Partnerschaftsvertrag mit rumänischer Kirche unterzeichnet
01. November 2019
Greifswald. Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), und Dezsö Zoltán Adorjáni, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien, haben heute (1. November) in der Kapelle im Lutherhof in Greifswald eine Partnerschaftsvereinbarung in Anwesenheit zahlreicher Vertreterinnen und Vertreter weiterer ökumenischer Partnerkirchen der Nordkirche unterzeichnet. Sie hatten am gestrigen Reformationstag als Gäste bei der Einführung von Tilman Jeremias als Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche teilgenommen.
Im September 2018 hatte die I. Landessynode der Nordkirche beschlossen, die Partnerschaft zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien zu vertiefen. Im Vertrag bekräftigen beide Kirchen, sich im Gebet, durch Austausch und Begegnungen gegenseitig zu stärken und zu unterstützen. Gemeinsam wollen sie sich in ihrer kirchlichen und diakonischen Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen sowie ökumenische Verbindungen in internationalen Netzwerken vertiefen.
Bischof Dezsö Zoltán Adorjáni, Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien, hob in seiner Ansprache hervor: „Heute wird unsere Beziehung auf ein neues Niveau gehoben. Gemeinsam haben wir jede Menge Möglichkeiten zur Entfaltung und zur Entwicklung, denn zu unseren schönsten Aufgaben gehören der Aufbau und die Bereicherung der Gemeinschaft. Wir werden den Partnerschaftsvertrag gerne einhalten, da wir christliche Kirchen sind und unser Maß Christi Gerechtigkeit ist.“
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Die Nordkirche ist mit über 30 Kirchen in weltweiten Partnerschaften verbunden, erinnerte Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt. „Ich freue mich, dass wir diesen Vertrag heute im Kreis vieler weiterer ökumenischen Partnerinnen und Partner unterzeichnen können. Wir blicken mit einem besonderen ökumenischen Interesse zu unserer Partnerkirche in Rumänien und erleben diese Verbundenheit insbesondere als gemeinsame Herausforderung zum ökumenischen Lernen. Und das vor allem aufgrund der besonderen Situation in der sogenannten ‚doppelten Minderheit‘, in der unsere überwiegend ungarischsprachige Partnerkirche in Rumänien lebt und arbeitet.“
Die Landesbischöfin weiter: „Gemeinschaft aber untereinander kann nur wachsen durch kontinuierliche und verlässliche Begegnungen, durch kontinuierliches Gespräch, gemeinsame Glaubenspraxis, geteiltes Leben, gegenseitige Anteilnahme und Unterstützung in Herausforderungen und Chancen und im Gebet füreinander. All dem dient der Partnerschaftsvertrag, den wir heute unterzeichnen. Durch den Vertragstext wird dem gegenseitigen Besuch von Konfirmandengruppen ebenso der Weg bereitet wie einem gemeinsamen Nachdenken darüber, wie wir an die gute Tradition des Gastvikariats – nun in beide Richtungen – wieder anknüpfen können.
Gottes guter Geist möge unsere Partnerschaft auch weiterhin schützen und begleiten. Möge auch diese Partnerschaft dazu dienen, uns im gemeinsamen Christus-Zeugnis zu ermutigen und zu bestärken. Und möge sie die Freude daran fördern, das Evangelium zu verkünden – bis an die Enden der Erde!“
Hintergrund:
In Rumänien gibt es vier protestantische Kirchen, die in der Zeit der Reformation vor allem in Siebenbürgen entstanden sind: die Reformierte Kirche (ca. 460.000 Mitglieder), die Unitarische Kirche mit circa 70.000 Mitgliedern, die Evangelische Kirche A.B. (Augsburgischen Bekenntnisses) in Rumänien mit 12.840 Mitgliedern sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien. Dabei ist die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien vorwiegend deutschsprachig, die Reformierte, die Unitarische und die Evangelisch-Lutherische Kirche überwiegend ungarischsprachig. Der weitaus größte Teil der Protestantinnen und Protestanten lebt in Siebenbürgen. Die 1921 gegründete Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien hat 30.700 Mitglieder in 37 Gemeinden und 116 Diasporagemeinden.
Einen Austausch zwischen den Kirchen gibt es seit vielen Jahren sowohl auf der landeskirchlichen als auch auf der gemeindlichen Ebene. Außerdem arbeiten die Diakonischen Werke Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern mit verschiedenen Organisationen in Rumänien zusammen. So fördert das Diakonische Werk Hamburg unter anderem ein Multiplikatoren-Projekt, das die Bildungserfolge junger Roma erhöhen und sie bei der Berufswahl und der Integration an den Universitäten unterstützen soll, und vernetzt Einrichtungen, die zum Thema Menschenhandel und Arbeitsausbeutung arbeiten. Im Rahmen eines Fachaustausches zwischen Beratungseinrichtungen in Hamburg und Rumänien haben Sozialarbeiterinnen und -arbeiter die Gelegenheit zur Hospitation bei der jeweils anderen Organisation.
Am morgigen Sonnabend (2. November) nehmen die ökumenischen Vertreterinnen und Vertreter der Partnerkirchen ebenfalls an den Feierlichkeiten anlässlich des vor 20 Jahren geschlossenen Partnerschaftsvertrages der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen mit der damaligen pommerschen Kirche teil. Die Partnerschaft wird von der 2012 gegründeten Nordkirche weitergeführt. Die Stationen der Feierlichkeiten liegen beiderseits der Grenze: in Rosow, Neu-Rosow (bei Gartz an der Oder, Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis) sowie in Stettin.