Geschichte

Historischer Abendmahlskelch im Michel entdeckt

Die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis hat einen neuen Abendmahlskelch. Das wertvolle Stück aus dem Jahr 1729 lagerte jahrelang unentdeckt in einem Tresor der Kirche, bis Hauptpastor Alexander Röder es per Zufall fand.
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13. Mai 2016 von Maren Warnecke

Die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis hat einen neuen Abendmahlskelch. Das wertvolle Stück aus dem Jahr 1729 lagerte jahrelang unentdeckt in einem Tresor der Kirche, bis Hauptpastor Alexander Röder es per Zufall fand. Der Kelch stammt noch aus der ersten Michel-Kirche, die bei einem Feuer 1750 niederbrannte und zählt somit zu den wenigen erhaltenen Artefakten aus dieser Zeit.

Inzwischen wurde der Kelch mit großem Aufwand restauriert, da Röder es in keinem guten Zustand vorgefunden hatte: der Kelch tropfte. Röder nahm Kontakt zur Lübecker Silberschmiedemeisterin Margarete Oehlschlaeger auf, die für den Michel bereits eine Hostien-Dose restauriert hatte. Rund 4.000 Euro kostete die Restaurierung am Ende, die der Verein Michaelitica übernahm.

Aufwendige Feuer-Vergoldung für das empfindliche Abendmahlskelch-Material

Etwa fünf Monate arbeitete Margarete Oehlschlaeger an dem Kelch. Kleine Beulen wurden ausgebessert, und der Becher tropft nicht mehr. Vor allem aber hat er seine Farbe geändert: Aus Silber wurde Gold. Dafür musste Oehlschlaeger ihre ganze Handwerkskunst aufbieten. Die Silberlegierung des Kelchs war besonders empfindlich. "Wenn man mit einer zu heißen Flamme arbeitet, zerfließt der Kelch wie Wasser." Außerdem sei das Material des Kelchs sehr porös und der Boden mit 0,3 Millimetern extrem dünn.

Die Restauratorin nutzte eine aufwendige Feuer-Vergoldung: Sie mischte Gold und Quecksilber zu einer Paste und überzog damit den Kelch. 23 Mal musste Oehlschlaeger das Verfahren wiederholen. Zum Schluss wurde er mit rotem "Blutstein" poliert. Seinen ersten Einsatz hat der Kelch im Gottesdienst am Pfingstsonntag, den Hauptpastor Röder ab 10 Uhr feiert. Gefüllt wird er dann mit Traubensaft.

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