Landessynodale beschlossen Haushalt 2021 – Kirchensteuern im Fokus
26. Februar 2021
Kiel. „Unser Ziel muss heißen, Entwürfe für die Zukunft zu schaffen, die wir mit Begeisterung umsetzen. Denn es gilt: Ecclesia semper reformanda! Wie stets in der Vergangenheit, so auch jetzt. Wir haben alle Chancen und die müssen wir jetzt wirklich nutzen!“, so das Fazit von Michael Rapp, Vorsitzender des Finanzausschusses der Nordkirche, in seiner Stellungnahme zum Haushaltsplan der Nordkirche für das Jahr 2021.
Mit diesem beschäftigten sich die Synodalen an ihrem zweiten digitalen Sitzungstag, vor allem mit den konkreten finanziellen Folgen der Corona-Pandemie für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Am Mittag wurde der Haushalt mit großer Mehrheit beschlossen.
Für 2021 rechnet die Nordkirche mit 483 Millionen Euro an Kirchensteuereinnahmen. Das ist ein Minus von etwa 53 Millionen Euro gegenüber dem zurückliegenden Haushaltsjahr, erläuterte Malte Schlünz, Mitglied der Kirchenleitung, bei seiner Einbringung des Haushalts. Die Einnahmen aus Kirchensteuern stellen 91 Prozent der Gesamteinnahmen der Landeskirche in Höhe von 533 Millionen Euro. Hiervon werden zuerst Vorwegabzüge für die Versorgung und weitere gesamtkirchliche Aufgaben in Höhe von etwa 160 Millionen Euro bedient.
Gewinneinbußen, Umsatzrückgänge, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Corona-Steuerhilfegesetze, Schutzschilde für Unternehmen – die Gründe für die Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen sind vielfältig. Dazu zählt auch die rückläufige Entwicklung der Anzahl der Mitglieder als relevante Größe, gleichermaßen durch Kirchenaustritte und durch den demografischen Wandel, so Schlünz. Er machte deutlich: „Der Einnahmenstand vor der Covid-19-Pandemie wird für unsere Finanzplanung bis 2025 voraussichtlich nicht wieder erreicht.“
Besonders sichtbar wird der Einnahmenrückgang bei der Zuteilung der landeskirchlichen Mittel an die 13 Kirchenkreise mit ihren knapp 1.000 Kirchengemeinden: Mit 288 Millionen Euro erhalten diese zwar nach wie vor den weitaus größten Teil der Haushaltsmittel für die kirchliche Arbeit vor Ort, allerdings 48,5 Millionen Euro weniger als noch im Vorjahr (2020: 336,5 Mio. Euro).
Auch die Zuweisungen für die Landeskirche sind deutlich zurückgegangen auf erwartete 66,3 Millionen Euro für 2021 (2020: 77,1 Mio. Euro). Die Folge: Der Haushalt der Landeskirche für den Bereich Leitung und Verwaltung weist nach Verwendung der zweckgebundenen Rücklagen einen Fehlbetrag von 3,2 Millionen Euro aus. Dieser muss durch Entnahme aus der genau für diese Zwecke vorgesehenen Ausgleichsrücklage gedeckt werden.
Mittel für Corona-Nothilfen, Flüchtlingsbeauftragte und Projektarbeit in Übersee
Drei Prozent des Kirchensteuernettoaufkommens, also 14,7 Millionen Euro, werden für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) eingeplant. Er fördert unter anderem Projekte in den Partnerkirchen der Nordkirche in Asien, Afrika und Lateinamerika. Außerdem werden aus den KED-Mitteln auch die Corona-Nothilfen der Partnerorganisationen, wie zum Beispiel von Brot für die Welt und des Lutherischen Weltbundes, mitgetragen.
Die sieben Hauptbereiche der Nordkirche, in denen die gesamtkirchlichen Dienste und Werke geordnet sind, sollen in diesem Jahr 35,7 Millionen Euro (2020: 41,8 Mio. Euro) erhalten. Der Bereich Leitung und Verwaltung (Landessynode, Landeskirchenamt, Kirchenleitung) plant mit 30,6 Millionen Euro (2020: 34,1 Mio. Euro).
Finanzielle Herausforderungen der Zukunft: Konjunktur, Austritte, Personalkosten
Und auf welche finanziellen Herausforderungen muss sich die Nordkirche mittelfristig einstellen? Michael Rapp fasste die einflussreichsten Faktoren zusammen: Zu ihnen zählen die von der Corona-Pandemie beeinflusste konjunkturelle Entwicklung sowie das Austrittsverhalten, erinnerte Rapp an die Ergebnisse der Studie „Kirche im Umbruch –Projektion 2060“. Bei den beiden großen landeskirchlichen Bauvorhaben, der Sanierung des Schleswiger Doms und der Errichtung eines Campus auf der Domhalbinsel in Ratzeburg, sei angesichts der allgemeinen Steigerung von Baukosten noch unsicher, wie hoch die Zuschüsse der Landeskirche am Ende tatsächlich ausfallen werden. Mit dem Thema der Personalkosten sprach der Ausschussvorsitzende ein weiteres Thema für die mittel- und langfristige Planung in der Nordkirche an: „Kann die massive Steigerung der Personalkosten für Pastores und auch überall sonst auf Dauer aufgefangen werden? Die Schere geht weiter auseinander.“
Trotz allem, so das Fazit von Michael Rapp, stehe die Nordkirche angesichts der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung noch relativ gut da. „Ein Abschwung oder gar eine Rezession kommen immer zur falschen Zeit und sind naturgemäß recht unbeliebt, taugen aber als Indikator: Wie gut sind wir wirklich?“
Malte Schlünz ist zuversichtlich, dass der im vergangenen Jahr begonnene Zukunftsprozess der Nordkirche, Horizonte5, dazu beitragen werde, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. „Wir sollten sie als Ansporn für uns alle sehen.“