Ökumenische Kapelle in Justizvollzugsanstalt eingeweiht
02. April 2018
Waldeck/Schwerin. Die neugestaltete ökumenische Kapelle in der Justizvollzugsanstalt Waldeck (Gemeinde Dummerstorf bei Rostock) ist heute (2. April) eingeweiht worden. Gefangene und Bedienstete der Justizvollzugsanstalt (JVA) feierten aus diesem Anlass gemeinsam mit Vertretern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), des Erzbistums Hamburg, des Justizministeriums Mecklenburg-Vorpommerns und weiteren Gästen einen ökumenischen Gottesdienst.
Nach mehrjährigen Umbauarbeiten ist zusammen mit der neu gestalteten Kapelle ein Ensemble aus unterschiedlichen Bereichen entstanden. Diese können sowohl für Seelsorge und Besinnung als auch für Gottesdienste und Bildungsarbeit sowie größere Veranstaltungen genutzt werden. Im Zuge des Umbaus haben Gefangene die Kapelle unter künstlerischer Begleitung selbst ausgestaltet. Das Projekt wurde unterstützt von der Landesregierung und der JVA Waldeck, der Nordkirche und dem Erzbistum Hamburg sowie der Stiftung „Kirche mit Anderen in Mecklenburg-Vorpommern“ und dem Bonifatiuswerk.
In seiner Predigt betonte Landesbischof Gerhard Ulrich (Nordkirche) im Gottesdienst: „Dieser Ort mag wie eine schützende Arche sein, um im Stillen bei Gott oder im Gespräch mit einem Seelsorger, einer Seelsorgerin etwas loszuwerden und dann auch wieder aufzubrechen, mit Hoffnung und Kraft auf Erneuerung. Wer in diesen Raum kommt, spürt sofort: Hier ist etwas anderes dran. Hier ist das Leben nicht grau, sondern hat viele Farben. Hier kann ich sein, hier bin ich so kostbar und wertvoll, wie von Gott gemeint.“
Weihbischof Horst Eberlein (Erzbistum Hamburg) sagte bei der Weihe der Kapelle: „Eine Kapelle in einem Gefängnis ist genauso eine Notwendigkeit wie ein Gebetsraum in einem Krankenhaus. Denn so ein Ort ist Ausdruck für die Suche der Menschen nach Antworten auf die vielen Fragen des Lebens und er ist Zeichen Gottes für die Begleitung auf diesem Weg. Die kleine Kapelle und die Hilfe der Gefängnisseelsorger sind Gegenpol zur Eintönigkeit des Alltags hinter Gefängnismauern. Hier kann es für Häftlinge und Angehörige Besinnung geben, vielfältige Begleitung und den Mut zum Neuanfang.“
Justizministerin Katy Hoffmeister hob hervor: „In einer Kapelle kommt fast jeder zum Nachdenken. Auf dem Weg der Resozialisierung ist dieses Nachdenken entscheidend. Wenn der Glaube Strafgefangene an die Hand nehmen und helfen kann, sie von einem Leben ohne neue Straftaten zu überzeugen, dann leistet die Seelsorge einen wichtigen Beitrag zum Opferschutz. Kirche soll allen Halt geben, die aufgefangen werden wollen, auch hinter Gittern. Gebetsräume sind dabei unverzichtbar.“
Hintergrund:
Bereits 2014 hatte die JVA den Raum für seelsorgerliche Gespräche zur Verfügung gestellt. Seitdem wurde er auch als Kapelle genutzt. Unter der künstlerischen Leitung der mecklenburgischen Bildhauerin und Holzschneiderin Barbara Wetzel hatten Gefangene Ostern 2017 damit begonnen, die Fenster- und Altargestaltung zu entwerfen, die sie daraufhin in Teilen selbst herstellten: Den Einbau an den Außenfenstern übernahm die Schlosserei der JVA Waldeck; der Altar wurde in der Tischlerei gefertigt. Die aufwendig gestalteten Fenster und handgefertigte Holzschnitzereien verleihen dem Raum eine besondere Atmosphäre. Die Kapelle kann durch Öffnen einer Schiebewand zum Mehrzweckraum erweitert werden.
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