Premiere: Landesbischof hält Andacht in Justizvollzugsanstalt Stralsund
20. Mai 2016
Landesbischof Gerhard Ulrich hat am 19. Mai erstmals die Justizvollzugsanstalt (JVA) Stralsund besucht. "Kirche ist da für Menschen in schwierigen Situationen", sagte Ulrich in seiner Andacht. "Jesus will hier an diesem Ort sein. In dieser JVA."
Für Ulrich war es der dritte Besuch in einer Justizvollzugseinrichtung in Mecklenburg-Vorpommern. Bereits im Dezember 2015 und im Juli 2014 hatte der Landesbischof die Jugendanstalt Neustrelitz besucht. Eingeladen hatte ihn die Stralsunder Gefangenenmitverantwortung, die Interessenvertretung der Gefangenen. Neben einer Andacht für Gefangene und Mitarbeitende standen Gespräche mit Inhaftierten auf dem Programm.
Landesbischof Ulrich: "Alle sind wir davon abhängig, dass man uns vergibt"
In seiner Andacht erinnerte Ulrich an die Fehlbarkeit des Menschen. So habe Petrus drei Mal Jesus verraten, bevor der Hahn krähte. Ihn habe Jesus aber ebenso aufgesucht wie den Zöllner Zachäus, der sich mit seinen betrügerischen Steuererhebungen außerhalb des Gesetzes gestellt hatte. Ulrich: "Ja, jeder von euch hat einen Fehler gemacht, vielleicht einen großen Fehler." Jetzt müssten sie die Konsequenzen dafür tragen.
Doch Jesus habe auch Petrus vergeben. Ulrich: "Alle sind wir davon abhängig, dass man uns vergibt." Es gebe niemanden, der keine Schwächen hätte. "Wir alle leben davon, dass wir immer wieder neu anfangen dürfen." Er ermutigte die Gefangenen, sich gegenseitig zu stärken, ob im Gottesdienst, beim gemeinsamen Singen und Beten oder im Gespräch mit der Gefängnisseelsorgerin Pastorin Ute Bauer-Ohm.
Die JVA Stralsund hat 190 Haftplätze im offenen und geschlossenen Vollzug für erwachsene Männer. Neben Arbeit und Ausbildung in der Holz- und Metallbearbeitung werden Suchtberatung, Schuldnerberatung und Gruppenmaßnahmen angeboten. Ein evangelischer und ein katholischer Seelsorger sind hier tätig.