Neues Domizil für Jüdische Gemeinde Kiel
04. Februar 2019
Schleswig/Kiel. Freude und Dankbarkeit anlässlich der erfolgreichen Suche nach einem neuen Domizil für die Jüdische Gemeinde Kiel: Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), begrüßt das positive Ergebnis der vorangegangenen intensiven Bemühungen. „Wir dürfen nicht unterschätzen, welche bedeutsame Rolle eine Heimstatt für das jüdische Gemeindeleben spielt“, sagte der Bischof heute (4. Februar) in Schleswig.
„Daher freue ich mich, dass unsere gemeinsamen Gespräche und Anstrengungen, um für die jüdische Gemeinde in Kiel eine neue Bleibe zu finden, zu einem so guten Ergebnis geführt haben, und bedanke mich bei allen Beteiligten für das konstruktive Zusammenwirken. Mein besonderer Dank geht an Finanzministerin Monika Heinold und Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer, die mit ihrem Einsatz gezeigt haben, dass ihnen das Anliegen der Jüdischen Gemeinde Kiel besonders am Herzen liegt.“
Die Jüdische Gemeinde Kiel hat nach längerer Suche ein Gebäude in der Waitzstraße 43 gefunden, das künftig als Synagoge und Gemeindezentrum genutzt werden soll. Eine Reihe mehrerer Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von Stadt, Landesregierung und Gemeinde war Anfang 2018 von Bischof Magaard initiiert worden, um die seit mehreren Jahren andauernden Bemühungen um einen neuen Standort für das jüdische Gemeindeleben voranzubringen.
Der Mietvertrag für die bisherigen Räumlichkeiten der jüdischen Gemeinde in der Jahnstraße war zum Jahresbeginn 2019 ausgelaufen. Zudem war die Gemeinde auf der Suche nach einem geräumigeren Objekt mit mehr Nutzungsmöglichkeiten.
An den Findungsgesprächen nahmen unter anderem Finanzministerin Monika Heinold, Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer und Stadtpräsident Hans-Werner Tovar teil. Die Jüdische Gemeinde Kiel wurde durch den Vorsitzenden Dr. Alexander Friedmann, die zweite Vorsitzende Dr. Inna Shames, Walter Joshua Pannbacker und Esther Gutmann vertreten. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Pröpstin Almut Witt; Kirchenkreis Altholstein, Pastorin Anke Wolff-Steger, Kirchengemeinde Schulensee, und Pastor Joachim Liß-Walter, Gesellschaft für Jüdisch-Christliche Zusammenarbeit e.V.
Im August 2018 fand sich mit einem historischen Haus in der Kieler Waitzstraße ein geeignetes Gebäude. Die jüdische Gemeinde konnte einen langfristigen Mietvertrag mit der Möglichkeit eines späteren Ankaufes unterzeichnen.
Dr. Alexander Friedmann sagte anlässlich der Vertragsunterzeichnung: „Wir bedanken uns bei allen Freunden aus den Kirchen, der Kommunal- und Landespolitik sowie der Öffentlichkeit, die zu diesem Erfolg beigetragen haben.
Besonders verbunden sind wir dem Besitzer der Immobilie, dem Kieler Geschäftsmann Jens Bahr, und der Hausverwaltung Klaus Besteher. Beide haben sich dafür eingesetzt, der jüdischen Gemeinde mit diesem Gebäude eine dauerhafte und zuverlässige Lösung anzubieten. Am neuen Standort kann unser lang gehegter Wunsch verwirklicht werden, eine echte Synagoge als Ort des Gebetes, der Begegnung, der Offenheit und des Lernens einzurichten.“
Finanzministerin Monka Heinold äußerte sich ebenfalls erfreut: „Die gemeinsamen Bemühungen von Jüdischer Gemeinde, Stadt und Land haben Früchte getragen. Ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam eine gute Lösung finden konnten. Es ist wichtig, dass das jüdische Gemeindeleben in Kiel wieder eine feste Heimstatt bekommt.“
Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer und Stadtpräsident Hans-Werner Tovar teilten mit: “Das in den letzten Jahren erblühte jüdische Leben in Kiel braucht eine langfristige Heimat und neue Sichtbarkeit in der Stadt. Die Landeshauptstadt Kiel engagiert sich gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein jetzt in einem ersten Schritt auch finanziell in der Waitzstraße, um für die Jüdische Gemeinde Kiel eine neue Synagoge zu schaffen. Allerdings benötigt auch die Jüdische Gemeinde in der Wikingerstraße neue Räumlichkeiten, für die wir uns ebenfalls stark machen. Entsprechende Gespräche werden derzeit geführt. Das ist ein starkes Zeichen in einer Zeit, in der in Deutschland in Teilen der Gesellschaft offener Antisemitismus wieder salonfähig geworden ist.“
Hintergrund:
Die Jüdische Gemeinde Kiel wurde 2004 gegründet und hat sich in den letzten zehn Jahren auf über 200 Mitglieder mehr als verdoppelt. Das künftige Gemeindezentrum bietet architektonisch und im Blick auf seine verkehrsgünstige Lage ideale Bedingungen für das Leben der Gemeinde. Das Gebäude wurde zudem schon vorher als religiöser Versammlungsraum einer Freikirche genutzt. Der Umzug in die neuen Räumlichkeiten ist im Frühsommer geplant.