26. Oktober 2021 | Schlosskirche Schwerin

Predigt im Ökumenischen Gottesdienst im Schweriner Schloss

26. Oktober 2021 von Kristina Kühnbaum-Schmidt

Gottesdienst vor der konstituierenden Sitzung des Landtags in Mecklenburg-Vorpommern

I
Etwas Neues beginnen. Aufbrechen. Losgehen. Planen und Gestalten. Neuen Anfängen wohnt etwas Zauberhaftes inne. Ein gewisses Knistern liegt in der Luft — die Verheißung und Hoffnung auf Zukunft. Neue Perspektiven eröffnen sich… wie wunderbar!

Immer wieder sehnen sich Menschen danach, neue Perspektiven zu entdecken. Besonders dann, wenn Gewohntes überhand nimmt oder das Leben aussichtslos zu werden scheint. Wenn deutlich ist: das Leben muss sich ändern, ohne dass schon klar ist, was das genau und konkret heißt.

Nicht nur wir heute, auch die Menschen, von denen die Bibel berichtet, haben das so empfunden. Und mitten hinein in die Sehnsucht, das eigene Leben möge neue und gute Zukunftsperspektiven finden, spricht Gott seine Zusage: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. Eine Zusage, die zuerst, aber nicht nur Abraham gilt.

Auch Sie, liebe Landtagsabgeordnete, begeben sich auf die Suche nach neuen Perspektiven. Für sich selbst, aber vor allem: für die Menschen in unserem Bundesland. Sie haben für ein wichtiges Amt in unserer parlamentarischen Demokratie kandidiert: für das Amt eines, einer Abgeordneten im Landtag! Und: Sie wurden gewählt. Dazu gratulieren wir Ihnen herzlich!

Mit Ihrer Wahl zur oder zum Landtagsabgeordneten sind sicher viele Erwartungen verbunden — Erwartungen derer, die Sie gewählt haben sowie ihre Erwartungen und Ansprüche, die Sie an sich selbst haben. Und nicht zuletzt sind da natürlich die politischen Vorhaben, die Sie umsetzen möchten.

Manche von Ihnen haben zum ersten Mal ein Mandat im Landtag inne, andere sind bereits erfahrene Mandatsträger, manche sind zukünftig von der großen Verantwortung in einem Regierungsamt befreit und übernehmen eine neue Verantwortung als Abgeordnete und andere gehen erneut oder zum ersten Mal auf eine größere Verantwortung in der Landesregierung zu. Für all diese unterschiedlichen Wege in der gemeinsamen Aufgabe der Verantwortung für unser Bundesland Mecklenburg-Vorpommern haben Sie in den letzten Wochen sicher viele Glückwünsche, vielleicht auch gute Ratschläge erreicht. Auch wir möchten Ihnen heute etwas wünschen: Wir wünschen Ihnen für Ihre Aufgaben Gottes reichen Segen! Der Segen, den Gott nach den Berichten der Bibel Abraham für seinen Weg, seinen Aufbruch ins Neue zugesprochen hat, dieser Segen möge auch Sie begleiten und behüten: Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.

II
Von Gott gesegnet werden, was bedeutet das eigentlich?
Ich will es so sagen: Gott sieht dich freundlich an und beschenkt dich: mit Zukunft, mit Lebensmöglichkeiten, die alles andere als selbstverständlich sind. Auf deinem Weg durch das Leben gilt dir Gottes Güte und Wohlwollen, seine Zuwendung und seine Liebe. Und gesegnet ist dein Leben auch dann, wenn es schwach und verletzlich ist, wenn es angefragt wird oder als ein ein gebrochenes Leben empfunden wird: Gottes Zuwendung bleibt bestehen.

Wenn wir Menschen einander Gottes Segen zusprechen, dann erinnern wir uns daran, dass wir nicht allein unterwegs sind, dass wir auch Verantwortung nicht allein tragen und die dabei entstehen Fragen und Herausforderungen jeweils nicht mit uns allein ausmachen müssen. Denn der Segen Gottes eröffnet einen Beziehungsraum — einen Raum, in dem wir Menschen mit Gott als Gegenüber rechnen. Als ein Gegenüber, dem wir uns anvertrauen können. In Gebet und Fürbitte, mit dem, was uns glücklich macht wie mit dem, was uns beschwert. Im Beziehungsraum, den der Segen Gottes eröffnet, muss auch das, was schwer ist, nicht draußen bleiben. Es darf sein, es darf benannt werden - denn auch das ist es, was uns menschlich macht.

Wir wünschen Ihnen heute diesen Segen Gottes. Er möge für Sie in Ihrem persönlichen Leben wie in Ihrer Arbeit als Abgeordnete wichtig und heilsam sein. Denn als Landtagsabgeordnete wie als Regierungsmitglieder stellen sie sich für eine herausfordernde Aufgabe zur Verfügung: Sie übernehmen Verantwortung für unser Gemeinwesen und seine Gestaltung. Und sie sollen und müssen dabei Entscheidungen treffen, die das Wohl aller Bürgerinnen und Bürger und nicht nur das der jeweils eigenen Wählerschaft im Blick haben. Bisweilen wird das keine leichte Aufgabe sein, sondern eine, die Sie auch in Konflikte, innere wie äußere, führen kann. Das ist eine Herausforderung, für die es immer wieder neu Lösungen zu finden gilt. Gut, wenn Sie sich dabei an Gottes segnenden Zuspruch erinnern und orientieren und so die von Gott uns allen geschenkten Lebensmöglichkeiten ergreifen und nutzen können: für Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit, die nicht nur denen gelten, die uns besonders nahestehen, sondern allen Menschen. Für die Bewahrung der Schöpfung, damit das Leben auf der Erde auch für unsere Kinder und Kindeskinder lebenswert und wundervoll — voll der Wunder — sein kann. Für ein soziales Miteinander, das allen Menschen gleichermaßen Teilhabe ermöglicht. Für Frieden und Gerechtigkeit.

In diesen und anderen Aufgaben möge Gottes Segen Sie daran erinnern: Segen ereignet sich in Beziehungen — in der Beziehung zu Gott, in der Beziehung zu anderen Menschen. Wir Menschen sind geradezu Beziehungswesen, angewiesen auf Gemeinschaft und Miteinander, so anstrengend das auch zuweilen sein mag. Der Auftrag, den wir alle miteinander in unserer Gesellschaft haben und für den Sie als Abgeordnete in besonderer Weise Verantwortung übernehmen, lautet deshalb: Freiheit in der Gemeinschaft ermöglichen. Denn die Möglichkeiten und Gaben, die Gott uns allen schenkt und zur Verfügung stellt, gilt es verantwortungsvoll und in Freiheit zu nutzen. Und zugleich und ebenso gilt es, dabei andere Menschen und ihre Möglichkeiten, aber auch ihre Sorgen und Nöte nicht aus dem Blick zu verlieren.

Dabei beschützt und behütet, ermutigt und bewahrt Gottes Segenskraft. Sie will nicht gehortet, sondern geteilt werden. Damit sie fließen kann, von Gott zu uns Menschen, von Mensch zu Mensch. Ein großer Kreislauf von schöpferischer Segenskraft, der uns und unsere Welt beständig belebt und erneuert. Auch dafür, wie das gelingen kann, stehen die Segensworte Gottes: Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.

 

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