manfred Grimm, iStockphoto

01. Oktober 2020 von Antje Wendt

Schleswig. In zahlreichen Gotteshäusern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) wird am ersten Sonntag im Oktober das jährliche Erntedankfest gefeiert. In einer Grußbotschaft schließt sich Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche, dem Dank an all diejenigen, die in der Landwirtschaft tätig sind, an.

Bischof Gothart Magaard: „Dass die Versorgung mit Lebensmitteln nicht selbstverständlich ist, wird uns in diesem Jahr besonders deutlich. Auch wenn es einzelne leere Regale in den Geschäften gab, so musste keiner an Hunger leiden, anders als in anderen Regionen dieser Welt. So sind wir auch dankbar für die Landwirte und ihre Familien, die mit großer Leidenschaft Verantwortung für Tiere und das Land, für die Umwelt und die Menschen übernehmen.

Die Landwirtschaft steht seit Jahren immer stärker unter kritischer Beobachtung. Verbesserter Gewässer-, Insekten-, Tier- und Klimaschutz sind nur einige Forderungen, die gesellschaftlich und politisch an die Landwirtschaft gestellt werden. Diese Themen sind wichtig und nehmen alle in die Pflicht. Denn auch die Konsumenten und nicht allein die Landwirtinnen und Landwirte müssen sich bewusst machen, dass Nachhaltigkeit ihren Preis hat.

Die zahlreichen Erntedank-Gottesdienste geben uns Anlass, am Ende der Erntezeit inne zu halten, für Gottes Gaben zu danken und uns gemeinsam Gedanken um die zukünftige Landwirtschaft und damit unserer Lebensmittelversorgung zu machen. Sie ist nicht selbstverständlich und schon gar nicht umsonst!“

Für Jan Philipp Albrecht, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein, ist klar: „Wir wollen in Schleswig-Holstein unsere Familienbetriebe erhalten, die uns nachhaltig mit regionalen Lebensmitteln versorgen und gesellschaftlich akzeptiert sind. Der Dialogprozess mit allen Akteuren ist von enormer Wichtigkeit, um die Landwirtschaft mit allen Herausforderungen für die Zukunft aufzustellen. Dazu müssen Ziele für eine gesellschaftlich akzeptierte nachhaltige Landwirtschaft formuliert und gemeinsam umgesetzt werden. Denn die Forderung nach höheren Standards in der Produktion kostet die Landwirtschaft Geld, das sie allein über den Markt nicht erwirtschaften kann. Sie erfährt dadurch einen Wettbewerbsnachteil auf dem globalen Markt. Sorgen um unsere regionalen Familienbetriebe sind daher mehr als berechtigt.“

Werner Schwarz, Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, gibt zu bedenken: „Lebensmittelerzeugung hat etwas mit Können, aber auch mit der inneren Haltung zu tun. Wie gehen wir mit den Tieren, mit Boden, Wasser und Luft um? Wir wissen: Nur wenn das nachhaltig geschieht, können wir am Ende eines Jahres Erntedank feiern.
Lassen Sie uns deshalb alle nach einer glücklichen Ernte innehalten und fragen: Wie soll unsere Landwirtschaft der Zukunft aussehen? Wie erhalten wir eine heimische Landwirtschaft? Was kann ich beitragen? Die nachhaltige Landwirtschaft ist eine gemeinsame Aufgabe unserer Gesellschaft. Ich wünsche mir, dass wir zum Erntedank diesem Gedanken das Feld bereiten und ihn aussäen, damit er in den kommenden Jahren Ertrag bringt.“

Landeserntedankfest Schleswig-Holstein abgesagt

Als Veranstaltungsort des zentralen Landeserntedankfestes in Schleswig-Holstein war in diesem Jahr Wesselburen im Kirchenkreis Dithmarschen vorgesehen. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie haben die Initiatoren beschlossen, das Landeserntedankfest abzusagen. Bereits jetzt haben sie sich darauf geeinigt, dass Wesselburen als Veranstaltungsort für das kommende Jahr bestehen bleibt.

Das Landeserntedankfest wird an zwei Tagen mit einem Festumzug, einem großen Landmarkt, zahlreichen Informationsständen und Diskussions-Veranstaltungen über verschiedene Themen rund um die Landwirtschaft begangen. Besucherinnen und Besucher des Festes können mit Erzeugern, Vereinen und Verbänden ins Gespräch kommen und jede Menge gesunde und köstliche Produkte probieren. Ein großer Festgottesdienst am Sonntag, an dem sich traditionell Bischof Gothart Magaard, Minister Jan-Philipp Albrecht und Bauernverbandspräsident Werner Schwarz beteiligen, gehört ebenfalls zum festen Programm. Alle drei äußern Bedauern über die diesjährige Absage, schließen sich aber der Entscheidung an. Auch das Landeserntedankfest in Mecklenburg-Vorpommern ist bereits abgesagt worden.

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