Nordkirchensynode beschließt Klimaschutzgesetz und Erklärung zu Flüchtlingen
28. September 2015
Lübeck-Travemünde. Die Nordkirche will bis 2050 CO2-neutral sein. Ein entsprechendes Klimaschutzgesetz wurde von der Landessynode der Nordkirche am Sonnabend in Lübeck-Travemünde beschlossen. Nach den Worten von Synodenpräses Andreas Tietze ist die Nordkirche damit die erste Landeskirche der EKD, die sich "ein verbindliches klimapolitisches Ziel" gesetzt hat.
Mindestens 0,8 Prozent der jährlichen Kirchensteuermittel sollen dafür verwendet werden. Gemessen am aktuellen Haushalt wären dies jährlich mindestens 2,7 Millionen Euro.
Zur aktuellen Flüchtlingssituation verabschiedeten die 156 Synodalen aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern nach dreitägiger Debatte eine Erklärung, die von der Kirchenleitung vorgelegt worden war. "Mit Freude und Dankbarkeit" nehme die Synode zur Kenntnis, "in welchem beispiellosen Ausmaß Flüchtlingen in unserer Gesellschaft Hilfe zuteil wird", heißt es darin.
Bischof Ulrich: Ursachen für Flucht hinterfragen
Die Unterstützung für Flüchtlinge dürfe sich "nicht auf Nothilfe beschränken". Vielmehr müsse auch nach den Ursachen für Flucht und Vertreibung gefragt werden. "Unsere Lebensweise ist mitverantwortlich für die vielerlei Krisen auf der anderen Seite des Globus", sagte Landesbischof Gerhard Ulrich. "Wir haben nicht die Freiheit, den Flüchtlingen das Teilen unseres Reichtums zu verweigern." Leidenschaftlich plädierte er für die Einlösung der Menschenrechte gemäß der Genfer Flüchtlinskonvention: "Wir brauchen ein Zuwanderungs- und Einwanderungsrecht", sagte er.
Die Landessynode fordert in der Erklärung, das Recht auf ein faires Asylverfahren, eine sorgfältige Einzelfallprüfung sowie die Gewähr der bestehenden Rechts- und Leistungsansprüche jedem Asylbewerber unterschiedslos zu garantieren. "Unterschiede zu machen zwischen Flüchtlingen nach Herkunftsländern oder Nützlichkeitserwägungen widerspricht dem christlichen Menschenbild."
Tietze: "Helft den Flüchtlingen"Steht auf der Seite der Schwachen!"
Laut Synodenpräses Tietze hat die Synode hier "entschieden, mutig und klar Profil gezeigt". Die Botschaft laute: "Helft den Flüchtlingen. Steht auf der Seite der Schwachen!" Gerade im Engagement und in den Aktivitäten der Ortsgemeinden werde deutlich, "dass wir als Kirche in dieser Situation vor Ort und mittendrin sind".
Zum Themenschwerpunkt "Zukunft der Ortsgemeinde" verabschiedete die Synode ein "Eckpunkte-Papier". Darin werden insbesondere Gemeinden im ländlichen Raum dazu ermutigt, neue Formen kirchlichen Lebens und missionarischen Handels auszuprobieren und zu gestalten. Auch unkonventionelle Möglichkeiten sollen "probeweise durchgeführt werden können, für die gegebenenfalls der rechtliche Rahmen noch geschaffen werden muss", heißt es darin.
Bischöfin Fehrs: Kirche "als einzige Institution überall vor Ort"
Ortsgemeinden auf dem Land gehörten manchmal zu den "letzten zivilgesellschaftlichen Akteuren", sagte der Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn. Auch in einer sich rasant wandelnden Welt hätten sie die Kraft, Menschen im Nahbereich zu beheimaten. In Hamburg gehören Kirche und Diakonie nach den Worten von Bischöfin Kirsten Fehrs zu den "wichtigsten zivilgesellschaftlichen Kooperationspartnern auf Senats- und Bezirksebene". Kirche sei im Gespräch, "weil sie als einzige Institution überall vor Ort ist", sagte sie.