Nordkirchen-Präses stellt Verkaufs-Verbot von Kirchen an Muslime in Frage
07. Februar 2013
Hamburg. Andreas Tietze, Präses der evangelischen Nordkirche, hat das kircheninterne Verbot, entwidmete Kirchengebäude als Moscheen zu nutzen, zur Debatte gestellt. Der "tageszeitung" sagte er: "Alle drei Religionen (Juden, Christen Muslime, Anm. der Red.) haben die gemeinsame abrahamitische Wurzel. Deshalb erschließt sich mir die Regelung auch nicht ganz."
Anlass ist der Verkauf der bereits 2002 entwidmeten evangelischen Hamburger Kapernaum-Kirche an den islamischen Verein Al-Nour. Die Moschee-Gemeinde hatte die Kirche bereits im Dezember 2012 von einem Hamburger Kaufmann erworben, dem das Gotteshaus von der Kirche bereits 2005 verkauft worden war.
Tietze: Thema nicht in Islamophobie abgleiten lassen
"Ich finde es wichtig, dass dieses Thema nicht in Islamophobie abgleitet", sagte Tietze der "taz". Die Kapernaum-Kirche sei zu einer Zeit verkauft worden, als es die Rechtsverordnung noch nicht gab. Das Thema "Moscheen" dürfe in Deutschland nicht dazu verwendet werden, um Christen und Muslime gegeneinander in Stellung zu bringen, sagte Tietze.
Wunsch nach "ergebnisoffenem Diskussionsprozess"
Er wünsche sich, im Rahmen des interreligiösen Diskurses einen "ergebnisoffenen Diskussionsprozess" zu führen. "Wir werden keine Diskussion unterdrücken, ganz im Gegenteil", sagte Tietze. Doch Rechtsverordnungen seien "Menschenwerk", die man auch ändern könne. Dies müsse theologisch diskutiert werden. Interreligiöser Dialog heiße auch, Unterschiede zu benennen. Tietze: "Ich habe mir da noch keine abschließende Meinung gebildet."