Trotz Kirchensteuerrückgang Forschung in Greifswald, Kiel und Schwerin sicher

Kirchenleitung beschließt Gesamtkonzept für das landeskirchliche Archiv

31. August 2020 von Maren Warnecke

Schwerin/Greifswald. Die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hat ein Gesamtkonzept zum Landeskirchlichen Archiv beschlossen. Dadurch soll die Nutzung von landeskirchlichen Archivbeständen sowie die wissenschaftliche Forschung dazu in Kiel, Greifwald und Schwerin sichergestellt werden. Das entspricht den Bestimmungen des Einführungsgesetzes der 2012 gegründeten Nordkirche.

Zugleich musste die Kirchenleitung die Kirchensteuereinbrüche als Folge der Corona-Pandemie berücksichtigen, die sich langfristig auswirken werden auf die finanzielle Situation der Nordkirche. Die Folge im Blick auf die Archivarbeit: die Kirchenleitung kann den Beschluss für eine Kooperation des Landeskirchlichen Archivs mit dem Pommerschen Landesarchiv und dem Stadtarchiv Greifswald nicht aufrechterhalten. Eine Beteiligung der Nordkirche hätte zu Investitionskosten von gut 1,1 Millionen Euro, zuzüglich der anteiligen Kosten für Grundstück und Verbindung zum im Bau befindlichen Stadtarchiv, geführt.

Zu dieser Entscheidung hat es bereits eine Verständigung mit den Kooperationspartnerinnen und -partnern in der Landesregierung sowie der Stadt Greifswald gegeben. Der Greifswalder Bischof Tilman Jeremias  sagt: „Als Bischof unseres Sprengels Mecklenburg und Pommern schmerzt es mich, dass sich die ohnehin angespannte Finanzlage der Nordkirche durch die Corona-Krise noch einmal erheblich verschärft hat, denn für den Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis und die Region bedeutet diese Entscheidung einen herben Einschnitt. Die Kirchenleitung hofft nun, dass der durch den Beschluss aufgewertete Archivstandort Schwerin mit den Archivalien aus der Mecklenburgischen und der Pommerschen Kirche gute Forschungsmöglichkeiten bietet. Eine Außenstelle in Greifswald ist für die Arbeit mit den Archivalien weiter nutzbar. Der Dank der Kirchenleitung gilt allen, die sich für diese Archivkooperation eingesetzt hatten und speziell dem Land Mecklenburg-Vorpommern dafür, dass es für diese Kooperation eine  großzügige Förderung in Aussicht gestellt hatte.“

Mathias Lenz, Leiter des Dezernates Theologie, Publizistik und Archiv der Nordkirche, erklärt: „Die Nordkirche setzt sich dafür ein, dass mit den an der Erforschung der pommerschen Geschichte Interessierten, den Forschenden, Initiativen und Einrichtungen weiterhin der Dialog konstruktiv geführt wird. Es bleibt ihr ein wichtiges Anliegen, dass das Archivmaterial zur Landes- und Kirchengeschichte Pommerns, für das die Nordkirche Verantwortung trägt, auch weiterhin in Greifswald zugänglich ist.“

Seit Sommer 2018 lagern rund 200 laufende Meter des pommerschen landeskirchlichen Archivgutes in Schwerin. Dabei handelt es sich in der Hauptsache um den zentralen Aktenbestand des früheren Konsistoriums der Pommerschen Evangelischen Kirche mit einer Laufzeit des Bestandes von ca. 1945 bis 2012. Dazu zählen umfangreiche Akten zu anderen kirchenleitenden Gremien der früheren Pommerschen Kirche. Im Bestand Konsistorium spiegeln sich alle Verwaltungsaktivitäten wider, beispielsweise ist dort der gesamte Schriftwechsel mit anderen Behörden, vor allem mit staatlichen Stellen der DDR, zu finden. Seit 2018 wird dieser Bestand durch eine Projektstelle archivarisch erschlossen.

Weitere Informationen rund um die Landeskirchlichen Archive hier

Das künftig in der Nordkirche entstehende Archivgut wird in Kiel übernommen. Deshalb wird dort durch Bausubstanzerhaltung zusätzlich benötigte Archivfläche von etwa 400 laufenden Metern reaktiviert werden. Die Kosten dafür werden sich voraussichtlich auf rund 640.000 Euro belaufen. Diese Mittel stammen aus zweckgebundenen Substanzerhaltungsrücklagen. 

Ein weiterer Baustein des Gesamtkonzeptes für das Landeskirchliche Archiv der Nordkirche ist die digitale Archivierung, an der in den kommenden Jahren intensiv gearbeitet werden soll. Dafür sollen die benötigten personellen Ressourcen bereitgestellt werden.

Im September wird eine neue Steuerschätzung erwartet. Da die Höhe der Kirchensteuer anhand der Lohn- und Einkommenssteuer berechnet wird, sind die staatlichen Steuerschätzungen Grundlage auch für die Schätzung zur Kirchensteuer. Sie belief sich im Juni auf eine Höhe von 470 Millionen Euro an Kirchensteuereinnahmen. Im Haushalt 2020, den die Nordkirche im Februar beschlossenen hatte, war noch mit Einnahmen von 536 Millionen Euro gerechnet worden.

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